1252 – 1299 | 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts
1252
In einer Urkunde des Markgrafen Heinrich des Erlauchten von Meißen wird die wichtigste der durch Erfurt führenden Straßen, die West-Ost-Verbindung, erstmals urkundlich erwähnt. Sie wird dabei als strata regia – als königliche Straße – bezeichnet, da die Unterhaltung von Straßen und das Geleit darauf ursprünglich zu den Regalien des deutschen Königs gehörte. Ab dem 15./16. Jahrhundert teilt sich diese über Leipzig in die Lausitz und über Breslau bis Lemberg führende Straße östlich von Leipzig in die „Hohe Straße“ und die „Niedere Straße“. Die West-Ost-Verbindung trifft in Erfurt auf die alte Völkerstraße vom Süden in den Norden, Rechte oder Kreuzstraße genannt. Der Kreuzungspunkt dieser beiden wichtigsten Handels- und Verkehrswege liegt in der Nähe der Gerafurten an der Stelle des späteren Fischmarkts.
1253
Errichtung der Brunnenkirche am Fischersand. Nach einer Legende wird die Kirche „Zum heiligen Brunnen“ infolge eines wundersamen Ereignisses im Brunnengarten als Sühnekapelle erbaut. Im Jahr 1472 brennt die Kapelle aus und wird anschließend unter Verwendung von Bauresten des Turmes und des Erdgeschosses wieder aufgebaut.
1255
Erster Hinweis auf die Bonifatiuskirche in Hochheim. Dann 1729 Neubau der Kirche nach Abtragen eines Vorgängerbaus und 1756 Turmneubau. Schließlich 1970/72 umfassende Instandsetzung und Umgestaltung des Innenraumes.
1265
Erste urkundliche Erwähnung der Martinikirche im Brühl. Vermutlich war hier im 11. Jahrhundert schon eine Kirche vorhanden. Im Jahr 1303 wird die Kirche dem Zisterzienserinnenkloster Mariengarten (vor dem Krämpfertor) zugesprochen, das seinen Sitz hierher verlegt hat. Vom 14. Jahrhundert bis 1819 Pfarr- und Klosterkirche. Im Jahr 1472 Vernichtung der Kirche durch Brand bis auf den Turm und bis 1483 Wiederherstellung der Kirche. Bereits 1755 bis 1758 erfolgt ein umfassender Umbau.
1265 bis 1280
Bau der Ostpartie der Predigerkirche in der Predigerstraße (1229 Ansiedlung von Dominikaner-/Predigermönchen), danach bis um 1370 Fertigstellung des Westgiebels und des Langhauses wie auch des angebauten Flügels der Klausur. Um 1410 Einbau des Lettners und 1424 bis 1445 Einbringen der Gewölbe mit ihren Schlusssteinen. Von 1447 bis 1488 Errichtung des Glockenturmes sowie 1826/27, 1894 bis 1898 und 1960 bis 1963 umfangreiche Restaurierung des Innenraumes der Kirche.
1265
Erste urkundliche Erwähnung der Johanneskirche in der Johannesstraße als Pfarrkirche. Von 1469 bis 1486 Neubau der Johanneskirche samt Turm. Um 1525 Schließung der Kirche für Gottesdienste und 1819 Abbruch der Kirche, mit Ausnahme des noch heute erhaltenen Turmes.
1266
Erste Ansiedlung eines Mönchskonvents der Augustiner-Eremiten. Um 1286 Baubeginn der basilikalen Klosterkirche in der Augustinerstraße an der Stelle einer älteren Pfarrkirche samt des Chorraumes mit geradem Schluss, der etwa 1300 vollendet wird. Von etwa 1320 bis 1350 Vollendung des Langhauses, 1432 Anbau des Glockenturmes. Anfang des 14. Jahrhunderts entsteht der Kreuzhof mit den anschließenden östlichen Bauten. Von 1840 bis 1846 Neugestaltung des Westflügels (nach Entwürfen Schinkels). Schließlich 1945 schwere Schäden im Klostergelände durch einen Luftangriff und seit 1979 umfassende Restaurierungsarbeiten im ganzen Klosterbereich.
1269
Mit dem Kauf von Burg und Dorf Stotternheim legt der Erfurter Rat den Grundstein zu seiner Landgebietspolitik. Um 1470 erreicht das Erfurter Landgebiet seine größte Ausdehnung. Es umfasst etwa 900 Quadratkilometer und fast 100 Dörfer, Burgen, Vorwerke und die Stadt Sömmerda.
1275
Erste Erwähnung einer wohl spätestens 1260 erbauten „curia consulum“ im östlichen Teil der Marktstraße (heute zum Fischmarkt gehörig), eines Hofes der Ratsherren, der später als „pretorium“ (Rathaus) in den Quellen erscheint; spätestens ab 1323 gehört auch das um 1200 errichtete Kaufhaus am Fischmarkt, das eine große Versammlungshalle enthält, zu diesem Rathaus. Spätestens um 1330 Bau eines viereckigen, dreigeschossigen Rathausturmes am Fischmarkt. Um 1343 Bau eines Gebäudes (Kämmereigebäudes) zwischen dem Turm und dem ehemaligen Kaufhaus.
