Erfurt/Haifa. Architekturen der Moderne im Dialog
Die Ausstellung präsentiert Fotografien und neueste Forschungen zur Architektur der Städte Erfurt und Haifa. Die beiden Städte, die sich so unterschiedlich und fernab voneinander entwickelt haben, jedoch seit dem Jahr 2000 durch eine Städtepartnerschaft verbunden sind, treten hier in eine neue Form des Dialogs. Mit-Kurator Dr. Mark Escherich – Denkmalpfleger bei der städtischen Denkmalschutzbehörde Erfurt – schildert den Grundgedanken des Projektes folgendermaßen: „Das Neue Bauen der 1920er und 1930er Jahre ist ein ganz besonderer Schnittpunkt der beiden Städte. Diese Avantgarde-Architektur hatte eine internationale Strahlkraft und fand hier wie dort Verbreitung. Zur zunehmend jüdischen Einwanderung im damaligen Palästina gehörten viele Architekten und Bauherrn, die die Moderne dort etablierten, während sie in Deutschland ab 1933 verdrängt wurde. Die Ausstellung will dieses einerseits entzweite, andererseits gemeinsame Erbe zusammenführen.“
Die fotografischen Präsentationen stellen dementsprechend ausgewählte Bauten in Erfurt und Haifa als Gebäudepaare vor. Im Ausstellungsraum der Peterskirche in Erfurt lässt sich zum einen die Architektur der jeweiligen Stadt erkunden. Durch eine symmetrisch angelegte Gegenüberstellung werden zum anderen Fragen zu gestalterischen und materiellen Ausprägungen der Architektur des Neuen Bauens bzw. des Internationalen Stils in Erfurt und Haifa aufgeworfen. Grundsätzlich modern waren reduzierte Gebäudeformen ohne Bauzier und Ornament, Flachdächer, aufgelöste Gebäudeecken, lange horizontale Fensterbänder und die „Auflösung der tragenden Wand“. Die zunächst formalen Charakteristika der Architektur der Moderne in beiden Städten sind aber auch durch lokale Einflüsse ähnlich individuell gefärbt. Wichtig und deswegen auch dargestellt sind zudem biografischen Verflechtungen unter Architekten, Auftraggebern und Politikern: Eine Schwierigkeit stellte die räumliche und zeitliche Trennung der beiden Orte dar. Obwohl es keinen Hinweis auf einen Architekten aus Erfurt gab, der in den 1930er Jahren nach Haifa emigrierte, konnten anhand der renommierten Architekturschulen der 1920er Jahre Verbindungen zwischen Architekten in Haifa und Erfurt nachgewiesen werden. Die vorgestellten Biografien versuchen, die Verflechtungen von Lebenswegen, die der Nationalsozialismus und die Nachkriegsjahre gewaltsam zerstört haben, diagrammatisch zu skizzieren, um eine Grundlage für eine laufende Rekonstruktion der Architektur der Moderne und ihrer Protagonisten zu bieten. Letztlich werden auch Fragen angeschnitten, die sich aktuell für Aneignung und Umgang mit diesem Erbe stellen und insbesondere in Haifa in einem kulturpolitischen Spannungsfeld stehen.
Mit Waleed Karkabi und Adi Roitenberg besuchen zwei Kollegen der Denkmalbehörde der Stadt Haifa Erfurt und sprechen zur Finissage. Sie treffen sich anschließend mit den Kollegen vor Ort zum Arbeitsaustausch. Es geht dabei unter anderem darum, die Ausstellung im nächsten Jahr nach Haifa zu holen.
Hervorgegangen ist die Ausstellung aus einem Forschungsprojekt der Bauhaus-Universität Weimar, welches 2017 begann und von Prof. Dr. Ines Weizman (Architektin und Architekturhistorikerin), Dr. Mark Escherich (Architekturhistoriker und Denkmalpfleger in Erfurt) und Jens Hauspurg (Fotograf) geleitet wurde.
Die Ausstellung wurde von der Thüringer Staatskanzlei, den Achava-Festspielen und der Bauhaus-Universität Weimar großzügig gefördert.
Öffnungszeiten
20. bis 30. September 2018
täglich 10 bis 18 Uhr
Eintritt
Der Eintritt kostet 3 Euro, ermäßigt 1 Euro. In Verbindung mit einem Konzertticket der Achava-Festspiele ist der Eintritt frei.
Donnerstag, 20. September 2018, 19 Uhr
Ausstellungseröffnung
mit Grußworten des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, der Erfurter Bürgermeisterin Tamara Thierbach, des Achava-Festspielintendanten Martin Kranz und des Präsidenten der Bauhaus-Universität Weimar Winfried Speitkamp.
Einführende Worte der Ausstellungskuratoren Ines Weizman, Jens Hauspurg und Mark Escherich.
Samstag, 22. September 2018, 18:15 Uhr
Kuratorenführung
Sonntag, 30. September 2018, 17 Uhr
Finissage
mit Grußworten des Pressesprechers des Ministerpräsidenten, Günter Kolodziej, des Achava-Festspielintendanten Martin Kranz sowie Grußworte der Ausstellungskuratoren Ines Weizman, Jens Hauspurg und Mark Escherich und der Co-Kuratoren Waleed Karkabi und Adi Roitenberg (Denkmalbehörde Haifa/Israel)
Anschließend Ausstellungsrundgang mit den Ausstellungskuratoren Ines Weizman, Jens Hauspurg und Mark Escherich.