1989 – 1999 | Aufbruch in eine neue Zeit
1989
(Oktober) Die Krisensituation auf allen Gebieten wird immer offensichtlicher. Möglichkeiten und dringende Erfordernisse einer grundlegenden politischen Reform in Richtung Demokratisierung und Freizügigkeit werden trotz immer drängenderer Forderungen der Bürger durch die Partei- und Staatsführung negiert. Starres Festhalten am Führungsanspruch, Kriminalisierung Andersdenkender, Verschleierung von Missständen, Missachtung der Mündigkeit der Staatsbürger und Machtmissbrauch führen auch in Erfurt zu einem immer größeren Schwund des Vertrauens zu den Partei- und Staatsorganen. Als Ungarn den „Eisernen Vorhang“ an seiner Grenze zu Österreich beseitigt hat, beginnt eine Massenflucht auch von Erfurtern über Ungarn. Der Exodus setzt sich nach dem 9. November fort. Insgesamt verlassen 1989 4.000 Erfurter Bürger ihre Heimatstadt.
1989
(Oktober/November) Bildung zahlreicher Bürgerinitiativen wie „Neues Forum“, „Demokratischer Aufbruch“, „Demokratie jetzt“, „Frauen für Veränderung“, „Die Grünen“ sowie demokratischer Parteien wie der SPD mit dem Ziel einer grundlegenden Demokratisierung der Gesellschaft in der DDR.
1989
(24./28. Oktober) Die anschwellende Protestbewegung mündet in Demonstrationen und Kundgebungen. Kirchliche Vertreter und die Bürgerbewegung erzwingen die Aufnahme des Dialoges zwischen Bürgern und dem Rat der Stadt. Im vollbesetzten Stadtverordnetensaal des Rathauses kommt es zu kontroversen Diskussionen zwischen den Vertretern der Bürgerbewegung und der Oberbürgermeisterin. Ein weiterer derartiger „Bürgerdialog“ mit führenden Vertretern der Stadt und des Bezirkes findet am 28. Oktober in der Thüringenhalle statt.
1989
(26. Oktober) Nach Friedensgebeten in Kirchen, z. B. in der Prediger-, der Michaelis-, der Lorenz-, der Wigbert- und der Kaufmannskirche fordern Zehntausende von Erfurtern auf dem Domplatz eine sofortige demokratische Erneuerung. Auf den nun regelmäßig stattfindenden Donnerstagsdemonstrationen werden immer weiter reichende politische Forderungen nach Reform und Veränderung des Systems gestellt. Alle weiteren politischen Schritte stehen nun im Zeichen der Massenforderung „Wir sind ein Volk“.
1989
(9. November) Die Nachricht von der Öffnung der Grenze erreicht viele Erfurterinnen und Erfurter während der Demonstration auf dem Domplatz. Am folgenden Tage stehen Tausende vor der Volkspolizei am Schützenhaus Schlange, um ein Visum zu erhalten.
1989
(19. November) Über 20.000 Einwohner demonstrieren auf Initiative von Erfurter Künstlern und Kulturschaffenden für eine konsequente demokratische Umgestaltung.
1989
(4. Dezember) Bürgerinitiativen erzwingen die Kontrolle über das Gebäude der Bezirksbehörde des Ministeriums für Staatssicherheit in der Andreasstraße. Die Bürgerwache wird gebildet.
1989
(10./27. Dezember) Nach dem Rücktritt von Rosemarie Seibert (SED) wird Siegfried Hirschfeld (SED) zum Oberbürgermeister der Stadt Erfurt berufen (ausgeschieden am 30. Mai 1990).
1989
(5. Dezember) Offizielle Gründung eines Bürgerkomitees, bestehend aus 10 Fraktionen (Neues Forum, Demokratischer Aufbruch, LDPD, NDPD, SPD, CDU, Grüne Partei, Bürgerinitiative „Frauen für Veränderung“, DBD und Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche).
1989
(10. Dezember) Zehntausende von Bürgern bilden einen „Bürgerwall“ entlang der ehemaligen inneren Stadtmauer, um dem Verfall und dem drohenden Abriss des historischen Stadtkerns entgegenzutreten.
1989
(13. Dezember) Auf Einladung des Propstes Dr. Falke und der Evangelisch-lutherischen Kirche in Thüringen sowie des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen wird in der Augustinerkirche ein „Runder Tisch“ des Bezirkes unter Beteiligung von Vertretern der politischen Parteien, der Organisationen und der Bürgerbewegungen gebildet. Am folgenden Tag entsteht ein „Runder Tisch“ in der Stadt Erfurt.
1990
(7. Februar) Auflösung der Stadtverordnetenversammlung und Bildung eines Interimsparlaments, dem je fünf Vertreter aller Parteien, Organisationen und Bürgerbewegungen des „Runden Tisches“ angehören. Das Interimsparlament tritt erstmals am 21. Februar zusammen.
1990
(18. März) Erste demokratische Wahlen zur Volkskammer. Die meisten Wählerstimmen in der Stadt Erfurt kann die CDU mit 44,2 % erringen, die SPD erreicht 21,4 %, die PDS 16,1 %, die LDPD 4,3 % und die DSU 3,3 %. Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (20. Februar) sowie der Präsident der Sozialistischen Internationalen und Ehrenvorsitzende der SPD Willy Brandt (3. März) sprechen auf Wahlveranstaltungen in Erfurt.
1990
(24. April) Auftaktveranstaltung zur bautechnischen Hilfe des Bundeslandes Rheinland-Pfalz „Hilfe für Thüringen“ auf dem Erfurter Fischmarkt.
1990
(30. Mai) Auf der ersten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, die am 6. Mai aus freien demokratischen Wahlen hervorgegangen ist, werden Manfred O. Ruge (CDU) zum Oberbürgermeister und Dietmar Schuhmacher (SPD) zum 1. Bürgermeister gewählt. Zum Ratspräsidenten wird Karl-Heinz Kindervater (CDU) gewählt.
1990
(3. Oktober) Die Deutsche Demokratische Republik tritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland bei und hört damit auf zu existieren. Die Teilung in zwei Staaten, welche über 40 Jahre gedauert hat, ist beendet.
1990
(29. Oktober) Nach dem Ende der Teilung Deutschlands (3. Oktober 1990) nehmen die Fluglinie Erfurt-Berlin (Tempelhof) und die Linie Erfurt-Frankfurt/Main der Deutsche Lufthansa vom Flughafen Erfurt-Bindersleben den Betrieb auf.
1990
(2. Dezember) Bei der ersten Bundestagswahl nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erreichen in der Stadt Erfurt die CDU 36,0 %, die SPD 23,6 %, die FDP 14,4 %, die PDS 13,2 % und Bündnis 90/ Grüne 9,5 % der Zweitstimmen. Das Erfurter Direktmandat erringt Norbert Otto (CDU).
Ab 1990
Die Gestaltung und Rekonstruktion der historischen Erfurter Innenstadt schreitet hoffnungsvoll voran. Zahlreiche Notsicherungen von denkmalgeschützten Häusern werden eingeleitet. Am 25. Juli findet das erste Richtfest im Sanierungsgebiet Andreasviertel, nämlich beim Gebäude Andreasstraße Nr. 34 statt.
Ab 1990
Sicherung, Sanierung und Rekonstruktion des bedeutenden Denkmals der Festungsbaukunst Zitadelle Petersberg.
1991
(10. Januar) Erfurt wird Landeshauptstadt. Der Thüringer Landtag entscheidet sich mehrheitlich (49 von 88 Abgeordneten) für Erfurt als Landeshauptstadt Thüringens.
1991
(4. Oktober) Von den 2.466 Thüringer Betrieben unter Verwaltung der Treuhand wurden bisher 620 privatisiert. In Erfurt sind von 600 Unternehmen und Teilunternehmen 190 verkauft bzw. privatisiert.
1991
(5. November) Beginn des Abrisses in der Bahnhofstraße 38 („Storchennest“) Ecke Gartenstraße, für einen Neubau der Dresdner Bank, der dazu Flächen für mehrere Läden bieten soll.
1991
(4. Dezember) Mit dem Anbringen einer Gedenktafel am ehemaligen Gebäude der Stasi-Bezirksbehörde Erfurt in der Andreasstraße, die an die Besetzung am 4. Dezember 1989 erinnert, vollzieht das Bürgerkomitee seine letzte Handlung und löst sich auf.
