Bonifatius (672/675 – 754)
Der Angelsachse Winfried wurde zwischen 672 und 675 in Sussex (England) geboren und im Kloster Nursling erzogen. Er kam 716 erstmals ins Frankenreich, kehrte aber in die Heimat zurück und brach 719 für immer ins Frankenreich auf, um zu missionieren und um die Kirchenorganisation zu festigen und an Rom zu binden. Von Papst Gregor II. bekam er 719 den Missionsauftrag und erhielt den Namen des römischen Heiligen Bonifatius. 722 wurde er von Gregor II. zum Missionsbischof geweiht.
In Thüringen, weniger in Hessen, gab es damals schon seit langer Zeit starke Ansätze zum Christentum, insbesondere in der Oberschicht, wie u. a. ein Brief Gregors II., in dem er Bonifatius den thüringischen Großen empfahl, erkennen lässt. Im Zuge der Hessen-Mission fällte Bonifatius 723 die Donarseiche bei Geismar. In Thüringen errichtete er in Ohrdruf einen ersten Stützpunkt.
Um 725 scheint auf dem späteren Domhügel in Erfurt von ihm eine Kirche errichtet worden zu sein; sie darf als Vorgängerin des heutigen Domes gelten. 732 wurde er zum Erzbischof ernannt.
Im Jahre 741 schuf er mit den Bistümern Büraburg (bei Fritzlar), Würzburg und Erfurt die sogenannte mitteldeutsche Bistumsorganisation. In dem aus dem Jahre 742 stammenden Brief des Bonifatius an Papst Zacharias wird die Siedlung „Erphesfurt“ erstmals erwähnt.
Der Brief ist verschollen, die älteste Abschrift stammt von 790.
Doch hob Bonifatius das Bistum Erfurt, nachdem er 746/747 selbst das Bistum Mainz übernommen hatte, auf und vereinigte dessen Sprengel mit dem des Bistums Mainz.
Auch für die bayerische Kirchenorganisation legte er die Grundlagen. Während eines Missionszugs unter den Friesen wurde Bonifatius am 7. Juni 754 bei Dokkum erschlagen.
Entgegen dem einer sehr viel späteren Zeit entstammenden Beinamen eines „Apostels der Deutschen“ spielte Bonifatius viel weniger als Missionar denn als Organisator eine Rolle. Sein Wirken war von unabsehbaren Folgen und steht auch am Anfang der Siedlungsentwicklung Erfurts.