Freiraumgestaltung Oberes Plateau Petersberg – EFRE-Maßnahme
Aus der dicht bebauten Altstadt herausgehoben, markiert der Petersberg die uralte Stadtkrone Erfurts. Nach einem jahrhundertelangen Sonderstatus als Militärareal und seiner Öffnung in der Nachwendezeit ab 1989 rückte er zunehmend wieder ins Blickfeld der Einwohner und Touristen.
Nach über zwei Jahrzehnten, die gekennzeichnet waren durch Sicherungsmaßnahmen und Teilmodernisierungen, in denen beispielsweise neue Zugänge vom Andreasviertel und vom Gutenbergplatz geschaffen wurden, spielt der Petersberg eine große Rolle im Alltagsleben der Erfurter, die ihn längst als „Park über der Stadt“ in Besitz genommen haben.
Doch der Petersberg ist mehr als nur ein intensiv genutzter öffentlicher Raum. Die Zitadellenanlage gehört zu den bedeutendsten Festungsanlagen Deutschlands und somit zu den herausragenden Kulturdenkmalen Thüringens. Entsprechend ist sie als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz1 Thüringer Denkmalschutzgesetz (ThürDSchG) ausgewiesen. Dieser kulturhistorische Aspekt wird zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen und noch mehr Besucher auf den Petersberg ziehen.
Seiner gestiegenen Bedeutung sowohl in der Kulturhistorie also auch in der Alltagswelt wurde der Petersberg in seiner Erscheinung nur unzureichend gerecht.
Sanierungsarbeiten der Nachwendezeit waren in die Jahre gekommen und Freiräume unstrukturiert. Die teils noch nicht restaurierten historischen Gebäude unterstützten zudem den morbiden Charakter des Ortes.Mit der Inwertsetzung der historischen Gebäude war es auch notwendig, gerade die Freiräume des Petersbergs zu überarbeiten. Sie mussten entsprechend der neu entstehenden touristischen Funktionen strukturiert werden, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Für den ganzen Berg musste eine gestalterische Handschrift erarbeitet werden, um zukünftig der Bedeutung des Ortes gerecht zu werden.
Nur so kann sich der Petersberg insgesamt zu einer touristischen Attraktion für Gäste der Stadt Erfurt entwickeln und mit seinem breiten Angebot möglichst vielfältige Interessentengruppen ansprechen.
Als einer von zwei Ausstellungsorten steht der Erfurter Petersberg im Buga-Jahr 2021 im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses für Thüringen und über die Landesgrenzen hinaus. Die Bundesgartenschau Erfurt 2021 und die zu erwartenden hohen Besucherzahlen boten den Anlass und die Chance, das Baudenkmal langfristig zugänglich und nutzbar zu machen. So kann einer breiten Öffentlichkeit die über 1.000-jährige Geschichte des Petersbergs vermittelt werden.
Als Angelpunkt wird das neu gestaltete Obere Plateau mit Peterskirche, Defensionskaserne und dem Ausblick über die Stadt wirken. Der ehemalige preußische Exerzierplatz wurde als freie Fläche gestaltet. Die Defensionskaserne und die Peterskirche haben einen einladenden, repräsentativen Eingangsplatz erhalten. So ist neben der beliebten Aussichtsplattform auf der Bastion Leonhard ein neuer Anziehungspunkt entstanden.
Der bisher vorhandene grüne Charakter ist in seiner Flächigkeit erhalten geblieben. Durch ein neues Wegesystem, das funktionale und gestalterische Ansprüche verbindet, entsteht ein parkartiger Raum mit hoher Aufenthaltsqualität.
Die Flächen um die Peterskirche wurden wieder auf die historischen Höhen angefüllt. Damit wird auch der Sockel der Peterskirche geschützt. Die neuen Wegeverbindungen und Platzflächen wurden mit einem hellen Kalkstein gepflastert, dessen Oberfläche die Barrierefreiheit gewährleistet. Die untergeordneten Wege lösen sich seitlich in Rasenfugenpflaster auf. So entstehen keine klar abgezirkelten Wegekanten, sondern weiche Übergänge. Die versiegelten Flächen wurden von 8.500 Quadratmetern auf 5.400 Quadratmeter reduziert.
Das Mobiliar ist in seiner Formsprache zurückhaltend, funktional-elegant und barrierefrei. Die Bänke flankieren die Wege und legen sich um die abgerundeten Kanten. So werden die Wege betont und den Besuchern bieten sich vielfältige Sitz- und Sichtmöglichkeiten. Die Beleuchtung ist so angeordnet, dass die Fläche des ehemaligen Exerzierplatzes und das Aussichtsplateau auf der Bastion Leonhardt ausgespart werden. Auf diese Weise wird der ehemalige Exerzierplatz auch abends als Einheit erlebbar. Für die Besucher wirkt die Beleuchtung der Altstadt von dem Aussichtsplateau aus intensiver, wenn dieses nur gering ausgeleuchtet ist. Das Westportal der Peterskirche wird mit Uplights angestrahlt.
Projektstand
abgeschlossen
Bauzeit
Oktober 2019 bis April 2021
Finanzierung
- zuwendungsfähige Gesamtkosten: 4.209.529,50 Euro
- bewilligte EFRE-Finanzhilfen: 3.367.623,60 Euro