Was ist Bauhaus-Keramik?
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Rolle, Bedeutung und Wirkung der Keramikwerkstätten am Bauhaus. Die Existenz der einzigen „exterritorialen“ Werkstätten des Weimarer Bauhauses als eine faszinierende Lebens- und Arbeitsgemeinschaft wird untersucht. Der „schönste Balkon Thüringens“, das Dornburger Schlösserplateau im Saaletal bot ein scheinbar idyllisches Refugium.
In den Mittelpunkt der Betrachtung werden die interessantesten Studienarbeiten und markantesten Keramikgefäße gerückt. Neue Entwurfsmethoden und innovative, ungewöhnliche Formlösungen stellten die herkömmliche Töpferkultur in Frage. Wie funktionierte die typische duale Ausbildung, die Synthese mit dem Töpfer und Handwerksmeister Max Krehan und dem Bildhauer und Formmeister Gerhard Marcks? Ein neues Verhältnis zwischen Handwerk und Industrieentwurf, zwischen Einzelstück und Serie wurde kritisch-konstruktiv erprobt.
Es ist phänomenal, wie in so kurzer Zeit – von Oktober 1920 bis zum Frühjahr 1925 – Keramiker/-innen wie Theodor Bogler, Johannes Driesch, Marguerite Friedlaender, Margarete Heymann, Otto Lindig, Rudolf Wildenhain und anderen die gesamte Keramikkultur des 20. Jahrhunderts prägten und großartige Wirkungen erzielten.
Die besondere Sichtweise des Referenten ist die eines Designers und ehemaligen Hochschullehrers für Keramik-/Glasdesign an der Burg Giebichenstein in Halle/Saale – einem der „Fluchtpunkte“ ehemaliger Dornburger Meister und Schüler 1925.
Kurzbiografie des Referenten Prof. em. Hubert Kittel
- 1953 in Reichenbach geboren
- 1973–1979 Designstudium in den Fachgebieten Industrielle Formgestaltung und Gefäßgestaltung an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein
- 1980–1983 Designer bei den Vereinigten Porzellanwerken Colditz, Werk Lettin
- 1983–1986 Assistent an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Fachbereich Keramik
- 1986 Oberassistent an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle im Fachgebiet Gefäßgestaltung
- 1994 Professur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
- Arbeiten auf den Gebieten Produktgestaltung (Porzellan, Keramik, Glas) und barrierefreies Design
- Tätigkeit als Kurator und Publizist
- 2016 aus dem aktiven Hochschuldienst ausgeschieden