Krämerbrückenfest: Geschichte
Im Juni 1975 aus der Taufe gehoben, war das Krämerbrückenfest bis zur politischen Wende 1989 das Fest des Stadtbezirkes Erfurt Mitte. Erfurt war zu dieser Zeit administrativ in drei Stadtbezirke und diese wiederum in etliche Wohnbezirke unterteilt:
- Erfurt-Mitte mit dem „Volksfest Rund um die Krämerbrücke“ seit 1975,
- Erfurt-Nord und sein „Zooparkfest“ 1977 sowie
- Erfurt-Süd und sein „Steigerfest“ 1976.
Antrieb und Anlass für die Idee zu einem Stadtbezirksvolksfest war letztlich Tristesse und Mangel.
Die Erfurter Altstadt rund um die Krämerbrücke war für die Bewohner und für die Gäste der Stadt in einem schleichenden Prozess immer unattraktiver geworden. Die historischen Gebäude verfielen zusehends im Mangel an Baumaterialien, Arbeitskräften und politischen Willen am Erhalt der in Stein gewordenen Geschichte der Stadt. Im Altbaubestand waren (nicht allein in Erfurt) Wohnungen ohne Bad und Außentoilette, mit Braunkohle beheizte Öfen und ein marodes und anfälliges Netz an Infrastruktur Standard. Am Johannesplatz und am Stadtrand entstanden dagegen verlockende Neubauten. So zogen die Bewohner der Altstadt mehr und mehr in die Satellitenstädte Erfurts und die Altstadt starb langsam aus.
Allerdings gab es zu der Zeit auch Bürger, die den ideellen und historischen Wert der Altstadt hoch schätzten und deren Verfall stoppen wollten. Zu jenen gehörte auch Gustl Zauthner, 1974 um die 60 und Vorsitzende des Wohnbezirksausschusses, zu dem auch die Krämerbrücke gehörte.
Bei einem Wohnbezirksrundgang des Rates des Stadtbezirkes Erfurt Mitte – wie er in jenen Jahren üblich war – soll sie vehement auf die fatale Situation in ihrem Wohngebiet hingewiesen und nachdrücklich gegenüber den politisch Verantwortlichen gefordert haben, für die Altstadt „…irgendetwas zu veranstalten.“ Dies war der Anstoß für den damaligen Stadtbezirksrat für Kultur, Henning Pawel, den Stadtbezirksbürgermeister Jochen Golldam und Hans Wolf vom FDGB, ein Fest zu konzipieren und 1975 zum ersten Mal als 1. Stadtbezirksvolksfest „Rund um die Krämerbrücke“ zu veranstalten.
Im Auftakt und vielen folgenden Jahren war dieses Fest räumlich begrenzt auf die Straßen und Plätze vom Wenigemarkt bis zum Rathaus unter Einbeziehung der Insel im Breitstrom und der Freifläche an der Gotthardtstraße. Es war also auch geografisch ein – fast wie mit dem Zirkel konzipiertes – Volksfest Rund um die Krämerbrücke. An den Zugangswegen zum Veranstaltungsgelände befanden sich Schlagbäume und kostümierte Stadtwachen, an denen für eine Mark der DDR ein Durchlassbrief erworben werden konnte/musste, um das Fest zu besuchen.
Die Zeitungen waren voller Lob, schrieben über Künstler, Tänzer, Zauberkünstler, Sensationen mit Artisten auf dem Hochseil, Essen und Trinken, dass die Erfurter mit diesem fröhlichen Volksfest „Rund um die Krämerbrücke" etwas Besonderes geboten wurde und natürlich über Till Eulenspiegel, der in seiner ersten Posse ein Mittel gegen Hässlichkeit versprach – dafür aber aufs Hochseil musste. Das Resümee: die Erfurter erkundigten sich wohl schon während dem Fest nach dem Termin für die zweite Auflage im Jahr 1976.
Die Hauptbühne stand immer am Wenigemarkt und bot mit einem Mix aus Schlager, Folklore, Blasmusik, Modenschau und Artistik ein damals so genanntes „Estradenprogramm".
Sehr beliebt war zu jener Zeit die Bühne Ausgangs der Michaelisstraße (heute der Glaskasten über dem „Paparazzi“) mit nonstop Dixieland-Jazz.
Die Insel im Breitstrom mit der Krämerbrücke im Hintergrund war idyllische Kulisse für manch klassisches Programm mit Schauspiel, Operette oder auch Opernmelodien – ein Platz, der vorrangig in Zusammenarbeit mit den städtischen Bühnen Erfurts organisiert wurde.