1991
(31. Dezember) Veranstaltung zur Überleitung in das Jubiläumsjahr der Stadt auf dem Domplatz mit Musik, Lasershow und Feuerwerk unter dem Motto. „Gloriosa – Erfurt unter Licht“.
1992
Unter dem Leitgedanken „Aufbruch zum Selbstverständlichen – Erfurt 1250 Jahre in der Mitte Europas“ begehen die Bürger und ihre Gäste die Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung Erfurts. (1. Januar) Eröffnung des Erfurter Jubiläumsjahres mit einem Festkonzert in der Lutherkirche, Festansprache des Oberbürgermeisters Manfred O. Ruge.
1992
(4. Januar) Enthüllung einer Gedenktafel an der ehemaligen Universitätskirche, der Michaeliskirche, zum Beginn der Feierlichkeiten zum 600. Universitäts-Jubiläums. Gründung der „Universitätsgesellschaft e. V. – Gesellschaft zur Förderung der europäischen Universität Erfurt“.
1992
(20. Januar) (50. Jahrestag der Wannseekonferenz) Am Westeingang des Hauptbahnhofes wird eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Erfurter Juden angebracht, die vom Bahnhof der Stadt in die Vernichtungslager transportiert worden sind.
1992
(17. März) Gründung der deutsch-japanischen Gesellschaft Erfurt e. V., die sich zu Ehren des 1865 in Erfurt geborenen Begründers der akademischen Japanologie in Deutschland „Karl-Florenz-Gesellschaft“ nennt.
1992
(19. März) Erste Demonstration der Mitarbeiter und Studenten der Medizinischen Akademie Erfurt, die für die Erhaltung der Medizinischen Akademie als Hochschuleinrichtung eintreten.
1992
(7. bis 10. April) Festtage „500. Geburtstag des Rechenmeisters Adam Ries“
1992
(1. Mai bis 10. Mai) Festwoche zum 600. Gründungsjubiläum der Alten Erfurter Universität. Enthüllung einer Gedenktafel am Collegium maius und Festversammlung der Universitätsfreundschaftsgesellschaft im Festsaal des Rathauses (1. Mai). Festakt der Stadt und der Universitätsgesellschaft im Auditorium coelicum des Doms (2. Mai). Akademischer Festakt der MAE (4. Mai). Straßenfest in der Allerheiligenstraße im historischen Universitätsviertel (9. Mai).
1992
(4. Juni bis 7. Juni) Internationale Waidausstellung auf der Ega. Wissenschaftler aus acht Ländern beschäftigen sich mit der Geschichte und den gegenwärtigen und zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten der Pflanze.
1992
(21. Juni) Zum Auftakt der Festwoche anlässlich des Stadtjubiläums findet eine festliche Sitzung des Erfurter Rates in der Augustinerkirche statt. Die Festansprache hält der Präsident des Rates, Karl-Heinz Kindervater. Weiter sprechen der derzeitige Bundesratspräsident, Dr. Bernd Seite, der Minister für Wissenschaft und Kultur, Dr. Ulrich Fickel, und der Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Herman Hartmut Weyel.
1992
(23. Juni bis 24. Juli) Historische Konferenz „Erfurt – Geschichte und Gegenwart. Bindungen und Verbindungen in Deutschland und Europa“, veranstaltet vom Magistrat der Stadt und vom Verein für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt aus Anlass des Doppeljubiläums der Stadt und der Universität.
1992
(27. Juni) Höhepunkt des Stadt- und Universitätsjubiläums mit dem historischen Festumzug, der in 36 Bildern wichtige historische Abschnitte und Ereignisse, Persönlichkeiten und Institutionen darstellt (über 3.000 Mitwirkende). Am folgenden Tag wird die Festwoche mit einem historischen Bürgerfest fortgesetzt.
1992
(17. Juni) Dr. Lorenz Drehmann (1915 bis 1992), Vorsitzender der Vereinigung „Heimattreue Erfurter“, wird auf Beschluss des Rates der Stadt Ehrenbürger der Stadt Erfurt.
1992
(5. Juli) Erfurt bekommt Erdgas. Mit dem Anzünden einer Erdgasfackel in Erfurt-Dittelstedt gibt Oberbürgermeister Manfred Ruge das Zeichen für den Beginn der Umstellung der städtischen Gasversorgung.
1992
(29. August) Festliche Wiedereröffnung des Erfurter Ratsgymnasiums mit einem Gottesdienst in der Predigerkirche. Die Schule findet eine neue Unterkunft in der Meister-Eckehart-Straße.
1992
(4. bis 6. September) Treffen der „Heimattreuen Erfurter“ in Erfurt. Dieses erste Treffen in der Stadt, der dieser 1960 gegründete Verein treu geblieben ist, ist zugleich das letzte Vereinstreffen. Der Verein löst sich zum Jahresende auf.
1992
(5. September) Oberbürgermeister Manfred O. Ruge übergibt die restaurierte Minerva auf dem Domplatz der Erfurter Bevölkerung. Die Vereinigung „Heimattreuer Erfurter“ hat die Kosten der Restaurierung getragen.
1992
(11. Oktober) Feierliche Eröffnung der Edith-Stein-Schule und damit Wiedereröffnung der 1938 geschlossenen Schule des Ursulinenklosters in Erfurt als einer offenen christlichen Schule in Trägerschaft der katholischen Kirche.
1992
(30. Oktober) Die „Neue Mühle“ in der Schlösserstraße wird als technisches Denkmal und Mühlenmuseum eröffnet. Die jüngste museale Einrichtung der Stadt erinnert an die einstmals mehr als 60 Wassermühlen an den Ufern der Gera und an angelegten Wasserläufen.
1992
(Dezember) Die Stadt hat zum Jahresende 203.000 Einwohner. Nachdem Erfurt 1988 seine größte Einwohnerzahl mit 220.328 aufgewiesen hatte, ist diese bis zum Jahresende 1991 um 7,6 % auf 205.812 Einwohner zurückgegangen. Seit Sommer 1992 wieder leichter Anstieg.
1993
(1. Februar) Das Land Thüringen setzt Dr. Klaus Dieter Wolff als Gründungsbeauftragten für die Erfurter Universität ein. Er plant, die Erfurter Universität zunächst als geisteswissenschaftliche Hochschule mit etwa 6.000 Studenten zu begründen. Die Strukturkommission für die Universität Erfurt mit ihrem Vorsitzenden, Prof. Dr. Hermann Lübbe von der Universität Zürich, wird am 1. Juni 1993 berufen.
1993
(11. März) Abrissarbeiten am Kaffeetrichter (Ecke Schillerstraße/Arnstädter Straße): Das Gebäude, in dem einst ein bekanntes Erfurter Café untergebracht war, weicht einem Büroneubau.
1993
(19. April) Offizielle Übergabe des ersten rekonstruierten Festungsabschnitts auf dem Petersberg, der Bastion Kilian. Mehreren an der Wiederherstellung der Festungsanlage interessierten Sponsoren ist es zu danken, dass die Rekonstruktion sehr kostengünstig durchgeführt werden konnte. Unter anderem wurden die nach altem Vorbild neu angebrachten Wacherker gestiftet.
1993
(1. Mai) Am Eingang des Luisenparks wurde das im Laufe des 20. Jahrhunderts dritte Königin-Luise-Denkmal enthüllt. Es entstammt einer klassischen Vorlage von Christian Daniel Rauch und hofft als Huldigung an eine schöne und kluge Frau, weniger als Ehrenmal der preußischen Geschichte, die Zeiten zu überstehen und ein Schmuck für den Park zu sein.
1993
(10. Mai) Die Peterskirche auf dem Erfurter Petersberg wurde für den symbolischen Preis von 1 DM (0,50 EUR) an das thüringische Wissenschaftsministerium verkauft. Somit ist nicht mehr die Treuhand-Gesellschaft, sondern das Land Thüringen der Eigentümer der romanischen Basilika.
1993
(22. Mai) Der thüringische, aus Arnstadt stammende Maler und Grafiker Otto Knöpfer ist im Alter von 82 Jahren in Erfurt gestorben.
1993
(27. Mai) Die Evangelische Predigerschule Erfurt stellt mit einem Gottesdienst am 27. Mai 1993 ihren Studienbetrieb ein, nachdem an dieser Ausbildungsstätte 45 Jahre lang Theologen ausgebildet worden waren.
