Verkehrskonzept Äußere Oststadt

parkende Autos und Lastwagen auf der Straße
Foto: Verkehrssituation Äußere Oststadt, Bestand Foto: © StadtLabor, Leipzig

1 Anlass

Die Landeshauptstadt Erfurt verzeichnet seit 2005 durch zahlreiche Zuzüge eine positive Bevölkerungsentwicklung, die sich auch nach jüngster Prognose fortsetzen wird. Damit verbunden ist eine wachsende Nachfrage nach Wohnraum in der Altstadt und in Innenstadtnähe. Aufgrund der erschöpften Sanierungstätigkeit in den Altbaubeständen ist ein stark ansteigender Bedarf an Flächen für innerstädtischen Geschosswohnungsbau festzustellen. Aus diesem Grund beabsichtigt die Stadt Erfurt, die ausgedehnten Brachflächen zwischen Krämpfervorstadt und der Bahnlinie nach Nordhausen schrittweise als neuen, energieeffizienten urbanen Stadtteil zu entwickeln.

Mit dem "Integrierten städtebaulichen Rahmenkonzept Äußere Oststadt", das im Januar 2016 durch den Stadtrat beschlossenen wurde, liegt der Stadt Erfurt eine informelle Planung vor, die eine ganzheitliche Entwicklungsperspektive für die Äußere Oststadt aufzeigt und den vielschichtigen Rahmenbedingungen des Stadtgebiets und seiner einzelnen Teilflächen Rechnung trägt. Das Konzept zeigt übergeordnete städtebauliche, landschaftliche und verkehrliche Strukturen auf, die über einen längeren Zeitraum entwickelt werden sollen. Das fachübergreifende Planwerk dient als Orientierungsrahmen für die räumliche Organisation und Basis für weitere Konzepte und Planungsschritte.

Die in ihren Grundzügen dargestellte Entwicklungsperspektive verlangt eine zeitnahe Erarbeitung vertiefender Fachkonzepte (Verkehrskonzept, Energiekonzept etc.), da diese die schrittweise Entwicklung einzelner Quartiere aufeinander abstimmen und somit gleichzeitig –  im Sinne eines Gesamtkonzepts – die Funktionsfähigkeit des Stadtteils garantieren. Sie sind Voraussetzung für die Entwicklung der Äußeren Oststadt.

2 Wesentliche verkehrliche Ziele aus dem Integrierten städtebaulichen Rahmenkonzept Äußere Oststadt

Ziel des Rahmenkonzepts Äußere Oststadt ist es, das Stadtgebiet besser mit den benachbarten Stadtteilen zu verknüpfen und ein attraktives Netz für Fußgänger und Radfahrer anzubieten, um ein nachhaltiges Verkehrsverhalten zu fördern. Die Erschließungsstruktur greift daher im Wesentlichen das bestehende Straßen- und Wegenetz der Inneren und Äußeren Oststadt auf und ergänzt es.

Innerhalb des Gebiets soll mit der Verlängerung der Straße Am Alten Nordhäuser Bahnhof ein neues erschließendes Rückgrat entstehen, das die bisher unverbundenen Bereiche der Äußeren Oststadt verknüpft und zugleich die zentrale Erschließungsfunktion der ICE-City übernimmt. Die von dem zentralen Erschließungsnetz abzweigenden Wohnstraßen sollen die Entwicklungsflächen in den Quartieren erschließen. Notwendige Stellplätze sind auf dem jeweiligen Baugrundstück nachzuweisen. Zur Gewährleistung der Freiraumqualitäten sollen private Tiefgaragen/Quartiersgaragen eine wesentliche Rolle spielen.

Um eine attraktive Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu erreichen, sieht das Rahmenkonzept mittel- bis langfristig die Möglichkeit der Errichtung einer neuen Stadtbahnlinie durch das Gebiet vor. Bis zu deren Realisierung soll die Erschließung über den Busverkehr erfolgen. Die für die Anlage der Stadtbahn notwendigen Flächen sind frei zu halten. Alternative Mobilitätsformen und Verknüpfungen, wie z. B. eine verstärkte Fahrrad- oder E-Bike-Nutzung, die verbesserte Integration von Carsharing-Angeboten, sind in den weiterführenden Planungen durch entsprechende Flächenangebote quartiersbezogen zu berücksichtigen.

3 Lage im Stadtgebiet | Abgrenzung

Der Planungsraum "Äußere Oststadt" befindet sich östlich der Erfurter Innenstadt und ist ein Teilgebiet des Stadtteils Krämpfervorstadt. Der hier betrachtete Bereich umfasst im Wesentlichen das während der Gründerzeit angelegte Stadtgebiet östlich der Halleschen Straße/Werner-Uhlworm-Straße bis zum Bahndamm der Strecke Erfurt–Nordhausen sowie südlich der Leipziger Straße über die Flächen des Güterbahnhofs bis an das Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs Erfurt.

Im Westen schließt sich unmittelbar die Innere Krämpfervorstadt – die sogenannte Innere Oststadt – an, im Norden das Wohngebiet Hanseviertel sowie das Gewerbegebiet "Greifswalder Straße", im Süden das Bahngelände mit dem geplanten Projekt "ICE-City-Ost". Vom Anger, dem zentralen Platz im Stadtzentrum, beträgt die Entfernung zum westlichen Rand des Gebiets (Werner-Uhlworm-Straße) etwa 1,0 Kilometer. Der Hauptbahnhof liegt vom südwestlichen Rand des Plangebiets (Auffahrt Güterbahnhof) nur ca. 400 Meter entfernt.