Aber auch außergewöhnliche Attraktionen, zum Beispiel mit der Hochseilgruppe Gebrüder Weisheit aus Gotha oder später der Entfesselungskünstler Jan Wessely am 35 Meter hohen Kranhaken, sorgten hier für ordentlich Nervenkitzel.
Auf der Bühne und Freifläche Gotthardtstraße gab es jedes Jahr Programme und Aktionen für und mit den Kindern. Hier auf dem nachfolgenden Foto spielt der Schauspieler Karl- Heinz Krause von den Städtischen Bühnen Erfurt für die Kinder. (1982)
Alle Veranstaltungsplätze waren in den Anfangsjahren durch Wimpelketten geschmückt und Blickfang für die damals noch nicht überdachten Bühnen waren die ausnahmslos aufwendig gestalteten Bühnenrückwände.
Später kam als Veranstaltungszentrum der Rathausparkplatz hinzu, deren Bühne vorrangig der Blasmusik vorbehalten war.
Regionale Schätze in Kost und Kultur
Über die Jahre wurden die Rhythmen auf den Bühnen immer heißer. Aber nicht allein künstlerisch bekamen die Besucher mehr geboten, als allgemein üblich war. So war zu dieser Zeit das Krämerbrückenfest auch ein Magnet, weil es Obst und Gemüse und Waren gab, die man sonst nur mit Beziehungen unter dem Ladentisch oder in der Hauptstadt der DDR bekam. Aber auch die Thüringer Bratwurst, Kartoffelpuffer, Wildschweinbraten, Eis, Fassbrause oder Pilsner Bier von der HO oder der Konsumgenossenschaft fanden reißenden Absatz.
Ein Grundsatz des Festes war es, das kulturelle Potential des Stadtbezirkes zu präsentieren. Soweit als möglich wurden deshalb die in Erfurt ansässigen Laien- und Berufskünstler und Kollektive einbezogen. Dies betraf nicht allein die Programme auf den Bühnen und in den Straßen. So gab es überall in den Schaufenstern Ausstellungen von Volkskunstkollektiven, Künstler öffneten ihre Ateliers und allerorten wurde Kunsthandwerk vorgeführt und verkauft. Der Töpfer Reindl an der Krämerbrücke zum Beispiel, arbeitete mehrere Monate auf Vorrat, um zum Krämerbrückenfest den riesigen Ansturm und die ewig langen Käuferschlangen bewältigen zu können.
Stärker als man gemeinhin denkt, hat das heutige Krämerbrückenfest in vielen Bausteinen seine Wurzeln immer noch in seinen Anfängen. Dies betrifft den Termin des dreitägigen Festes Mitte Juni, die genutzten Straßen und Plätze, infrastrukturelle Gegebenheiten, die Strecken für fliegende Händler u. v. a. m.
Besonders offensichtlich ist diese Kontinuität in der Eröffnungsveranstaltung zementiert. Seit 1975 bis in die Gegenwart erhalten hat sich, dass die drei Tage Volksfest im Juni durch eine Posse mit Till Eulenspiegel – dem Maskottchen des Krämerbrückenfestes – eröffnet wird. Er allein durfte auch schon einmal kritische Worte zur gesellschaftlichen Realität äußern. Von 1975 bis 1994 wurde das szenische Spiel mit Eulenspiegel durch den Schriftsteller Henning Pawel, von 1996 bis 2000/2002 – 2008 durch Hubertus Röder, 2001 durch das Theater Erfurt, 2009 durch Klaus Tkacz, mehrfach seit 2010 durch den Kabarettisten Ulf Annel und seit einigen Jahren nun durch das Jugendtheater „Die Schotte“ geschrieben und inszeniert.
Viele Jahre lang waren die Schauspieler, das Ballett und die Techniker von den Städtischen Bühnen Erfurt der Partner für dieses szenische Spiel. Am häufigsten schlüpfte wohl Schauspieler Karl-Heinz Krause in die Rolle des Tills. Ihm folgten in den Jahren Olaf Möller, Matthias Winde, Peter Schowanek, Klaus Tkacz, Björn Sauer. Ab 2011 kamen die Geschichten und Darsteller dann in jedem Jahr aus dem Jugendtheater Die Schotte.
Die jüngste Darstellerin war sicherlich im Jahr 2000, die Maria als Tochter vom Marktweib (gespielt von der legendären Maggy Domschke) und ihrem kratzbürstigen Gegenspieler als Marktvoigt der städtischen Obrigkeit (gespielt von Hans Peter Körner) sowie Peter Schowanek als Till Eulenspiegel.