1993
(9. Juni) Nach einem Entschluss des bisher in Kassel ansässigen Bundesarbeitsgerichtes kommt diese Behörde, die nach Thüringen übersiedeln muss, nach Erfurt. Die Stadt Erfurt stellt dafür einen Bauplatz am Petersberg zur Verfügung, auf dem ein gänzlich neues Bundesarbeitsgerichtsgebäude entsteht.
1993
(1. Juli) Ein Bildungswerk der Konrad-Adenauer-Stiftung wird unter Anwesenheit von Mitgliedern der Landesregierung und städtischer politischer Prominenz in der Thomas-Müntzer-Straße eröffnet.
1993
(3. September) Symbolischer erster Knopfdruck für den Bau des Vieselbacher (Erfurter) Güterverkehrszentrums (GVZ), mit dem der thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel und der Chef der beiden deutschen Bahnen Heinz Dürr den ersten Gleisblock niedersenken. In Vieselbach entstehen auf einem Areal von 340 ha einer der größten Binnenumschlagsbahnhöfe für den kombinierten Verkehr, ein Frachtzentrum und ein Servicezentrum zur Wartung von Transportbehältern.
1993
(6. September bis 12. September) Denkmalschutzwoche in Erfurt. Aus diesem Anlass wird das Sibyllentürmchen nach erfolgter Restaurierung der Öffentlichkeit übergeben. Der deutschlandweite Tag des offenen Denkmals, dessen Erfurter Variante mit „erfordia turrita“ überschrieben ist, bietet den Erfurtern die Möglichkeit, eine große Zahl der sonst nicht zugänglichen Erfurter Türme zu besteigen.
1993
(1. Oktober) Seit dem 1. Oktober gehört der Erfurter Teil des Strom- und Fernwärme-Versorgungsbetriebs ENAG als Strom und Fernwärme GmbH zu den Stadtwerken Erfurt. Gesellschafter der GmbH sind zu gleichen Teilen die Stadt Erfurt und die ENAG.
1993
(31. Oktober) Die Treuhandniederlassung Erfurt beendet die Privatisierung der ehemaligen volkseigenen Betriebe ihres Zuständigkeitsbereichs. 640 Betriebe wurden innerhalb von drei Jahren verkauft, über 3000 Unternehmen reprivatisiert.
1993
(2. November) Die Stadt Erfurt erhält im Bundeswettbewerb „Erhaltung des historischen Stadtraums“, bei dem sich 110 Städte um eine Auszeichnung beworben haben, eine Goldplakette.
1993
(3. November) Nachdem die Thuringia-Versicherung-Aktiengesellschaft, die 1853 in Erfurt begründet worden war, bereits 1990 an ihren Erfurter Stammsitz zurückgekehrt ist, eröffnet sie nun die Landesdirektion Ost in ihrem neuen Geschäftshaus in der Lutherstraße.
1993
(6. November) Feierliche Gründung der evangelischen Stadtakademie „Meister Eckart“, die ihr Domizil im Predigerkloster haben wird.
1993
(17. Dezember) Anlässlich der zum 31. Dezember 1993 bevorstehenden Schließung der Medizinischen Hochschule Erfurt findet im Festsaal des Erfurter Rathauses ein „Akademisches Requiem“ statt. Der letzte Rektor der Hochschule, Professor Dr. Walter Künzel, übergibt die Insignien der Hochschule zur Aufbewahrung an die Stadt Erfurt – in der Hoffnung, dass diese Aufbewahrung nicht von Dauer sein und die Amtskette einem zukünftigen Rektor einer medizinischen Fakultät an der Universität Erfurt ein mal wieder verliehen werde.
1993
(22. Dezember) Der Thüringer Landtag verabschiedet das Gesetz zur Wiedergründung der Erfurter Universität, die für 6.000 Studenten ausgebaut werden soll und vornehmlich geisteswissenschaftliche Fächer anbieten wird.
1994
(21. Januar) Nach dreijähriger Restaurierung öffnet die Michaeliskirche mit einem feierlichen Gottesdienst wieder ihre Pforten.
1994
(6. Februar) Feierliche Gründung des Instituts für Evangelische Theologie Erfurt. Es wird an die Pädagogische Hochschule angegliedert mit der Aufgabe, Lehrer für den Religionsunterricht an Grund- und Regelschulen auszubilden.
1994
(17. März) In Erfurt-Bindersleben wird das TA-Druckhaus eingeweiht, in dem zukünftig die Tageszeitungen „Thüringer Allgemeine“ und „Thüringische Landeszeitung“ sowie die Anzeigenblätter der Zeitungsgruppe Thüringen gedruckt werden. Prominentester Gast anlässlich der Inbetriebnahme eines der leistungsstärksten Druckzentren in Europa und der Würdigung der größten Investition in der thüringischen Landeshauptstadt ist Bundeskanzler Helmut Kohl. Anschließend an seine Visite im Erfurter Druckzentrum, stattet er der Innenstadt Erfurts einen Besuch ab.
1994
(26. März) Auftakt des Dalberg-Jubiläums 1994 anlässlich des 250. Geburtstages des Erfurter Statthalters der Zeit von 1772 bis 1802 mit der Eröffnung der Dalberg-Wanderausstellung, die in allen „Dalbergorten“ und zuerst in Erfurt gezeigt wird, durch den Oberbürgermeister M. Ruge und mit einem Kolloquium zum Thema „Carl Theodor von Dalberg (1744 – 1817) – Erzbischof und Staatsmann“, das vom Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt und der Stadt Erfurt veranstaltet wird.
1994
(1. April) Ab heute gehören drei Orte des Erfurter Landkreises, nämlich Alach, Ermstedt und Frienstedt, zur Stadt Erfurt. Die übrigen 14 Gemeinden, die laut Gesetz zur Neugliederung der Kreise in Thüringen nach Erfurt eingemeindet werden sollen, werden der Stadt am 1. Juli 1994 angegliedert.
1994
(13. April bis 15. April) Nach 24-stündigen Regenfällen in Mitteldeutschland, vor allem in Thüringen und im Harz, bei denen bis zu 100 Liter/m² Niederschlag fielen, sind weite Teile Thüringens von einem Jahrhunderthochwasser betroffen. Mehrere Flüsse wie Saale, Ilm, Gera und Hörsel, aber auch kleinere Bäche sind weit über die Ufer getreten und setzen Straßen, Gleise und Ortschaften „Land unter“. In manchen Orten müssen Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden, einige Dörfer, auch die Erfurter Ortsteile und Vororte Bischleben, Möbisburg und Molsdorf, sind vom Wasser eingeschlossen. Der Wasserstand der Gera liegt bei einem Pegel von 4 Metern über Normal; die Brücke an der Bahnhofsunterführung wird vom Wasser fast berührt. Der 1889 erbaute Erfurter Flutgraben hat sich unterdessen erneut bewährt, indem er die Stadt vor Hochwasser schützen konnte.
1994
(29. April) Feierliche Gründung der Erfurter Universität. 602 Jahre, nachdem die Erfurter Universität durch die Stadt Erfurt zum ersten Mal gegründet worden war, wurde sie durch einen Festakt im Augustinerkloster als Universität des Landes Thüringen in Erfurt gegründet. Die mittelalterliche Universität Erfurt vereinte vier Fakultäten und war damit eine Volluniversität. Die neue Universität wird sechs Fakultäten haben (Wirtschaftswissenschaften, Jura, Sprach- und Literaturwissenschaften, katholische Theologie mit Martin-Luther-Institut, Kultur- und Sozialwissenschaften und Erziehungswissenschaften), mit denen sie jedoch nicht alle wissenschaftlichen Lehrfächer abdeckt.
1994
(15. Mai) Eröffnung der für die Erfurter Stadtgeschichte bedeutsamen, seit 1990 restaurierten „Kaisersäle“ in der Futterstraße als Kongresszentrum und Ballsaal. Am Anfang des 18. Jahrhunderts war aus mehreren Bürgerhäusern in der Futterstraße der Ballsaal der Erfurter Universität und spätere Musiksaal des Erfurter Konzertvereins entstanden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude mit einer klassizistischen Fassade verkleidet, um den Fürstenkongress in Erfurt in würdigem Aussehen zu empfangen. 1891 fand dort der Erfurter Parteitag der SPD statt, der dem Gebäude für die nächsten rund 100 Jahre den Namen gab. Nach 1945 diente es dem Büromaschinenwerk Optima und der Stadt Erfurt als Kulturhaus gedient. Nach der Wende stand das Gebäude zunächst ohne Nutzung. 1990 gab es dann den Beschluss, das Gebäude instand zu setzen und zu restaurieren, um es als „Kaisersaal“ wiederzueröffnen.
