Jan Kubíček (1927–2013). Ein tschechischer Konstruktivist

01.02.2015 10:00 – 15.03.2015 18:00

Die Ausstellung zeigt einen Überblick über das Lebenswerk von Jan Kubíček, der zu den bedeutendsten Künstlern der konkret-konstruktiven Kunst zählt. Seine künstlerische Entwicklung begann in den frühen 1960er Jahren im Umfeld des Prager Informels und des Lettrismus.

Graphische Bildgestaltung mit Kreisfragmenten in Rot, Weiß, Grau und Blau auf schwarzem Grund
Jan Kubíček, Kreise und Halbkreise mit Dislokalisationen (Tetraptychon), 1990, Acryl auf Lwd., zweiteilig, je 230 x 115 cm. Privatbesitz Foto: © Martin Polák
15.03.2015 18:00

Jan Kubíček (1927–2013). Ein tschechischer Konstruktivist

Genre Ausstellung
Veranstalter Angermuseum Erfurt
Veranstaltungsort Angermuseum – Kunstmuseum der Landeshauptstadt Erfurt, Anger 18, 99084 Erfurt
workTel. +49 361 655-1654+49 361 655-1654

Weitere Informationen

Öffnungszeiten:
Di – So 10 – 18 Uhr

Eintritt:
Erwachsene 6 €, ermäßigt 4 €

Ästhetische Wurzeln im Prager Milieu – Die Ausstellung

Farbig gestaltete Collage.
Foto: Jan Kubíček Mauer mit Buchstaben 1964, Collage und Lack auf versteifter Pappe, 115 × 81 cm. Privatbesitz. Foto: © Martin Polák

Herausragender Künstler der konstruktiv-konkreten Kunst in Prag

Jan Kubíček (1927-2013) gehört zu den herausragenden Künstlern der konstruktiv-konkreten Kunst in Prag. Diese Stilrichtung war in der ehemaligen ČSSR nicht sonderlich verbreitet. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – wurden ihre Vertreter schon in den sechziger Jahren auch im westlichen Ausland registriert. Zdenek Sykora, Karel Malich, Hugo Demartini oder Milos Urbasek bildeten keine zusammenhängende Künstler-Gruppe, fühlten sich aber gemeinsam einer konstruktiven Ästhetik verpflichtet. Ausstellungen blieben selten, denn das kulturpolitische Umfeld war der abstrakten Kunst nicht gewogen und ein Markt, von dem diese Künstler ihren Lebensunterhalt hätten erwirtschaften können, existierte nicht. Die Künstler, die offiziell nicht anerkannt waren, arbeiteten als Illustratoren – wie Kubíček für Kinderbücher – oder als Gebäudeausstatter. Erst in der Folge der „samtenen Revolution“ und der Öffnung des Landes wurde für sie der westliche Markt zugänglich und boten sich vermehrt auch Ausstellungsmöglichkeiten.

Das Frühwerk

Jan Kubíček wurde 1927 in der Kleinstadt Kolin, etwa achtzig Kilometer von Prag entfernt, geboren. Nach dem Gymnasium studierte er an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag und kam dabei mit dem unter jungen Künstlern dominierenden Stil des Informel in Kontakt. Er schöpfte die Möglichkeiten der informellen Grafik aus, fotografierte abstrakte Strukturen und beschäftigte sich mit Typografie. Infolge der prekären finanziellen Verhältnisse entstanden in den fünfziger und der ersten Hälfte der sechziger Jahre vorwiegend Papier-Arbeiten.  Um existieren zu können, arbeitete Kubíček als Buchgestalter für Kinderbücher und entwickelte dabei zahlreiche grafische Systeme, die schon auf seine spätere Entwicklung als konstruktiver Künstler hinweisen. Gegen Mitte der sechziger Jahre löste sich Kubíček vom Stil des Prager Informel und gelangte über die grafische Form einzelner Buchstaben zu einer systematischen Formsprache, die er von nun an konsequent entwickelte.

Der Konstruktivist

In den ersten Phasen seiner konstruktivistischen Malerei verwendete Kubíček die optischen Signale der von ihm so genannten „Stadt-Folklore“: geometrische Figurationen wie Kreis, Dreieck und farbige Streifen. Mit dem Buchstaben L, dessen besondere grafische Möglichkeiten er in großen Serien systematisch untersucht, beginnt sein konstruktivistisches Hauptwerk. Für eine lange Periode spielen Strukturuntersuchungen auf der Basis des Quadrates und der Farben Rot und Blau eine herausragende Rolle. Immer aber kehrt er zu schwarz-weißen Lösungen zurück, in denen die Konstruktionsprinzipien eines Bildes besonders klar hervortreten.

Die Kreis-Form

Seit Beginn der achtziger Jahre arbeitet Jan Kubíček mit dem Kreis als einer neuen Grundform, die er  in seinen Zeichnungen genau untersucht und zur Dynamisierung der Form nutzt. Dabei verlässt er nie die Grundlagen der konstruktiven Kunst. Alle Bilder sind entweder systematisch geteilte Kreise, oder Kreiselemente, die durch Achsen disloziert werden. Kubíček hat mit dieser Form den Höhepunkt seiner Entwicklung  erreicht und findet einen sehr persönlichen Stil innerhalb der systematisch-konkreten Kunst, der ihm auch international Anerkennung einträgt. Bis zu seinem Tode 2013 bleibt er bei der Kreisform als dem Basis-Element seiner Malerei.

Begleitprogramm zur Ausstellung

Öffentliche Führungen

Dienstag 10.02.2015, 24.02.2015, 10.03.2015, Sonntag 15.02.2015, 22.02.2015, 08.03.2015, jeweils 15 Uhr

Öffentliche Kuratorenführung mit Hans-Peter Riese

01.02.2015, 11 Uhr

Öffentliche Führungen mit Heidi Bierwisch, Förderverein Forum Konkrete Kunst e.V.

Sonntag 01.03.2015 und 15.03.2015, jeweils 15 Uhr

Kunstpause am Mittag

10 Minuten Kunstbetrachtung, mittwochs 13 Uhr (Eintritt frei)

Vortrag

„Jan Kubicek im Kontext der tschechischen Moderne“
Hans-Peter Riese, Ausstellungskurator
17.02.2015, 18 Uhr

Workshop für Kinder

„Aus klaren Formen Bilder bauen“
Bildbetrachtung und praktische Übung für Kinder und Jugendliche ab 9 Jahren, mit Lisa Kerstin Kunert (Eintritt frei)
21.02.2015, 15 Uhr

Sonderführungen und Führungen für Schulklassen nach Voranmeldung unter Tel. 0361 6551652.