Erfurt lebt mit Lücken
Maßnahme "Erfurt lebt mit Lücken" - Zwischennutzung von Brachen
Wie andere Oberzentren weist auch die Erfurt eine Reihe von Brachflächen auf, die zeitlich begrenzt funktionslos und in ihrer Nutzung undefiniert sind. Diese Funktionslosigkeit führt oft zu einem negativen Image, es bietet sich ein Erscheinungsbild verfallener Gebäude oder Wildwuchs und wilden Müllablagerungsstätten. Insgesamt wird die Attraktivität eines Wohnumfeldes negativ beeinflusst, es ergeben sich städtebauliche Missstände.
Solche Brachen bieten aber auch Chancen für einen strategischen Stadtumbau, Chancen zur Entwicklung von Neuem. Brachen bieten ein hohes Potenzial für kreative Auseinandersetzungen mit wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und ökologischen Aspekten. Durch ihre Offenheit und Unbestimmtheit verschaffen diese produktiven und vielfältigen Räume zahlreiche Möglichkeiten einer temporären Aneignung bzw. temporären Nutzung, die das Potenzial für eine gezielte, längerfristige Nutzung bieten können.
Der Vorteil einer solchen Zwischennutzung besteht darin, dass sie als Experimentierfelder wirken, in denen auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zur Verbesserung des Wohnumfeldes reagiert werden kann. Auch kann durch eine Zwischennutzung ein Beschäftigungseffekt, ein Ansatzpunkt für bürgerschaftliches Engagement eruiert werden, der gleichzeitig einen Beitrag zur lokalen Ökonomie und Ökologie leisten kann. Mit der Ingebrauchnahme einer Brache durch eine temporäre Nutzung kann diese mit wenigen Finanzmitteln aktiviert werden.
Ziel der Zwischennutzung ist es somit, die bestehende Brache wieder nutzbar zu machen und attraktiver zu gestalten. In den vergangenen Jahren wurden bereits einige Brachflächen erfolgreich revitalisiert.
Im Stadtteil Krämpfervorstadt wird seit dem Jahr 2006 eine innerstädtische Brachfläche durch die "Lagune" als Kultur- und Naherholungraum genutzt. Die "Lagune" - die Lokale Arbeits-Gruppe Urbanes Natur-Erleben - war ehemals eine AG im BUND Stadtverband Erfurt e.V.
Zwischenzeitlich arbeitet die "Lagune" als eigenständiger Verein. Gemeinsam schützen und beleben die "Lagunauten" eine Brachfläche an der Werner-Uhlworm-Straße.
Mit der Erlebbarmachung von Stadtnatur wurde ein Konzept zur temporären Nutzung der Brachfläche in der Krämpfervorstadt entwickelt. Mit der Nutzung der Brache, die als sozial-ökologische Plattform dient, wird der generationsübergreifende Kontakt zwischen Bürgern im Stadtquartier, aber auch quartiersübergreifend, also stadtweit gefördert.
Veranstaltungen, wie Naturgartenfeste, Schmetterlings oder Erdbeerfilm-Nacht sind für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich. Sie umfassen Themen aus den Bereichen Naturschutz und Naturerfahrung, gesellschaftliches Miteinander und Völkerverständigung. In Workshops wird Wissen zu gesunder Ernährung oder zur ökologischen Herstellung von Gebrauchsgegenständen vermittelt. Weitere wichtige Themen sind die Eine Welt, Biodiversität und Kultur.
Dieses generationsübergreifende Projekt der Zwischennutzung ist ökologisch nachhaltig, gemeinwohlorientiert und wirtschaftlich tragbar und somit ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung.
Stadtteil Ilversgehofen / Nähe Nordbahnhof
Ursprünglich im ehemaligen Schulgarten am Hauptfriedhof angesiedelt und temporär auf dem Gelände der Lagune situiert hat der Interkulturelle Garten - jetzt mit dem Namen "Paradies" - seine neue Heimstatt in der Nähe der Magdeburger Allee und der Metallstraße zwischen Straßenbahnhaltestelle Salinenstraße und Nordbahnhof gefunden.
Ein Interkultureller Garten bietet Möglichkeiten der Begegnung unterschiedlicher ethnisch-kultureller Hintergründe und verschiedener sozialer Milieus, Lebensformen und Altersgruppen. Das Zusammenspiel mehrerer Faktoren macht somit einen Interkulturellen Garten zum privilegierten Ort der Produktion inter- oder transkulturellen Wissens.