1994
(4. Juni) 100 Jahre elektrische Straßenbahn in Erfurt: 1894 rollte die erste elektrisch betriebene Straßenbahn auf der „roten Linie“ von Ilversgehofen zur Flora. Aus diesem Anlass gibt es ein Fest auf dem Domplatz, bei dem alle in Erfurt fahrenden Straßenbahntypen einschließlich der alten Traditionsbahn und der in diesem Jahr neu eingesetzten Niederflurstraßenbahn die Erfurter zu Ehrenrunden einladen.
1994
(7. Juni) Das Museum für Stadtgeschichte in Erfurt öffnet nach dreijähriger Restaurierung des „Hauses zum Stockfisch“ und einer völligen Neukonzipierung der stadtgeschichtlichen Ausstellung wieder seine Pforten und lädt zur Besichtigung der ersten zwei Abteilungen, der ur- und frühgeschichtlichen Ausstellung und der Stadtbildentwicklung, ein.
1994
(12. Juni) Kommunalwahl: Wahl der Stadtratsmitglieder und des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Erfurt. OB-Stichwahl am 26. Juni. Manfred O. Ruge (CDU) wird erneut zum Oberbürgermeister gewählt.
1994
(1. Juli) Die am 15. Juli vergangenen Jahres beschlossene Gebietsreform in Thüringen tritt in Kraft. Für die Stadt Erfurt bedeutet dies, dass der Landkreis Erfurt aufgelöst und dessen Gemeinden an andere Kreise angegliedert bzw. in die kreisfreie Stadt Erfurt eingemeindet werden. Erfurt wächst um 14 Dörfer, nämlich um Büßleben, Egstedt, Kerspleben, Kühnhausen, Linderbach-Azmannsdorf, Mittelhausen, Molsdorf, Niedernissa, Schwerborn, Stotternheim, Tiefthal, Vieselbach, Waltersleben und Windischholzhausen. Die Dörfer Alach, Ermstedt und Frienstedt sind bereits am 1. April 1994 eingemeindet worden. Im Herbst des Jahres 1994 wird Töttelstädt Ortsteil der Stadt Erfurt.
1994
(1. bis 3. Juli) Im Erfurter Steigerwald-Stadion finden die 94. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften statt. Das Stadion ist für diese Veranstaltung mit einer neuen Tribüne ausgestattet worden. Die alte Holztribüne wurde am 16. Februar 1993 abgerissen.
1994
(8. Juli) Papst Johannes Paul II. erhebt das bisherige Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen zur Diözese. Dadurch wird Erfurt Bischofssitz, nachdem am 14. Juni 1994 durch die Unterzeichnung der entsprechenden Verträge zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Thüringen die Gründung des Bistums Erfurt staatskirchenrechtlich abgesichert worden ist. Die Entstehung eines Bistums Erfurt ist Bestandteil der Neuordnung der Bistumsgrenzen nach der Wiedervereinigung Deutschlands.
1994
(20. August bis 3. September) Nach lange abgerissener Tradition findet in diesem Jahr ein Erfurter Theatersommer auf den Domstufen statt. Gegeben wird Carl Orffs Kantate „Carmina Burana“ als Musik- und Tanzaufführung.
1994
(11. September) Das Erfurter Stadttheater, das am 15. September 1894 im umgebauten Hellingschen Sommertheater, dem heutigen Opernhaus, seine Pforten öffnete, feiert in diesem Jahr zusammen mit seinem Theaterorchester das hundertjährige Bestehen. Ein Festakt im Opernhaus würdigt diese 100 Jahre Theatergeschichte in Erfurt.
1994
(17. bis 18. September) Die alljährliche Bistumswallfahrt thüringischer Katholiken nach Erfurt gilt in diesem Jahr der Errichtung des Bistums Erfurt (siehe 8. Juli). Der päpstliche Nuntius Lajos Kadar überreicht die Gründungsurkunde, die Ernennungsurkunde für den Bischof Joachim Wanke und den Bischofsstab. 164 katholische Gemeinden gehören dem Bistum Erfurt an.
1994
(6. Oktober) Auf dem Gelände des ehemaligen sowjetischen Militärkrankenhauses am Steiger wird mit dem Bau des thüringischen Regierungsviertels begonnen.
1994
(16. Oktober) Bei den Bundestagswahlen erringt Norbert Otto (CDU) mit 36,7% der Erststimmen erneut das Erfurter Direktmandat. Von den Zweitstimmen kommen in der Stadt Erfurt auf die CDU 34,2 %, auf die SPD 29,8 %, auf die PDS 23,5 %, auf das Bündnis 90/Grüne 6,8 und auf die FDP 3,4 %.
1994
(1. Dezember) Der Autobahnzubringer Süd-Ost wird freigegeben, der den Verkehr aus Erfurt an die Anschlussstelle Erfurt-Ost und zurück kreuzungsfrei an den Ortschaften Dittelstedt, Urbich und Niedernissa vorbeiführt. Die Dörfer haben jahrelang eine extreme Verkehrsbelastung ertragen müssen und können nun ihre durch die Straße zerschnittenen Ortskerne neu gestalten.
1994
(16. Dezember) Offizielle Übergabe der ehemaligen kurmainzischen Statthalterei in Erfurt an die Thüringer Staatskanzlei, die das Gebäude als Nutzer bezieht, nachdem zwei Jahre daran restauriert und gebaut worden ist.
1995
(6. Januar) Das Gebäude des alten Ratskellers am Fischmarkt, für das die Forschung Baureste bis in das 13. Jahrhundert nachweisen kann, wird bis auf die Fassade und einen Teil der Außenwände abgerissen und soll bis 1996 als neugebaute Passage wiedererstehen, in der es auch einen Ratskeller geben wird.
1995
(18. Januar) Die Stadt Erfurt gibt ihre Zustimmung zum ICE-Projekt der Bahn. Danach soll der Erfurter Bahnhof für den Verkehr von Intercity-Hochgeschwindigkeitszügen ausgebaut werden. Um die ICE-Gleise unterzubringen, macht sich jedoch der Abriss des aus dem 19. Jahrhundert stammenden denkmalgeschützten Inselgebäudes des Erfurter Hauptbahnhofs notwendig.
1995
(27. Januar) Einweihung des neuerrichteten Bürokomplexes „Thüringenhaus“ am Juri-Gagarin-Ring. Das Gebäude wird neben Firmenbüros das thüringische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und das Erfurter Amtsgericht aufnehmen.
1995
(9. Februar) Die Friedrich-Ebert-Stiftung eröffnet eine Bildungs- und Begegnungsstätte in Erfurt, die nach dem thüringischen Politiker Hermann Brill benannt wird.
1995
(16. Februar) Übergabe der ehemals der theologischen Fakultät an der Alten Universität Erfurt gehörenden Zepter durch den Rektor der Universität Münster an das Stadtmuseum, wo die Zepter als Dauerleihgabe verbleiben sollen.
1995
(25. Februar) Mit einer Andacht in der Ruine des Augustinerklosters und der Aufführung von Mozarts „Requiem“ wird der Zerstörung des Klosters durch einen britischen Luftangriff vor 50 Jahren gedacht, bei dem 267 im Keller des Klosters Schutz suchende Erfurter umgekommen sind.
1995
(28. Februar) Einweihung des neuen Gebäudes der Industrie- und Handelskammer Erfurt, des neuen Stadttores an der Schmidtstedter Straße.
1995
(1. März) Der Gemeinde- und Städtebund Thüringens eröffnet seinen Sitz in der restaurierten Alfred-Hess-Villa in der Richard-Breslau-Straße.
1995
(4. März) Mit Empfängen für die ausführenden Baubetriebe und geladene Gäste sowie mit einem „Tag der offenen Tür“ für die Erfurter werden die Thüringer Staatskanzlei und der Sitz des thüringischen Ministerpräsidenten in der restaurierten kurmainzischen Statthalterei offiziell eröffnet und eingeweiht.
1995
(5. März) Nach 27-jähriger provisorischer Unterbringung seiner Bestände eröffnet das Naturkundemuseum Erfurt in einem eigenen Gebäude in der Großen Arche eine museale Dauerausstellung. Ein ehemaliger Waidspeicher, der nunmehr das Museum beherbergt, ist dafür hergerichtet worden.