Die Orte dieses Eröffnungsspektakels pendelten ständig entlang der Krämerbrücke bis zum Fischmarkt. In den ersten Jahren war ein Friseurgeschäft (heute Fischmarkt 17) und das gegenüber befindliche Rathaus Ort des Geschehens. Insbesondere nach der Wende war der Fischmarkt, der Benediktsplatz 1, der Ausgang der Krämerbrücke, aber auch die Rathauspassage, das Rathaus, die Krämerbrücke selber, der Wenigemarkt oder auch der Benediktsplatz Orte für die Posse mit Till Eulenspiegel.
Wohl kein Krämerbrückenfest ist bisher ohne Panne über die Bühne gegangen - nur die meisten merkt das Publikum nicht. Ausgerechnet zur Eröffnung des Jubiläumsfestes im Jahr 2006 fing mitten in der Posse die aufwendige Blumendekoration an der Fassade des Rathauses Feuer. Erst dachte man noch, dies steht im Drehbuch aber schnell wurde deutlich, es ist ernst und das Rathaus ist in Gefahr. Beherztes Eingreifen von Organisatoren des Festes und das schnelle Eintreffen der Erfurter Feuerwehr verhinderte schlimmeres. Aber auch Till war der Spaß in diesem Jahr vergangen. Er ließ sich aber davon nicht abbringen, auch in den kommenden Jahren die Erfurter oder die Obrigkeiten wieder zu foppen. Und auch in diesem Jahr, wird er wohl wieder das Publikum köstlich unterhalten.
Eine Zäsur in Vorbereitung und Durchführung des Festes ergab sich mit der politischen Wende. Die mögliche Zählweise der Volksfeste könnte ab diesem Zeitpunkt leicht in Unordnung geraten. Kein Stein blieb in der nun untergegangenen DDR auf dem anderen und selbst eine solch unverdächtige und sympathische Veranstaltung wie das Krämerbrückenfest wurde vorsichtshalber umbenannt.
Zu allen Zeiten wurde immer versucht, Tradition mit Innovationen als moderne Veranstaltung in Einklang zu bringen. Dies betraf nicht allein die Suche, Auswahl und Präsentation der möglichst angesagtesten Künstler und Genres auf den Bühnen, sondern z. B. auch die stetige Korrektur von Veranstaltungszeiten, um so das Krämerbrückenfest dem wechselnden Ausgehverhalten anzupassen. Die Verschmelzung von Tradition und Innovation betraf auch immer den Einsatz modernster technischer Möglichkeiten, ob bei Licht und Ton oder auch der ersten Open-Air-Lasershow schon 1986, als das Volksfest wegen aufwendigen Rekonstruktionsarbeiten der Krämerbrücke auf dem Domplatz stattfand. Und auch der Umweltschutz war Thema, so wurden in den 80er Jahren Versuche unternommen, möglichst viele Ausstattungen des Festes – wie Bühnen, Bühnenrückwände oder Verkaufsstände mit der Straßenbahn auf einem speziellen Plattenwagen zu transportieren.
Das Krämerbrückenfest eroberte sich im Mix all dieser Bausteine schnell einen guten lokalen und überregionalen Ruf. Die Besucherzahlen stiegen stetig (schon 1975 kamen etwa 40.000 – gezählte! – Besucher), so dass Ende der 80er Jahre das Veranstaltungsgelände erweitert – und die Schlagbäume und Einnahmen aus Durchlassbriefen aufgegeben werden mussten.
Der Fischmarkt wurde nun mit einbezogen und seit 1986 gehörte auch der Domplatz mit einer großen Bühne, auf der bekannte DDR Rock- und Popbands auftraten mit zum Krämerbrückenfest.
Nicht uninteressant ist in der Sicht zwischen Gestern und Heute auch die Organisation des Stadtbezirksfestes bis zum Zeitpunkt der politischen Wende: Die „Regie“ des Festes lag im Bereich Kultur des Rates des Stadtbezirkes Erfurt-Mitte. Dieser Bereich war auch zuständig für die Inhalte der Bühnenprogramme, für die Eröffnung, für die Gestaltung der Plakate und Durchlassbriefe, für Ausstellungen und Aktionen, die Werbung und alles, was mit dem Inhalt des Festes zu tun hatte. Jeder Ratsbereich des Stadtbezirkes Erfurt Mitte hatte seine fest umrissene Verantwortung und Aufgabe. (Handel und Versorgung z. B. organisierte den fliegenden Handel und alles was in den Geschäften verkauft werden sollte. Der Bereich Bau war zuständig für den Bühnenbau, den Strom an den Bühnen und die Schlagbäume, Inneres war eigenständig tätig für alle Fragen der medizinischen Absicherung und für den Brandschutz – allerdings auch wie sich erst später herausstellte, für den Einsatz und die Beobachtungspunkte der Stasi. Der Bereich Finanzen organisierte den Verkauf der Durchlassbriefe usw.). Das Volksfest Rund um die Krämerbrücke war unbestritten für Erfurt in den Zeiten der DDR der unangefochtene kulturelle Höhepunkt in jedem Jahr.
