
Thomas Duttenhoefer. Ein Bildner

Zur Ausstellung

Thomas Duttenhoefer arbeitet seit Jahrzehnten hauptsächlich als Bildhauer und formt seine Plastiken in den klassischen Materialien Gips und Terrakotta, Bronze und Eisen. Daneben entstehen aber auch Bilder auf Papier und Leinwand, seit den 2000er Jahren auch Zeichnungen zu Themen der europäischen antiken Literatur. In Erfurt werden die großformatigen „Schwarzen Zeichnungen“ (Kohle auf Leinwand) des Künstlers einen Schwerpunkt der Präsentation bilden.
„Eigentlich bin ich kein Bildhauer im klassischen Sinne“, sagt Duttenhoefer über sich, „sondern ich bezeichne mich mehr als Bildner – ein schönes altes Wort. Ein Bildner, der mit archaischem Material arbeitet, mit dem man in der Urzeit die ersten Gefäße und Statuetten gemacht hat.“
Es geht ihm um die Bedeutungsebene von „Bilden“ als des Gestaltens und Formens von Material (man könnte auch sagen: Materie), durch die menschliche Hand, die sich dabei aller zur Verfügung stehender Werkzeuge bedient, so dass zwei- und dreidimensionale Bilder entstehen. Begriffliche Unterschiede wie zwischen Plastik und Skulptur, gegenständlich und abstrakt hält er für zweitrangig. Er sieht sich als Schöpfer von Bildern, mit denen er seine Geschichten und Schicksale „erzählen“ kann. Darin wird das Untrennbare von Kreatur und Mensch, Selbstermächtigung und Geworfen-Sein, Tugend und Untugend, Werden und Vergehen jeweils exemplarisch konkret.
Schaffend kultiviert Duttenhofer das Hybride: Intuition und Erfahrung, Naturstudium und Fabelwesen, das Tierische und das Menschliche, Antike und Gegenwart, figürliche Formung und ästhetische Eigenwirkung des Materials. Stets blieb seine Arbeit gebunden an die Figur, im Zentrum das Menschenbild als figuratives Zeichen in kreatürlich-existenziellen Situationen zwischen Leben, Eros, Krankheit und Tod.
Bekannt wurde der Künstler auch durch seine zahlreichen Porträtplastiken von lebenden Personen, die er im direkten Gegenüber modelliert, u.a. von Mario Adorf, Hilde Domin, Marcel Reich-Ranicki und Edgar Reitz, oder von Persönlichkeiten der Geschichte, die ihn inspirieren, wie Friedrich Nietzsche oder Fritz Bauer.
Die oft gewaltvollen Erzählungen der „Ilias“ und „Odyssee“ des Homer und der „Metamorphosen“ des Ovid, Odysseus und Kassandra, Marsyas und Apollon, Pan und Minotaurus, Zerberus und Aktaion, Daphne und Harpyie, Orpheus und Medusa, stehen heute im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit. Die großformatigen „Schwarzen Zeichnungen“ zeigen, dicht gedrängt im Bildvordergrund, Stiermenschen, Hundemenschen, Wildschweinmenschen – und aggressive Handlungen, wohin man sieht. Vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens gewinnen diese Szenen eine besondere Aktualität.
Biografisches
Thomas Duttenhoefer wurde 1950 in Speyer geboren. Er studierte von 1967 bis 1969 an der Werkkunstschule Wiesbaden und von 1969 bis 1972 an der Fachhochschule für Gestaltung in Wiesbaden Bildhauerei bei Erwin Schutzbach sowie Malerei bei Robert Preyer und Alo Altripp. Mehrere Studienreisen führten ihn durch Europa, Marokko und Ägypten. 1975 hatte er eine Gastdozentur am Goldsmith-College an der Universität London inne. Es folgten Lehraufträge an der Fachhochschule Mainz für Plastisches Gestalten und Figürliches Zeichnen von 1980 bis 1982, sowie 1984 an der Universität Mainz. 1988 erhielt er ein Villa Massimo-Arbeitsstipendium und arbeitete für einige Zeit in der Casa Baldi in Olevano Romano. Von 1995 bis 2003 wirkte er als Professor an der Fachhochschule in Trier, von 2003 bis 2015 an der Fakultät Gestaltung der Hochschule Mannheim.
Seit 1976 ist er Mitglied der Darmstädter Sezession. 1979 übersiedelte er nach Darmstadt und bezog ein Atelierhaus auf der Rosenhöhe. Neben zahlreichen Preisen und Stipendien erhielt er 1981 Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer, 1988 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt, den heutigen Wilhelm Loth-Preis, und 2022 die Max-Slevogt-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz. Thomas Duttenhoefer gehört zu den wichtigsten figurativen Bildhauern in Deutschland. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen privaten, musealen und institutionellen Sammlungen im In- und Ausland.
Veranstaltungen
Die Einträge befinden sich auf der Seite im Quell-Portal.