Ein Interkultureller Garten wird in Gemeinschaftsflächen und Gartenparzellen unterteilt. Die Gemeinschaftsflächen sind mit Sitzplätzen, einem Lehmofen, Rasenflächen für Spiel und Erholung und anderem mehr ausgestattet.
In Erfurt ist der Interkulturelle Garten eine Initiative des Vereins Ökonomie durch Ökologie e.V., der mit der Stiftung Interkultur, der Stadtentwicklung Erfurt und der Lokalen Agenda 21 Erfurt sowie dem Netzwerk für Integration und Migration Erfurt kooperiert.
Gemeinsame Zielstellungen sind:
- Förderung der Umweltbildung
- Integration von Migrantinnen und Migranten
- Ökologischer Gartenbau
- Austausch von transkulturellem Wissen
- Förderung der Kultur in Erfurt
- Erhöhung der Biodiversität
Stadtteil Ilversgehofen / zurzeit Vollbrachtstraße / Hohenwindenstraße
In Abgrenzung zur temporären, aber stetigen Nutzung einer definierten Einzelfläche werden im Projekt "Kunstrasen" mehrere Brachflächen zu verschiedenen Zeiten genutzt und bieten das Forum für künstlerische und musikalische Events, die das Leben im Quartier bereichern.
Ilversgehofen hat die meisten Brachflächen und den höchsten Leerstand in Erfurt. Damit gibt es für engagierte Jugendliche genug Spielraum, um mit neuen Ideen, Musik und Kunst eine Aufwertung des Wohnumfeldes zu erreichen.
So wurde auf einer Brachfläche neben den Malzwerken in der Vollbrachtstraße ein Open-air Kunstfestival "Kunstrasen" gestaltet, das zahlreiche Aktionen zu bieten hatte. Zum einen fanden neben der Ausstellung von Malereien, Skulpturen, Fotografien und Performances, Lesungen und Theateraufführungen statt, Thüringer Nachwuchsbands trugen Musikbeiträge vor und hatten somit "ihre" Bühne.
Andere Flächen, die räumlich nah beieinander liegen, sind die Freifläche des Alten Kohlekraftwerkes in der Hohenwindenstraße 17, auf der weitere Ausstellungen geplant werden und Gelegenheiten vorhanden sind, dass sich Teilnehmer, Anwohner und Gäste aktiv beteiligen können.
Die Namensgebung des Festivals und weiterer Aktionen leitet sich von dem Wort "Kunstrasenflecken" ab, welche die Betonfläche verschönern und gleichzeitig als Sitzgelegenheiten dienen.
Das Projekt ist zwischenzeitlich abgeschlossen und ruht nach 6 Jahren aktiver Arbeit seit Februar 2016.
Stadtteil: Ilversgehofen, Straßenkreuzung Hans-Sailer-Straße/Wendenstraße
Aus einer vermüllten, ungepflegten und unansehnlichen Brache im Stadtteil Ilversgehofen im Erfurter Norden der Stadt entstand im Jahr 2004 eine blumige Oase. Im Rahmen das Lokale-Agenda-21-Projektes "Erfurt lebt mit Lücken" wurde in Trägerschaft des Stadtentwicklungsamtes eine öffentliche Grünfläche entwickelt.
Ziel des Projektes war es, das Umfeld zu verbessern und mit wenig Aufwand mehr Lebensqualität zu schaffen. Die etwa 600 m² große Fläche wurde durch freiwilliges Engagement von Bürgern der Stadt, Unternehmen und Vereinen sowie mit Hilfe von Sponsoren ohne eine Finanzierung seitens der Stadt umgestaltet, im bürgerlichen Miteinander begrünt und bepflanzt und wird durch Übernahme von Verantwortung der Bürgerschaft erhalten.
Die Stadtverwaltung Erfurt hat über einen Überlassungsvertrag mit dem Eigentümer der Fläche die öffentliche Nutzung des Grundstückes geregelt. Mit dem Kolpingwerk Erfurt wurde eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen, die die Pflege der mit Blumen und Sträuchern gestalteten und von einem geschwungenen öffentlichen Gehweg durchzogenen "Hopfenecke" sichert. Der Name "Hopfenecke" rührt daher, dass eine Hauswand mit anschließender Mauer am südlichen Rand der Brachfläche mit wildem Hopfen bewachsen ist.
Zwischenzeitlich ist das Projekt Hopfenecke beendet. Die Fläche ist bebaut und einer Langfristigen Nutzung zugeführt.