1990 stand auf den Plakaten: neu „Altstadtfest“. Das Volksfest „Rund um die Krämerbrücke“ war über die Wendezeit gerettet - wenn auch erst einmal mit neuem Namen. In den Wirren der politischen Wende, in der auch die Administration der Stadtbezirke aufgegeben wurde und unter dem Umstand einer äußerst kurzen Vorbereitung des ersten Volksfestes nach der Wende, wurde viel Bewährtes – wie z. B. auch die Eröffnung durch Till Eulenspiegel - aus der alten Zeit übernommen. Diese wunderbare Tradition der Stadt wurde erhalten und neue Freiheiten konnten nun ausprobiert – und neue Partnerschaften gesucht werden. Hier gab es fruchtbare und neue Ansätze z. B. mit dem Team des Jugendfernsehens 1199, mit denen gemeinsam große Teile der Programme entwickelt wurden, das erste Sponsoring (damals mit Kupferberg Sektkellerei) wurde ausprobiert, aber auch lehrreiche Enttäuschungen mussten hingenommen werden, wie z. B. die leeren Versprechungen einer ein Weingebiet bei Bingen vertretenden Agentur.
Langfristiger und auch finanziell besser abgesichert, konnte das Fest 1991 – nun als Stadtfest des Rates der Stadt Erfurt – vorbereitet werden. Vom Volksfest Rund um die Krämerbrücke wurde es nun zum „Krämerbrückenfest“. Erstmalig gab es mit der Agentur Spectaculatius auf dem Wenigemarkt ein Mittelalterfest, in dem sich Aktionen, Szenen und Inszenierungen fast Nonstop aneinanderreihten. Dies glich eher einem Dreh für einen Historienfilm als einem Mittelalterprogramm in einem Stadtfest.
Mit einer stilvollen Gauklerhochzeit, als einer über zwei Tage andauernden Inszenierung wurde 1991 auch das gesamte Team des Puppentheaters Waidspeicher und das Areal Kleine Arche in das Krämerbrückenfest integriert. Dabei haben das Puppenspielerpaar vom Theater Waidspeicher ihre Hochzeit nicht nur gespielt, sondern sich im Hochzeitshaus das Ja-Wort tatsächlich gegeben.
Große Medienbeachtung fand auf dem Domplatz der geglückte Guinessrekordversuch, die längste Bratwurst der Welt zu braten. 1638 Meter war sie und Erfurt damit im Buch der Rekorde 1991. Das Krämerbrückenfest war überregional mit dieser Aktion in aller Munde und allen Medien.
1992 – im Jahr des 1250. Jubiläums der Stadt – gab es eine Reihe von Gründen, ein Stadtfest zum Festwochenende Erfurt 1250 und im terminlichen Umfeld des großen historischen Festumzuges zu veranstalten. Damals wurde entschieden, das Krämerbrückenfest nicht in gewohnter Weise zu veranstalten. Dies betraf den Termin, die Orte und Inhalte der Programme, die sich nun ganz und gar der Stadtgeschichte widmeten. Aus diesem Grund hatte das Stadtfest im Jahr des Stadtjubiläums dann auch den Namen „Bürgerfest“ bekommen.
Die Idee dieses historischen Bürgerfestes war, auf vielen Plätzen mittels der gefertigten Festwagen, Requisiten und einer Auswahl aus den 4.000 Darsteller des Festumzuges in „Lebenden Bildern“ verschiedene Geschichtsepochen und konkrete Geschichtsereignisse der Stadt darzustellen. (Renaissance – Insel im Breitstrom, Mittelalter – Wenigemarkt, Waidfest – Rathausparkplatz, Napoleonische Zeit – Zitadelle Petersberg, Die verrückten 20er Jahre – Anger 1, industrielle Revolution – Bahnhofsvorplatz)
Das absolute Highlight des Wochenendes aber war die erste monumentale Inszenierung auf den Domstufen. Ca. 80.000 Besucher hielten den Atem an bei der Show des Jubiläumsjahres unter dem Motto „erfordia turrita“, die mit multimedialen Mitteln (Paniprojektoren, Laser, Licht, Pyrotechnik) einer durchkomponierten Musik und einem Großaufgebot an Darstellern wesentlich Erfurter Geschichtsereignisse im Kontext zur kontinentalen Geschichte monumental dargestellt hatte.
