Neugestaltung des Teilbereichs M3 Süd der nördlichen Geraaue – EFRE-Maßnahme

Grün- und Waldflächen mit Wegen neben Plattenbaugebiet
Karte: Teilbereich M3 Süd: Luftaufnahme Karte: © Ingenieurbüro Kleb GmbH

Die Bundesgartenschau 2021 als Motor für Stadtentwicklung

2021 findet in der Landeshauptstadt die Bundesgartenschau (Buga) statt. Seit 1951 steht die Buga nicht nur für sorgfältig konzipierte Ausstellungsflächen und eine zeitlich begrenzte Reihe von Veranstaltungen, sie ist darüber hinaus immer auch ein Motor für Stadtentwicklung und ermöglicht langfristig die Aufwertung ganzer Stadtgebiete. Austragungsorte verzeichnen durch Buga-induzierte Stadtentwicklung in der Regel neben positiven Effekten für Tourismus und Wirtschaft eine dauerhafte Steigerung der Lebensqualität.

Durch die Entwicklung eines zusammenhängenden Grünzugs entlang des westlichen Geraufers möchte die Landeshauptstadt Erfurt das Wohnumfeld im bevölkerungsreichen Erfurter Norden dauerhaft aufwerten. Dabei sollen auf einer Länge von ca. 4,5 Kilometern – vom Nordpark bis zum Kilianipark – bereits bestehende Grünanlagen erweitert, aufgewertet und durch neue Parkanlagen zum größten zusammenhängenden Landschaftspark Thüringens – der nördlichen Geraaue – verbunden werden. Diese lokale städtische Strategie baut auf den Analyseergebnissen und festgelegten Handlungsfelder des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts 2020 aus dem Jahr 2008 auf und entwickelt diese entsprechend der neuen Rahmenbedingungen fort.

Der zukünftige, ca. 60 Hektar große Grünzug wird die in den 1970er/80er Jahren entstandenen Großwohnsiedlungen Rieth, Moskauer Platz und Berliner Platz mit einer hochwertigen grünen Infrastruktur aus Parkanlagen mit ruhigen, erholsamen Bereichen sowie Spiel- und Sportplätzen versorgen. Gleichzeitig fungiert er als grüner Korridor, der – ergänzt durch den neuen durchgängigen Gera-Radweg von der Stadt in die offene Landschaft – die nördlichen Wohnsiedlungen mit der City verbindet. Auf Höhe Berliner Platz und Moskauer Platz werden die geplanten „Geraterrassen“ mit vielfältigen Nutzungsangeboten räumlich und funktional zwischen den Stadtquartieren und der Geraaue vermitteln. Neben den städtebaulichen und ökonomischen Vorgaben finden beim Konzept Nördliche Geraaue auch die Belange des Natur- und Hochwasserschutzes sowie des Denkmalschutzes Berücksichtigung.

Für die nördliche Geraaue wurde 2014 ein freiraumplanerischer Wettbewerb durchgeführt, aus dem von 31 eingereichten Arbeiten das Büro geskes.hack Landschaftsarchitekten, Berlin in Arge mit Kleyer.Koblitz.Letzel.Freivogel Gesellschaft von Architekten, Berlin als Sieger hervorging.

Die Gesamtmaßnahme Nördliche Geraaue gliedert sich in acht Teilabschnitte M1 bis M8.

Teilabschnitt M3 Süd

Der Vorhabenbereich M3 Süd – Parkanlage nördliche Geraaue inklusive Teich – erstreckt sich von der südlichen Grenze des Bereichs M3 Nord bis zur südlichen Grenze des Fördergebietes Moskauer Platz. Die Bearbeitungsgrenze bildet im Osten die Geraaue mit der Gera und im Westen die Wohnbebauung.

Das Thema Wasser spielt eine wichtige Rolle in der Gesamtplanung. Die Gera zeigt sich im Bereich M3 Süd nach dem Umbau des Wehrs Teichmannshof durch das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz mit abgeflachten Ufern, die das Gewässer erlebbar machen und zum Aufenthalt in den Bereichen entlang des Flusslaufs einladen. Zusätzlich entsteht in diesem Vorhabenbereich ein neuer Teich, an dessen langem Uferbereich der Jugendclub nebst Terrasse und geplanter Gastronomie zu einem Höhepunkt werden kann. Hier, abseits der Altstadt, entsteht die Möglichkeit, ein neues Ziel für Erholungssuchende zu schaffen. Das Wasser für den Teich stammt aus den Talsperren Tambach-Dietharz und Schmalwasser und wird über den Westring der Thüringer Fernwasserversorgung nach Erfurt geleitet, nachdem die zweite Rohrleitung des Doppelleitungssystems aufgrund des gesunkenen Trinkwasserbedarfs nicht mehr benötigt und einer neuen Nutzung zugeführt wird. Dieser künstliche Teich ergänzt das durch die Gera gegebene Erholungspotenzial und belebt es wieder.

Die neue Geraterrasse dient nicht nur als räumliche Verbindung zwischen dem landschaftlich reizvollen Auenpark im Osten und der Großwohnsiedlung im Westen, mit der Bündelung naturnaher Aufenthaltsbereiche und generationsübergreifender Spiel- und Freizeitangebot schafft sie auch funktionale und soziale Verknüpfungen.

Der Vorhabenbereich M3 Süd soll ab Frühjahr 2020 saniert werden. Die Planung erfolgt durch das Büro geskes.hack Landschaftsarchitekten aus Berlin.

Hierfür sind folgende Maßnahmen vorgesehen:

  • Anlage der Geraterrasse am westlichen Rand als räumliche und funktionale Vermittlung zwischen Wohngebieten und Geraaue
  • Gestaltung einer Fußgängerpromenade entlang der östlichen Außenkante der Geraterrassen als Übergang zum Auenbereich
  • Anlage zweier generationsübergreifender Motorikstationen mit Outdoor-Fitness-Geräten im Bereich der Geraterrasse
  • Integration des vorhandenen Jugendzentrums in die Parkgestaltung
  • Bau eines rund 10.000 m² großen Teiches
  • Anpassung des Geländes im Bereich des Brückenkopfs an die neue Fuß- und Radwegbrücke über die Straße der Nationen
  • Erneuerung der Parkwege und Ergänzung um neue Wegachsen
  • Ergänzung offener Wiesenflächen mit neuen Baumpflanzungen
  • Überarbeitung des Abenteuerspielplatzes im Auenbereich östlich des Mühlgrabens

Darüber hinaus sind flankierende bauliche Maßnahmen vorgesehen, die teilweise bereits begonnen haben, wie zum Beispiel:

  • Ersatzneubau einer barrierefreien Fuß- und Radwegbrücke über die Straße der Nationen
  • Umverlegung des Marbachs im Rahmen der Renaturierung
  • Entwicklung des Wohngebiets Tallinner Straße durch eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft
  • Bau eines Schauwasserkraftwerks durch die Thüringer Fernwasserversorgung
  • Bau einer Seeterrasse am Jugendzentrum als Ingenieurbauwerk

Darüber hinaus sind flankierende Renaturierungsmaßnahmen durch die Thüringer Landesanstalt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz durchgeführt worden:

  • Rückbau des Wehrs Teichmannshof zur Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Gera gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtlinie
  • Gestaltung der Gera als naturnahes, erlebbares Gewässer durch Anlage einer Sohlgleite, Verbreiterung des Flusslaufs und Abflachung der Uferbereiche

Finanzierung

Für die Umsetzung der Maßnahmen sind EFRE-Finanzhilfen in Höhe von 4.114.720 Euro bewilligt.