Die Abgrenzung entspricht dem seit dem 14.12.1996 förmlich festgelegten Sanierungsgebiet KRV 421 "Äußere Oststadt", abzüglich des Areals nördlich der Leipziger Straße und umfasst eine Fläche von ca. 60 Hektar.

4 Zielstellung der Verkehrsstudie

Ausgehend von den Planungsüberlegungen und Zielstellungen des "Integrierten städtebaulichen Rahmenkonzepts Äußere Oststadt" sollen mittels einer Verkehrsstudie die verkehrlichen Auswirkungen, die mit der Umsetzung des Konzepts einhergehen, vertiefend unter-sucht und mögliche Erschließungsvarianten dargestellt werden.

Mit der Entwicklung des innenstadtnahen Wohnstandortes der äußeren Oststadt soll gleichzeitig ein nachhaltiges und der Standortspezifik angepasstes Mobilitätskonzept erarbeitet werden, dass sowohl die bestehenden Defizite angrenzender Gebiete berücksichtigt wie auch stärker als in anderen Wohngebieten zeitgemäße und alternative  Mobilitätsformen befördert und verknüpft. Mit der präferierten Zielstellung eines "multimodalen Erschließungssystems" sollen attraktive Voraussetzungen für den Fuß- und Radverkehr geschaffen werden. Rückgrat des Konzepts wird ein leistungs-fähiger und hoch attraktiver Nahverkehr sein, bei dem adäquat zum Besiedlungsfortschritt auch der Einsatz neuartiger emissionsloser  Verkehrsmittel bis hin zum Einsatz autonom verkehrender Elemente denkbar ist.

Langfristiges Ziel ist dabei der Bau einer neuen Stadtbahntrasse durch das Gebiet. Um die  Pkw-Haltungsquote und somit den Stellplatzbedarf zu reduzieren, sollen vorwiegend in Haltestellenbereichen Mobilitätsstationen mit Car-Sharing-Standorten, Abstellanlagen für Fahrräder, ggf. Leihradstationen, ergänzt mit Elektroladestationen, eingerichtet werden. Damit werden Anreize geschaffen, über konkrete Mobilitätskonzepte den notwendigen Stellplatzbedarf in den Wohnstrukturen zu reduzieren und ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten zu befördern.

Im Ergebnis ist ein integriertes Verkehrskonzept für die Äußere Oststadt zu definieren, welches das vorhandene Straßennetz zu Grunde legt, bedarfsgerecht weiterentwickelt bzw. umbaut und den Fokus auf attraktive Entwicklungsmöglichkeiten für umweltfreundliche, emissionsarme Verkehrsarten und -mittel im Plangebiet legt.

Die Verkehrserschließung soll unter folgenden Prämissen erfolgen:

  • Die Erschließung soll verkehrsflächenarm erfolgen.
  • Zur Förderung umweltfreundlicher Verkehrsarten sind attraktive Rad- und Fußweganlagen sowie in Verbindung mit Haltestellen des ÖPNV ein oder mehrere mögliche Standorte für Mobilitätsstationen auszuweisen.
  • Es sind grundsätzliche Aussagen zu Umfang und Unterbringung des ruhenden Verkehrs zu treffen.
  • Als eine mögliche Erschließungsvariante ist ein autoarmes Konzept zu entwickeln. Die entstehenden Auswirkungen auf die umliegenden Quartiere sind darzustellen.

Mit Hilfe modellmäßig prognostizierter Verkehrsbelastungen werden die Auswirkungen der Entwicklung der Äußeren Oststadt auf das Straßennetz im und um das Planungsgebiet ermittelt und verkehrstechnisch sowie städtebaulich bewertet. Dazu werden verschiedene Erschließungsszenarien betrachtet, die unterschiedliche Planungsphilosophien insbesondere hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl berücksichtigen. Das schließt eine alternative Betrachtung der ÖPNV-Erschließung mit Stadtbahn oder Bus ein.

Ein weiterer wichtiger Baustein der Verkehrsstudie ist die Einordnung einer Stadtbahntrasse im Untersuchungsraum. Dazu soll die bereits im Rahmenplan entwickelte Trassenführung inklusive aller begleitenden Straßen und Nebenanlagen sowie Kreuzungen mit Straßen, Rad- und Gehwegen als verkehrstechnisch voll funktionsfähige Lösung weiterentwickelt werden. Ein Schwerpunkt liegt weiterhin in der Festlegung der Haltestellenanlagen und deren Einbindung in das Wegesystem.

Für die Einordnung einer Stadtbahntrasse zwischen der Straße am Güterbahnhof und der Leipziger Straße (einschließlich Anbindebereiche) soll gemäß Rahmenplan eine Studie erarbeitet werden. Die Studie soll die im Rahmenplan entwickelte Straßenbahntrasse darstellen. Dabei sind insbesondere die Haltestellenlagen festzulegen und wegemäßig einzubinden.

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Überlegungen zu den beiden in Aufstellung befindlichen Bebauungsplänen (KRV684 "Alter Posthof" und KRV690 "Geschwister-Scholl-Straße/Iderhoffstraße") einfließen und in diesen festgeschrieben werden. Die Stadtbahntrasse selbst soll als Freihaltung (Freihaltefläche) in die Erschließungsplanung für die ICE-City-Ost und die Äußere Oststadt einbezogen werden, um und eine spätere Realisierung zu ermöglichen.

Finanzierung Verkehrskonzept

  • zuwendungsfähige Gesamtkosten: 58.480 Euro
  • EFRE-Finanzhilfen: 46.700 Euro

Projektstand

  • Beauftragung des Konzepts ist erfolgt