1277
Erste Erwähnung der Magdalenenkapelle an der Ecke Kleine Arche/Rumpelgasse. Sie gehört bis 1803 zum Dom St. Marien. Danach wird sie der Allerheiligengemeinde zugewiesen. Bauliche Veränderungen im 14. und im 15. Jahrhundert. Von 1884 bis 1886 Errichtung einer neuen Fassade und 1992 Restaurierung des Innenraumes.
1278 bis 1311
Meister Eckhart (um 1260 bis 1328), der größte der deutsche Mystiker, aus einem ritterlichen, bei Gotha ansässigen Geschlecht stammend, lebt als Dominikaner im Predigerkloster Erfurt. Er ist bis 1298 Prior des Konvents, ist von 1294 bis 1302 auch Vikar der Ordensnation Thüringen und wird 1303 Provinzial der Provinz Saxonia, 1307 auch Generalvikar der Provinz Böhmen. Weite Reise und auswärtige Aufenthalte, zum Beispiel 1302/1303 in Paris, unterbrechen die Erfurter Jahre. Jedoch 1311 verlässt Eckhart Erfurt für immer.
1279
Die Auseinandersetzungen zwischen städtischen und kirchlichen Gewalten erreichen einen Höhepunkt. Erzbischöfliche Amtsträger werden misshandelt und aus der Stadt verjagt. Der Erzbischof antwortet mit dem Bann. Das verhängte Interdikt lastet zweieinhalb Jahre auf der Stadt.
1282
Der Propst des Stifts der Augustinerchorherren (Regler), der Scholaster von St. Marien und der Scholaster von St. Severi erlassen eine Schulordnung. Bereits im 13. und im 14. Jahrhundert entsteht in Erfurt ein hoch entwickeltes, an kirchliche Institutionen gebundenes Schulwesen mit überregionaler Bedeutung. Schulen bestehen am Marienstift, am Severistift, bei den Augustinerchorherren, am Peterskloster, bei den Klöstern der Schotten, der Dominikaner, der Franziskaner, der Augustinereremiten.
1282
Der Sühnevertrag zwischen dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein und der Stadt Erfurt hebt den Bann über die Stadt auf. Die Stadt muss dem Erzbischof 1.000 Silbermark als Buße und Schadensersatz zahlen. Der städtischen Geistlichkeit müssen für die Verluste während der über zweijährigen Verbannung aus der Stadt 300 Mark Silber gezahlt werden.
1282
Erste urkundliche Erwähnung einer Thomaskirche. Jedoch 1902 Abriss der alten Thomaskirche in der Löberstraße und Neubau in der Schillerstraße und 1945 schwere Zerstörungen durch Bomben. Ab 1950 Wiederaufbau der Thomaskirche.
1283
Aufstand der Bürgeropposition unter Volrad von Gotha. Die politische Alleinherrschaft des Kaufmannspatriziats wird eingeschränkt. Die Gefrunden (Ratsherren) müssen den Handwerkern der neuen großen Zünfte zehn Sitze in dem auf 24 Mitglieder erweiterten Stadtrat einräumen. Der fünfjährige Ratstransitus wird eingeführt.
Um 1285
Erster Nachweis des Erfurter Stadtwappens.Das noch heute gebräuchliche Stadtwappen, das sechsspeichige silberne Rad auf rotem Grund, kennzeichnet die Schutzschilde städtischer Bürgertruppen.
1289
24. November: Erzbischof Gerhard II. verpfändet aus Geldnot der Stadt Erfurt die Münze, das Marktmeisteramt und das Schultheißenamt im Brühl und in der Stadt Erfurt auf sechs Jahre.
1289
26. November: „unserem rechte..., daz wir han in der stat zu Erfort“: Die Concordata Gerhardi, Vereinbarung zwischen Erzbischof Gerhard II. von Mainz, und dem Rat der Stadt Erfurt über die dem Erzbischof in Erfurt zustehenden Rechte. Diese setzen sich zusammen aus der hohen und der niederen Gerichtsbarkeit, dem Judenschutz, den Freizinsen von den Freigütern, aus dem Münzrecht mit dem Schlagschatz, dem Marktmeisteramt mit dem Zoll und dem Schultheißenamt im Brühl und in der Stadt. Alle nicht genannten Befugnisse gehen stillschweigend an den Rat über.
1289/90
Rudolf von Habsburg hält Hof in Erfurt (Peterskloster). Die Stadt wird für zehn Monate zum Mittelpunkt der Reichsverwaltung. Auf dem Erfurter Reichstag stehen die Regelung der Thronfolge im Hinblick auf die Nachfolge seines Sohnes Albrecht und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Reichsrechte und des Landfriedens in Thüringen auf der Tagesordnung. Zur Wiederherstellung des Landfriedens in Thüringen werden mithilfe der Erfurter über 60 Raubritterburgen und ummauerte Höfe gestürmt und zerstört.
1299
17. Januar: Der Rat kauft den Grafen von Gleichen die Vogtei, die zeitweilig zurückerworben worden war, endgültig ab. Damit verlieren die Grafen ihre Erfurter Vogteirechte und ab 1301 befinden sich die Ämter des Vogtes und des Schultheißen in der Hand von Erfurter Bürgern.