Alte Universität Erfurt: Collegium Maius

In der Michaelisstraße, gegenüber der Michaeliskirche, in der Luther 1522 predigte, ist das Collegium Maius (Hauptgebäude) der 1379 gegründeten und im 15. Jahrhundert sehr bedeutenden Universität zu sehen. Der Reformator wurde 1501 als „Martinus Ludher ex Mansfeldt" immatrikuliert. Das Grundstudium der Sieben Freien Künste schloss er 1505 erfolgreich als Magister Artium ab. Die Einschreibung aus dem Jahre 1501 ist der vermutlich älteste schriftliche Beleg aus dem Leben Luthers.

Collegium maius im lateinischen Viertel

mittelalterliches Gebäude
Foto: Im Jahre 1510 wurde das Collegium maius erbaut. Das spätgotische Portal ziert seit 1513 die Front des Gebäudes.

Älteste Hochschule Deutschlands

Die Universität Erfurt galt lange Zeit als drittälteste Universität im heutigen Deutschland, da der Lehrbetrieb erst 1392 nach Heidelberg (1386) und Köln (1389) begann. Heute ist auf Grund der Forschungen des Jenaer Historikers Dr. Robert Gramsch bekannt, dass das Gründungsprivileg aus dem Jahre 1379 datiert. Die Erfurter Universität ist damit die älteste Universität Deutschlands.

Luther nahm 1501 sein Studium auf

Der hervorragende wissenschaftliche Ruf der Erfurter Universität lockte viele Studenten nach Erfurt, unter ihnen auch Martin Luther. Er nahm 1501, im Alter von 17 Jahren, hier sein Studium auf. Die Universität vereinte alle vier mittelalterlichen Fakultäten: Philosophie, Theologie, Medizin und Rechte. Zunächst widmete sich Martin Luther, wie alle Studenten damals, den „Sieben freien Künsten“ (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik), später auf Wunsch des Vaters auch den Rechtswissenschaften. Doch ein einschneidendes persönliches Erlebnis veränderte das Leben des jungen Luther radikal und er trat am 17. Juli 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt ein, wo er seine theologische Ausbildung begann.

Luthers erste Reformversuche im Jahre 1517

Nach späteren Aufenthalten in Wittenberg schickte Luther über seinen Freund Johannes Lang im September 1517 – also noch vor den berühmten Ablassthesen – seine „Thesen gegen die scholastische Theologie“ an seine alte Heimatuniversität Erfurt mit dem Wunsch, darüber zu disputieren. Die zuständige
Fakultät reagierte indes nicht. Auch die wenige Wochen später ebenfalls zugesandten Ablassthesen wurden nicht beantwortet. –

Die Verbindung zwischen Luther und Lang spielte eine große Rolle bei dem Versuch, die Stadt zum Vorreiter einer humanistischen Reform und einer antischolastischen Theologie-Reform zu etablieren.

Schließung der Universität im Jahre 1816

Die alte Universität, 1816 von den Preußen geschlossen, wurde am 9. Februar 1945 durch amerikanische Fliegerbomben bis auf die Erdgeschossmauern zerstört. Aber erst im Jahre 1983 erfolgten erste Schritte zum Wiederaufbau. Die Erfurter Universität wurde 1994 neu gegründet und bietet seither als Campus-Universität in der Nordhäuser Straße ausgezeichnete Bedingungen für rund 5.000 Studierende.

Heute Reformuniversität

Die Universität Erfurt ist heute eine geisteswissenschaftliche Reformuniversität mit kultur- und gesellschaftswissenschaftlichem Profil und übrigens die jüngste Universität in Deutschland.

Das Collegium Maius hingegen befindet sich seit dem Jahre 2008 im Besitz der Evangelischen Kirche und wird aktuell als Verwaltungssitz der EKM (Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland) genutzt.

Martin-Luther-Institut

Eingangsbereich der Universität Erfurt
Foto: Eingangsbereich Universität Erfurt Foto: © Universität Erfurt

In Erinnerung an den berühmten Studenten Martin Luther wurde das Martin-Luther-Institut als Institut für Evangelische Theologie an der Universität Erfurt gegründet.

Das Martin-Luther-Institut verbindet den Lehrstuhl für Evangelische Theologie und Kulturgeschichte des Christentums in der Philosophischen Fakultät und die Lehrstühle für Bibelwissenschaften und für Religionspädagogik in der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät. Als Brückeninstitut ist es eine Besonderheit der Universität Erfurt und trägt fakultätsübergreifend einen interdisziplinären Charakter.

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Moderne Architektur zwischen alten Mauern.
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