1995
(14. März) Einweihung der neuen Räume des Erfurter Stadtarchivs. Wegen Raummangels ist das Stadtarchiv in den Monaten August und September 1994 aus seinen angestammten Räumen im Rathaus und aus den Räumen in der Meister-Eckehart-Straße ausgezogen und hat ein aus den 80er Jahren stammendes, jedoch in der Erfurter Altstadt gelegenes Gebäude in der Gotthardtstraße 21 bezogen.
1995
(25. April) Auch in Erfurt-Süd, an der Stadtausfahrt Rudolstädter Straße, wo sich vormals Blumenkohlfelder erstreckten, entsteht nun ein weiteres Einkaufszentrum. Kernstück des 120.000 m² großen, nunmehr betongeprägten Geländes ist das Autohaus Glienicke, das am selben Tag öffnet.
1995
(26. April) Eröffnungsgala im wiedererstandenen „Ufa-Palast“ in der Bahnhofstraße, dem vormaligen Panorama-Palast-Kino. Gleichzeitig können in 9 Kinosälen für insgesamt 1.950 Kinozuschauer Filme gezeigt werden.
1995
(8. Mai) Die Stadt Erfurt gedenkt anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes am 8. Mai 1945 der Opfer, die in den Kriegsjahren bei Bombenangriffen auf Erfurt ums Leben kamen. Dazu wurden das Gräberfeld, an das bisher erdnahe Gedenksteine erinnert hatten, im Stile von Soldatenfriedhöfen mit Steinkreuzen neu gestaltet und Kränze niedergelegt. Am Denkmal für in Erfurt umgekommene polnische Fremdarbeiter und Kriegsgefangene im Südpark legt eine Delegation der polnischen Partnerstadt Kalisz ein Gebinde nieder. Der Bund der Vertriebenen erinnert mit einer Kranzniederlegung auf dem Hauptfriedhof hauptsächlich an die mit dem Ende des Krieges einsetzende Vertreibung der Deutschen.
1995
(8. Mai) Am Ringelberg erfolgt der erste Spatenstich für eine Wohnanlage großer Dimension. Bis zum Jahre 2000 sollen auf dem Gelände 2700 Wohneinheiten (30% Häuser, 70% Wohnungen für 7000 Menschen, darunter 500 Sozialwohnungen) entstehen.
1995
(27. Mai) Tausende von Besuchern kommen zur Multimedia-Show „Ars via regia“ auf den Domplatz. Die Veranstaltung steht aus Anlass des 50. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges im Zeichen von Krieg und Frieden.
1995
(29. Mai bis 4. Juni) Auf dem Petersberg findet die Festwoche zum 330. Jubiläum der Grundsteinlegung der Zitadelle Petersberg statt. Aus diesem Anlass wird die unlängst entdeckte und nach historischen Vorlagen restaurierte Festungsbäckerei im Kellergewölbe der Defensionskaserne in Betrieb genommen. Nach 60 Jahren wird in der Zitadelle Petersberg wieder Brot gebacken.
1995
(10. Juni) Eröffnung der „Configura 2 – Dialog der Kulturen“. Mit der bis zum 10. September in den Ausstellungsräumen des Angermuseums und der Galerie am Fischmarkt, im Kulturhof „Zum Güldenen Krönbacken“, im Freiraum der Barfüßerkirche und im „Felsenkeller“ unterhalb des Domberges stattfindenden Ausstellung ist die Hoffnung verbunden, dass sich Erfurt neben Kassel und Venedig endgültig als einer der wichtigsten Ausstellungsorte in Europa behaupten möge.
1995
(30. Juni) Das traditionsreichste Erfurter Hotel, der Erfurter Hof, wird geschlossen. Für den Betrachter hat sich der Niedergang des Hauses seit langem mit der Schritt für Schritt erfolgten Schließung sämtlicher öffentlicher Restaurants abgezeichnet. Die Zukunft des Hauses ist unklar.
1995
(1. Juli) Nach erfolgter Dreiteilung der ehemals einheitlichen Erfurter Gartenbauausstellung in ein Messegelände (Westteil), das Gelände des MDR-Funkhauses (Mittelteil) und einen Park (Ostteil) im Herbst 1994 übernimmt die Stadt Erfurt die gestalterische, verwaltungsmäßige und finanzielle Verantwortung für den Parkteil der Ega, der sich vom Haupteingang des Geländes bis zum Gothaer Platz erstreckt.
1995
(13. Juli) Nach zwei Jahren Vorbereitung beginnt mit dem Abriss der ersten Gebäude die bauliche Umgestaltung des Brühls. Bisher war dieser Stadtteil Betriebsgelände gewesen.
1995
(12. August) Mehr als 4.500 Besucher und Sportprominenz feiern im Erfurter Nordbad, dem größten Freibad der Stadt, den 70. Jahrestag der Einweihung des Volksbades.
1995
(1. September) Enthüllung des Denkmals für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur auf dem Petersberg. Das vom Erfurter Rat nach vielfacher Diskussion befürwortete Denkmal gab Anlass zu Diskussionen und Auseinandersetzung mit der Geschichte.
1995
(4. September) Mit der offiziellen Übergabe des restaurierten Denkmals Christian Reicharts, des Begründers des Erfurter Erwerbsgartenbaus, an der Pförtchenbrücke wird die diesjährige Woche des Denkmalschutzes eröffnet.
1995
(13. September) Die erste Unicef-Arbeitsgruppe Thüringens wird in Erfurt im Beisein zahlreicher Ehrengäste der Stadt, des Landes und der Kölner Unicef-Zentrale gegründet. Die Aktivitäten der Erfurter Arbeitsgruppe reichen bis 1991 zurück.
1995
(21. September) Das Verwaltungsgebäude der Landesversicherungsanstalt Thüringen in der Kranichfelder Straße, das in den letzten zwei Jahren unter Nutzung der vorhandenen Kasernengebäude erbaut wurde, wird offiziell übergeben. In dem Komplex sind auch drei Berufsgenossenschaften untergebracht.
1995
(5. Oktober) Mit dem „Thüringen-Park“ öffnet das größte regionale Einkaufszentrum zwischen Harz und Thüringer Wald seine Pforten. Zu den bestehenden Objekten werden noch ein Bürokomplex und Dienstleistungsbetriebe hinzukommen.
1995
(14. Oktober) 13. Internationales Kolloquium der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung. In- und ausländische Gäste zollen der Arbeit an der Zitadelle Petersberg große Anerkennung.
1995
(18. Oktober) Festveranstaltung zum 150jährigen Bestehen der Industrie- und Handelskammer Erfurt im Kaisersaal. An dem Festakt nimmt auch Bundeskanzler Helmut Kohl teil.
1995
(25. Oktober) Der Stadtrat beschließt den Bau eines Dreispartentheaters am Hirschgarten. Dazu wird ein Architekturwettbewerb ausgelobt werden.
1995
(10. November) Auftakt zum Luther-Jahr 1996 in Deutschland auf dem Domplatz. Anlass ist der 450. Todestag des Reformators. Rund 60.000 Menschen nehmen am diesjährigen Martinsfest teil.
1995
(8. Dezember) Der neue Flughafentower wird offiziell in Betrieb genommen. Er ersetzt den 1964 erbauten Kontrollturm. Der neue Turm erlaubt den Fluglotsen in 36 Meter Höhe einen sicheren Rundumblick und ist mit modernster Technik ausgestattet. Diese und weitere Investitionen sorgen für eine bessere Einbindung Thüringens in das deutsche und das weltweite Luftverkehrsnetz.
1996
(2. Februar) Eröffnung des Festjahres anlässlich 1100 Jahre Alach durch Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel
1996
(5. Februar) Mit dem ersten Spatenstich beginnen die Erschließungsarbeiten im Brühl auf dem ehemaligen Gelände der Optima. Die Landesentwicklungsgesellschaft will die Fläche zu einem Stadtteil entwickeln, in dem Arbeit, Wohnen und Freizeit miteinander verbunden sind.
1996
(14. Februar) Das Kuratorium der Fachhochschule konstituiert sich. Ziel des Kuratoriums ist es, die Verbindung mit der Wirtschaft, den Verwaltungsträgern, den Institutionen und Repräsentanten der Arbeits- und Berufswelt der Region zu stärken.
1996
(10. April) Das neue Jugendhaus des Vereins „Erfurter Brücke“ in der Regierungsstraße 37 wird mit einem Festakt in der Brunnenkirche am Fischersand eingeweiht. 1991 hatte das Bistum Erfurt das baufällige Gebäude von der Stadt erworben. Es wurde ab 1994 mit Mitteln des Thüringer Sozialministeriums und der Deutschen Stiftung Jugendmarke sowie durch Spenden und Eigenleistung des Vereins saniert.