Abschluss dieses für Erfurt großen Wochenendes, welches völlig neue Möglichkeiten angebahnt und eröffnet hatte, war ein Konzert mit ca. 1.000 Chorsängerinnen und Sängern und großem Orchester ebenfalls auf den Domstufen.
Ab 1993 entwickelte sich das Krämerbrückenfest dann bis 2019 in „geregelteren“ Bahnen. Bezüglich der Zählweise wurde beschlossen, dass seit seiner Geburt das Krämerbrückenfest einen Ausfall zur Wendezeit und zwei Ausfälle 2020 und 2021 wegen der Entscheidungen zur Corona Pandemie zu verzeichnen hatte. So wird 2022 nun das 45. Krämerbrückenfest stattfinden – so nicht wieder etwas dazwischen kommt.
In den Jahren nach der politischen Wende gab es so manche Neuerung, Anpassung an die Zeit und das Fest wurde größer. Als neue Veranstaltungsplätze kamen wie mit dem Anger, Bahnhofsvorplatz, Theaterplatz, der Barfüßerruine oder auch Flächen auf dem Petersberg dauerhaft oder zeitweilig hinzu. 2013 war mit der Einbeziehung der idyllischen Höfe entlang der Marktstraße und Michaelisstraße ein völlig neues Terrain für ganz unterschiedliche Kunst- und Kulturinteressen geboren und wurden durch das Publikum dankbar angenommen.
Inhaltliche Neuerung waren zum Beispiel das Straßentheaterfestival mit der Theaterscheune Teutleben, welches einige Jahre alternierend zum Drehorgelfestival (organisiert vom Drehorgelspieler Paul Schuchardt) stattfand, die Fair-Projekt Messe und die Beteiligung des Hotels Sorat mit eigenen Programmbeiträgen.
Das Kinderfest fand einige Jahre im Rathausinnenhof ein neues Domizil.
Als veranstaltender Partner konnte Antenne Thüringen für die Domplatzprogramme am Freitag (und vormals zusätzlich noch am Sonntag) gewonnen werden.
Der Mittelaltermarkt hatte sich erfolgreich auf dem Gelände hinter der Krämerbrücke bis zum collegium maius etabliert. Der wachsende Anspruch an Inhalt und Authentizität der Darstellung spiegelte sich in der Änderung der Überschrift vom „Mittelaltermarkt“ zum „Erlebnis Mittelalter“. Viele Jahre war hier die Erfurter Ritterschaft unter Wilfried Wolf federführend.
Ein Kurmainzisches Heerlager machte über einige Jahre Station an der Bastion Martin und dann auf den Freiflächen an der Gotthardtstraße.
Einige Male nun schon hat die Toggo Tour von Super RTL in Erfurt Station gemacht.
Als eigenständiges Festival geplant, hat sich seit 2000 das New Orleans Music Festival ein festes Publikum und einen überregional beachteten Ruf erobert und das Krämerbrückenfest insgesamt bereichert. Mit weitgereisten Künstlern von allen Erdteilen wurde es zum wohl internationalsten Musikfest der Landeshauptstadt. Unternehmen der Stadt und des Landes ermöglichten dieses Festival finanziell jedes Jahr über drei Tage.
Und von 2001 bis 2014 war für tausende Besucher ein gelungenes Finale und Höhepunkt des Stadtfestes jeweils am Samstagabend auf dem Domplatz die Fusion von Klassik – mit dem Orchester vom Theater Erfurt – und Rock und Popmusik mit der Gruppe Vital und Gästen unter dem Motto "The Best of Classic & Rock" und dem anschließenden musikalischen Höhenfeuerwerk.
Seit einigen Jahren steht nun auch die Krämerbrücke wieder mehr im Mittelpunkt des Festes, mit einer jedes Jahr neuen Idee für eine Kunstinstallation über der altehrwürdigen – und doch ganz jungen Krämerbrücke.
Panta rhei – alles fließt – nicht nur das Wasser unter der Krämerbrücke, sondern auch Inhalte und Orte und die Ausführung des Festes, das ihren Namen trägt. Erfurter Künstler sind groß geworden auf und mit dem Krämerbrückenfest, immer wieder streben neue Bands danach, zum Stadtfest spielen zu können, Till Eulenspiegel verjüngt sich von Zeit zu Zeit und auch die Vordenker und Organisatoren des Stadtfestes geben irgendwann den Staffelstab weiter. Und so bleibt es jung und spannend – das Krämerbrückenfest in Erfurt.