Carl Theodor Maria Freiherr von Dalberg (1744 – 1817)
Dalberg entstammte einem der ältesten mittelrheinischen Reichsadelsgeschlechter. Er wurde am 8. Februar 1744 in Mannheim geboren und jung für die geistliche Laufbahn bestimmt. Mit 31 Jahren gehörte er bereits drei deutschen Domkapiteln an. 1772 trat er das Amt des kurfürstlichen Statthalters in Erfurt an. Als Vertreter der Aufklärung bemühte er sich um allseitige Volksbeglückung, was ihm natürlich nur zum geringen Teil glückte. Immerhin gelangen ihm mit der Wiederherstellung der Merkantil- und Kommerziendeputation, mit der Stiftung einer Landesnotdurftkasse und einer Prämienkasse für fleißige Landwirte, mit der Errichtung einer Feuerversicherung, eines Leihhauses, einer Witwenkasse Erfolge auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet.
Die Akademie nützlicher (heute: gemeinnütziger) Wissenschaften erweckte er nach Jahren der Untätigkeit zu neuem Leben. Doch gelang es ihm nicht, die Universität Erfurt zu neuer Blüte zu führen. Auch ging er die Aufgabe, die Verwaltung grundsätzlich zu vereinfachen und ihre Leistungsfähigkeit zu steigern, wodurch allein die Mängel des „Erfurter Staates“ hätten behoben werden können, gar nicht an. Reiche Anregungen auf geistigem Bereich boten seine Assembleen, zu denen weitgehender Zugang ermöglicht war. Sein Erfurter Kreis, zu dem auch Goethe und Herder gehörten, kann als schwächeres Abbild des gleichzeitigen Weimarer Musenhofes gelten. Durch die Förderung Schillers erwarb er sich Verdienste. Als Schriftsteller war er fruchtbar, doch standen Umfang und Gehalt nicht im richtigen Verhältnis. Neben seinem Erfurter Amt verwaltete er zahlreiche andere Ämter und geriet als Koadjutor des Mainzer Erzbischofs immer mehr in das Treiben der „hohen Politik“ hinein. 1802 folgte er dem verstorbenen Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal nach und verließ Erfurt.
Sein weiteres Wirken war nicht zuletzt von seinem brennenden Ehrgeiz und seiner großen Eitelkeit bestimmt. Dies eröffnete ihm in den Jahren der Napoleonischen Herrschaft eine äußerlich glänzende Laufbahn, die ihn aber in tausend Widersprüche verwickelte und der moralischen Wertung seiner Person unendlich geschadet hat. Doch in Erfurt hatte er ein gutes Andenken hinterlassen. Noch heute wird häufig eine Zeile aus der von ihm gedichteten Erfurt-Kantate zitiert: "In Erfurt ist gut wohnen."