1996
(20. April) Grundsteinlegung zu dem neuen Gemeindehaus der Severi-Gemeinde auf dem Domhügel, das wegen seiner exponierten Lage und modernen Bauweise nicht unumstritten ist.
1996
(24. bis 26. April) Die Schotte veranstaltet erstmals gemeinsam mit der LAG Puppenspiel e. V. Thüringen die 5. Schultheatertage und den Regionalen Puppentheatertag der Stadt Erfurt.
1996
(4. Mai) Am Fischersand wird das Gemeindehaus „Brunnenburse“ eingeweiht. Es wird sowohl Treffpunkt und Begegnungsstätte als auch Wohnstätte für katholische Studenten sein.
1996
(6. Mai) Im Angermuseum wird die Ausstellung „Sammlung Kämmerer. Familiengeschichte, Stadt- und Kunstgeschichte – 250 Jahre Privatsammlung einer Erfurter Kaufmannsfamilie“ eröffnet. Die Sammlung ist dem Angermuseum von deren letztem Eigentümer Hans-Helmut Kämmerer geschenkt worden.
1996
(7. Mai) Im Museum „Neue Mühle“ wird die erste innerstädtische Wasserkraftanlage Thüringens feierlich in Betrieb genommen. Die so gewonnene Energie reicht aus, um das komplette Museum mit Strom zu versorgen und zusätzlich die Überschüsse in das Netz der Stadtwerke einzuspeisen.
1996
(12. Mai) Offizielle Einweihung des neuen Terminals am Flughafen Erfurt. Zehntausende von Besuchern nutzen die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Mit dem neuen Terminal ist ein beachtlicher Schritt zu mehr Komfort und Leistungsfähigkeit erreicht worden.
1996
(14. Juni) Das Gefahrenschutzzentrum in Marbach wird offiziell eingeweiht. Es bietet Platz für 30 Fahrzeuge der Feuerwehr und 19 Rettungswagen und gehört wohl zu den modernsten in Deutschland (TA/TLZ vom 15. Juni 1996).
1996
(25. Juni) Übergabe des sanierten Lutherdenkmals vor der Kaufmannskirche.
1996
(23. Juli) Eröffnung des Thüringer Einkaufs-Centrums „T.E.C.“ in der Hermsdorfer Straße. In den 35 Fachmärkten, Geschäften und Dienstleistungsfilialen sind 500 Arbeitsplätze geschaffen worden, und für die Bewohner dieses Stadtgebietes – einschließlich der angrenzenden Ortsteile – verbessern sich die Einkaufsmöglichkeiten.
1996
(29. Juli) Beginn des Abbruchs des nicht vollendeten „Hauses der Kultur“, des so genannten Schiffshebewerks, am Hirschgarten.
1996
(10. August) Premiere von „Das große Welttheater“ von Calderón anlässlich der Domfestspiele vor 1000 begeisterten Zuschauern. Auf dem Programm stehen in diesem Jahr außerdem „Johanna auf dem Scheiterhaufen“ von Paul Claudel und Arthur Honegger sowie die 8. Sinfonie, die „Sinfonie der Tausend“, von Gustav Mahler.
1996
(16. September) Mit der Gründung des Tourismusvereins Erfurt e. V. soll die Arbeit im Bereich des Tourismus besser koordiniert werden.
1996
(23. September) Erster Spatenstich für den Neubau des Bundesarbeitsgerichtes auf dem Petersberg, das nach Abschluss des Baus von Kassel nach Erfurt umziehen wird.
1996
(1. Oktober) Ega – Grundsteinlegung für das Regionalmessezentrum der Messe Erfurt AG
1996
(27. Oktober) Die Deutsche Lufthansa nimmt den Linienflugverkehr auf der Route Erfurt-München auf. Damit wird der Erfurter Flughafen dem weltweiten Streckennetz der Lufthansa angeschlossen.
1996
(29. Oktober) Der frühere SPD-Politiker und jetzige Medien- und Kommunikationswissenschaftler Prof. Peter Glotz wird zum Gründungsrektor der Erfurter Universität berufen, die geisteswissenschaftlich ausgerichtet sein wird. Die ersten Studenten sollen sich im Jahr 1999 einschreiben können.
1996
(14. Dezember) Die neue internationalen Anforderungen genügende Eislaufbahn wird de facto eingeweiht. Die offizielle Eröffnung erfolgt am 27. Dezember anlässlich der Deutschen Meisterschaften im Eisschnelllauf.
1997
(10. Februar) Ega – Richtfest im neuen Regionalmessezentrum Erfurt.
1997
(4. März) Die Spitze des Johannesturmes wird nach grundlegender Restaurierung wieder auf den Turm aufgesetzt.
1997
(4. März) Bei Schachtarbeiten in der Futterstraße 18 machen Bauarbeiter einen Zufallsfund. Ein elf Kilogramm schwerer Tonkrug enthält 385 Silbertaler mit einer Fülle künstlerisch wertvoller Abbildungen aus dem 16. Jahrhundert. Die Münzen sind wahrscheinlich in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges vergraben worden.
1997
(7. Mai) Das Güterverkehrszentrum (GVZ) wird an das Gleisnetz der Deutschen Bahn AG angeschlossen. Ein Gleisanschluss führt direkt zum Logistikzentrum des schwedischen Möbelherstellers IKEA. Noch im Jahr 1997 werden acht weitere Unternehmen im GVZ bauen.
1997
(27. Mai) Eröffnung der „Volkskundlichen Beratungsstelle für Thüringen des Museums für Thüringer Volkskunde Erfurt“. Die mit Unterstützung des Landes und der Stadt Erfurt eingerichtete Beratungsstelle widmet sich der Dokumentation und der Aufarbeitung thüringischer Volkskultur als Voraussetzung für die Pflege in Vereinen und Verbänden auf kommunaler und Landesebene.
1997
(28. Mai) Das ZDF eröffnet in der Marktstraße im „Haus zum Güldenen Rad“ sein Landesstudio Thüringen. Rund sechs Millionen DM (etwa drei Mio. Euro) sind in die Restaurierung des 1551 erbauten Patrizierhauses geflossen.
1997
(2. Juni) Die Landeshauptstadt Erfurt geht unter der Adresse www.erfurt.de mit eigener Homepage ins Internet.
1997
(4. Juni) Eröffnung des neuen Messegeländes Erfurts nach nur zehnmonatiger Bauzeit im ehemaligen Westteil der Ega mit drei Fachmessen: der Landesbauausstellung „FABAU '97“, „Spectrum“ und „Raum, Dekor & Design“.
1997
(8. Juni) Mit der Soiree „Abschied vom Opernhaus“ wird vom Erfurter Opernhaus offiziell Abschied genommen. Nach 103 Jahren muss das Haus aus bautechnischen Gründen geschlossen werden.
1997
(17. Juni) Dem traditionsreichen Erfurter Fußballklub FC Rot-Weiß droht der Konkurs. Schulden in Millionenhöhe führen zu seiner Zwangsverwaltung durch einen Sequester.
1997
(23. Juni) Ernennung der beiden Prorektoren der Universität, Prof. Dr. Wolfgang Schluchter und Prof. Dr. Dieter Langewiesche, durch den thüringischen Wissenschaftsminister Gerd Schuchardt. Der Gründungssenat konstituiert sich.
1997
(5. Juli) Zum europäischen Glockentag aus Anlass des 500jährigen Jubiläums des Gusses der „Gloriosa“ findet die multimediale Schau „ars via regia“ aus Licht, Feuer und Klangcollagen zu Füßen des Domes statt, in deren Mittelpunkt der Originalguss einer Glocke steht. An fast gleicher Stelle hatte Gerhard van Wou von Kampen die „Gloriosa“ als neue Hauptglocke des Erfurter Domgeläutes gegossen. Am Abend zuvor hatte die Glockengießerei aus Lauchhammer hier unter freiem Himmel bereits die Taufglocke für die St.-Bonifatius-Kirche in Riethnordhausen gegossen.
1997
(26. Juli) Nach 53 Jahren Unterbrechung findet auf dem Schützenplatz vor der Thüringenhalle wieder ein Schützenfest statt. Das Bürger-Schützen-Corps marschiert in traditionellen Uniformen auf.
1997
(1. August) Die Medizinische Fachschule Erfurt geht in die Trägerschaft der Stadt über und wird als Berufsbildende Schule 6 für Gesundheit und Soziales mit angeschlossenem Internat geführt.
1997
(9. August) Die diesjährigen Domfestspiele werden mit der Premiere von Leonard Bernsteins „Mass“ eröffnet. Mit vier Aufführungen steht Calderóns „Großes Welttheater“ wieder im Programm.
1997
(25. August) Im Augustinerkloster findet der 10. Internationale Kongress für mittelalterliche Philosophie statt. Es nehmen 400 Wissenschaftler aus der ganzen Welt teil. Die neu begründete Erfurter Universität ist Mitausrichter des Weltkongresses.
1997
(2. September) Max-Reger-Straße – Eröffnung der Hauptstelle Erfurt der Deutschen Bundesbank (Landeszentralbank).
1997
(4. September) Die Stadt Erfurt erhält in Bonn einen der 15 Preise im Bundeswettbewerb „Kinder- und familienfreundliche Gemeinde“. Zum Wettbewerbsbeitrag gehörten die Strolch-Hilfe, das betreute Wohnen am Lindenweg, das Kinderhotel sowie die Beratungs- und Hilfsangebote der Kinderschutzdienste „Hautnah“ und „Schlupfwinkel“.
1997
(24. September) Auf dem Gelände der ehemaligen Benary-Samenzucht zwischen Brühler Straße und Bonifaciusstraße wird das Finanzzentrum Erfurt offiziell eingeweiht. Der Gebäudekomplex beherbergt neben der Landesbank Hessen-Thüringen, die Landesbausparkasse (LBS), die Sparkassenversicherung, den Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen sowie andere Einrichtungen. In zweieinhalbjähriger Bauzeit sind etwa 220 Millionen DM (110 Mio. EUR) investiert worden.
1997
(1. Oktober) Die Stadt Erfurt vergibt ihren ersten Kulturpreis an den Erfurter Maler und Grafiker Alfred T. Mörstedt für sein Gesamtwerk.
1997
(26. November) Das Arbeitsamt nimmt die Tätigkeit in seinem neuen Gebäude in der Max-Reger-Straße am Südpark auf. Im selben Haus sind zudem das Berufsinformationszentrum (BIZ) und das Stelleninformationssystem (SIS) untergebracht.
1997
(18. Dezember) Der Verfassungsgerichtshof des Landes Thüringen weist die Klage der ehemals eigenständigen Gemeinden Vieselbach, Büßleben, Kerspleben, Linderbach-Azmannsdorf, Mittelhausen, Schwerborn und Stotternheim gegen die Eingemeindung nach Erfurt ab. Damit sind diese rechtskräftig Ortsteile von Erfurt.
1998
(2. Februar) Wiedereinführung von Linienflügen zwischen Erfurt und Berlin.
1998
(14. März) Das Parkhaus „Domplatz“, das erste eigene Haus der Stadtwerke Erfurt, Parken GmbH, wird eröffnet. Das 25-Millionen-DM-Projekt (12,5 Mio. EUR) ist in nur anderthalb Jahren gebaut worden. Das vierstöckige unterirdische Parkhaus bietet 480 Stellplätze. Für Autofahrer, die auch nach Abstellen ihres Fahrzeuges mobil bleiben wollen, bietet das Parkhaus Fahrräder zum Verleih an.
1998
(20. März) Offizielle Einweihung der Kliniken für Strahlentherapie und Radioonkologie sowie Nuklearmedizin auf dem Gelände des Klinikums Erfurt.
1998
(11. bis 19. April) Die 1. Erfurter Osterfestspiele finden in der Thüringenhalle statt. Sie sind ein voller Erfolg. Alle sechs Aufführungen von Carl Orffs „Carmina burana“ sind ausverkauft.
1998
(22. April) Feierliche Eröffnung des Max-Weber-Kollegs an der wiedergegründeten Erfurter Universität. Neun Promotionsstipendien sind unter 44 Bewerbern vergeben worden. Die ersten vier Studenten haben am 1. April mit ihrem Studium begonnen.
1998
(4. Mai) Feierliche Einweihung des „Hauses zum Paradies und Esel“, Fischmarkt 27 (heute Benediktsplatz 1). In dem restaurierten Gebäude finden die Kulturdirektion und die „Tourist-Information“ der Tourismus GmbH ein neues Domizil.
1998
(15. Mai) Übergabe der drei Wacherker auf dem Petersberg. Damit erhält die Zitadelle Petersberg das historische Erscheinungsbild einer Stadtbefestigung aus dem 17. Jahrhundert zurück.
1998
(24. Mai) Die Erfurter Industriebahn (EIB) beginnt den Personennahverkehr auf der Strecke Erfurt – Leinefelde – Heiligenstadt. Die neuen weiß-rot-grünen „Shuttles“ pendeln im Zweistundentakt.
1998
(26. Mai) Mit dem Einmauern einer kupfernen Hülse mit Tageszeitungen und Münzen beginnt der offizielle Wiederaufbau des Collegium maius der Alten Universität Erfurt in der Michaelisstraße. Bis zum Sommer 1999 soll ein „nutzungsfähiger Rohbau“ stehen.
1998
(18. Juni) Im Zoopark wird die neue Nashornanlage mit einem 3.500 m² großen Gehege übergeben.
1998
(18. Juli bis 9. August) Während der Erfurter Domstufenfestspiele werden die Barockoper „Die Feenkönigin“ von Henry Purcell nach Shakespeares „Sommernachtstraum“ und der Wiederaufführung von Leonard Bernsteins „Mass“ aus dem Jahre 1997 präsentiert. Die Festspiele haben sich deutschlandweit mit fast 15.000 Besuchern 1998 innerhalb weniger Jahre einen Namen gemacht.
1998
(26. Juli) Die Katholische Fachschule für Sozialpädagogik „St. Ursula“ beendet nach 40 Jahren ihre Ausbildungstätigkeit.
1998
(29. Juli) Beginn der Abrissarbeiten im Brühl für den Theaterneubau. Dazu müssen auf dem 1,5 ha großen Gelände die alte Dreherei und Fräserei sowie das Verwaltungs- und das Speisegebäude der Optima weichen. Mit 3,5 Millionen DM (1,75 Mio. EUR) werden Abriss und Altlastenbeseitigung veranschlagt.
1998
(3. August) Beginn des Abrisses der Häuser Meyfartstraße 4 sowie Krämpferstraße 62 und 63. Die Gebäude müssen weichen, weil sie sich insbesondere hinsichtlich der Statik nicht für die Einbeziehung in die vorgesehene neue Nutzung eignen; allerdings soll die Fassade des „Hauses des Lehrers“ wiedererrichtet werden. Im Gebäude des heutigen Karstadt-Kaufhauses soll sich kleinteiliger Handel niederlassen; der Erweiterungsbau des neuen Kaufhauses entsteht auf der angrenzenden Fläche zum neuen Parkhaus.
1998
(20. August) Offizielle Einweihung der ersten Photovoltaik-Anlage im Gymnasium 7 (Albert-Schweitzer-Gymnasium). Vorerst sollen auf elf Schulgebäuden derartige Anlagen, die jährlich 8.800 kWh Elektroenergie aus Sonnenenergie erzeugen, installiert werden. Der Strom wird in das Schulnetz eingespeist. Im Physikunterricht wird es möglich sein, über PC die Messgrößen der Photovoltaik-Anlagen auszuwerten und zu veranschaulichen.
1998
(5. September) Das Kraftwerk Erfurt-Ost verwendet für die Fernwärmeversorgung der Stadt ab heute ausschließlich Erdgas. Mit der vollständigen Ablösung der Kohleverbrennung werden die Umweltbedingungen spürbar verbessert.
1998
(9. September) In Vorbereitung auf die Grundsteinlegung für die Neubebauung hinter der Michaelisstraße fördert ein Bagger große Mengen Münzen, Gefäße und Schmuck zutage, nachdem bereits zuvor über Wochen hinweg auf dem Baugelände archäologische Grabungen erfolgt sind.
1998
(27. September) Der 22-jährige Carsten Schneider setzt sich bei der Bundestagswahl als Direktkandidat der SPD mit 36,53 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen Norbert Otto (CDU/26,76 Prozent), Tamara Thierbach (PDS/25,27 Prozent) und Thomas Engemann (Grüne/4,74 Prozent) durch. Die SPD erreicht bei den Zweitstimmen im Wahlkreis 300 – Erfurt 34,46 %, die PDS 26,34%, die CDU 23,49% und die Grünen 5,81%. Im Wahlkreis 301 – Weimar-Apolda-Erfurt-Land erreichen die SPD 32,35%, die CDU 29,73%, die PDS 20,24% und die Grünen 5,18% der abgegebenen Stimmen.
1998
(1. Oktober) Auf dem Campus der Fachhochschule in der Altonaer Straße wird der erste Bauabschnitt, bei dem das Haus 4 saniert worden ist, pünktlich zu Semesterbeginn fertiggestellt. Dabei sind zwei neue Hörsäle für jeweils 130 Studierende entstanden. Dem ersten Bauabschnitt sollen noch zwei weitere folgen.
1998
(16. Oktober) Wiedereröffnung des Studentenclubs in der Engelsburg nach einjähriger Restaurierung. 3,5 Millionen DM (1,75 Mio. EUR) wurden in das aus dem Mittelalter stammende Gebäude investiert.
1998
(25. bis 28. Oktober) Die erste Thüringer Fachmesse für die Hotel- und Gastronomiebranche „Thühoga '98“ findet auf dem Messegelände statt. Neben der Fachmesse stellen sich auch zahlreiche Ausbildungseinrichtungen dieser Branche vor.
1998
(7. Dezember) Die Straßenbahnlinie 2 fährt von der Fleischgasse bis zur Haltestelle „Am Krämpfertor“. Damit ist der erste Abschnitt der neuen Stadtbahn zum Ringelberg in Betrieb gegangen, die bis 2000 fertig gestellt sein soll.
1998
(23. Dezember) Der Stadtrat stimmt dem Theaterverbund Erfurt und Weimar zu. Im Vorfeld hatte Kulturminister Gerd Schuchardt unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass es ohne Zustimmung keine Bewilligung der Fördermittel geben werde. Die Übergabe des Fördermittel-Bewilligungsbescheides für den Theaterersatzneubau im Brühl erfolgt schließlich am 28. Dezember durch Vertreter des Kulturministeriums (50 Mio. DM/25 Mio. EUR) und des Wirtschaftsministeriums (40 Mio. DM/20 Mio. EUR).
1999
(1. Januar) Erfurt wird 13. Mitgliedsstadt in dem Verein „Historic Highlights of Germany“, der weltweite Tourismus-Werbung insbesondere im japanischen und nordamerikanischen Raum betreibt. Mitgliedsstädte sind neben Erfurt u. a. auch Augsburg, Heidelberg, Trier und Rostock.
1999
(14. Januar) Mit dem Flugzeug treffen aus Johannesburg die afrikanischen Jungelefanten „Csami“ und „Seronga“ in Erfurt ein. Der Überführung in den Zoo gingen starke Proteste von Tierschützern voraus.
1999
(2. Februar) Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wird das Gebäude Stauffenbergallee 54 seiner neuen Bestimmung übergeben. Hier finden rund 30 Erfurter, die aus unterschiedlichen Gründen ihre bisherige Bleibe verloren haben, vorübergehend ein neues Zuhause. Zusätzlich gibt es eine Betreuungseinrichtung und eine Begegnungsstätte. In Erfurt existieren derzeit vier Häuser mit derartigen Übergangswohnungen.
1999
(17. März) Die ersten zwei von zehn berufenen Professoren der Universität Erfurt erhalten ihre Ernennungsurkunden. Sie gehören der philosophischen Fakultät an, die zum Wintersemester den Lehrbetrieb aufnehmen wird.
1999
(27. März) Inbetriebnahme der sanierten Start- und Landebahn des Flughafens Erfurt mit Allwetterflugbetriebsstufe 3 und „Taufe“ eines neuen Flugfeldlöschfahrzeuges.
1999
(20. April) Erster Spatenstich für das neue Erfurter Theater im Brühl. Mit diesem letzten Theaterneubau Deutschlands im zu Ende gehenden Jahrhundert wird ein neues Kapitel in der traditionsreichen Theatergeschichte der Stadt aufgeschlagen.
1999
(8. Mai) Das Kuppel-Theater wird mit den „Venezianischen Festen“, einem Spaziergang durch 250 Jahre Musikgeschichte, der Öffentlichkeit übergeben. Es wird dem Musiktheater bis zur Fertigstellung des neuen „Theaters im Brühl“ als Spielstätte dienen.
1999
(13. Juni) Der Stadtrat, die Ortsteilbürgermeister und die Abgeordneten des Europäischen Parlaments werden neu gewählt. Sieger der Kommunalwahlen ist die CDU mit 46,2 Prozent (25 Sitze). Ihr folgen die PDS mit 24,3 (13 Sitze) und die SPD mit 22,3 Prozent (12 Sitze). Die Grünen sind im Stadtrat nicht mehr vertreten. Die Wahlbeteiligung liegt bei 49,51 Prozent. Bei den Europawahlen erreicht die CDU 38,8, die PDS 25,9 und die SPD 23,8 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung liegt hier bei 49,47 Prozent.
1999
(29. Juni – 11. Juli) 1. Internationaler Orgelwettbewerb „Domberg – Prediger“ der Stadt Erfurt. Zugelassen wurden 22 Kandidaten aus 11 Ländern. Vergeben werden zwei zweite und zwei dritte Plätze an je einen Teilnehmer aus Dänemark, Deutschland, Korea und Schweden. Der Orgelwettbewerb soll sich zu einem der großen internationalen Wettbewerbe entwickeln und im Rhythmus von drei Jahren stattfinden.
1999
(21. August) Mit der Uraufführung der Glocken-Sinfonie „Lied an das Leben“ von Enjott Schneider gehen die diesjährigen Domfestspiele zu Ende.
1999
(16. September) Pfarramt und Dombauamt des Mariendoms stellen der Öffentlichkeit sechs barocke Reliquiare vor, die in einem verborgenen Kunstdepot oberhalb der Sakristei gefunden worden sind. Die Reliquienpyramiden galten als verschollen.
1999
(1. Oktober) Verleihung des Kulturpreises der Stadt Erfurt an den Erfurter Bluesgitarristen Jürgen Kehrt. Der Kulturpreis wird alle zwei Jahre vergeben und ist mit 10.000 DM (5.000 EUR) dotiert.
1999
(4. Oktober) Die rekonstruierte und um sechs Meter verbreiterte Krämpfertorbrücke wird vierspurig für den Verkehr freigegeben.
1999
(4. Oktober) 270 Studenten haben sich für die Baccalaureus-Studiengänge der Universität in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule eingeschrieben und beginnen ihr Studium.
1999
(15. Oktober) Ein neues Kraftwerk geht ans Netz. 130 Mio. DM (65 Mio. EUR) hat die umweltfreundliche Gas- und Dampfturbinenanlage gekostet, mit der die Stadtwerke 70 Prozent des Erfurter Strombedarfs und Wärmeenergie nun selbst erzeugen.
1999
(22. November) Das Augusta-Viktoria-Stift am Hospitalplatz feiert sein 135-jähriges Bestehen. Am 21. November 1864 hatten Erfurter Bürger die Evangelische Mädchenbildungsanstalt am Hirschlachufer 45 gegründet. 1866 war eine Kinderbewahranstalt und 1869 eine Mägdeherberge für stellungssuchende Mädchen hinzugekommen. 1891 bezog die Einrichtung den Neubau am Hospitalplatz und trägt seitdem den Namen Augusta-Viktoria-Stift. Heute werden dort 90 Senioren und 150 Kinder im Alter von acht Wochen bis zu 12 Jahren betreut.
1999
(24. November) Erste Sitzung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) in Erfurt. Das BAG ist die erste Bundesbehörde, die auf der Grundlage des Beschlusses der Förderalismuskommission von 1992 in eines der neuen Bundesländer verlagert worden ist.
1999
(7. Dezember) Im Chirurgischen Zentrum des Erfurter Klinikums wird das europaweit erste und modernste radiochirurgische System „Novalis“ installiert. Damit können Tumorpatienten im Kopf- und Halsbereich sowie bei Hirngefäßfehlbildungen durch Präzisions-Strahlenanwendungen behandelt werden.
1999
(10. Dezember) Peter Glotz, Rektor der Erfurter Universität, wechselt in die Schweiz. Zum Nachfolger wählt der Gründungssenat Professor Dr. Wolfgang Bergsdorf.
1999
(22. Dezember) Übergabe des gläsernen Wasserradhauses am Museum Neue Mühle, hinter dessen verglaster Front sich ein Wasserrad aus dem Jahre 1895 dreht.