Jahresrückblick 2017
– Anmoderation –
Mit einem Spiel des FC Rot-Weiß Erfurt gegen Borussia Dortmund soll im Januar das neue Steigerwaldstadion eröffnet werden. Während über der Arena bei blauem Himmel die Sonne strahlt, verhindert in Bindersleben starker Nebel die Landung des Flugzeugs mit der Gästemannschaft. Enttäuschte 18.000 Fans im nahezu ausverkauften Stadion, die sich auf eine tolle Partie gefreut hatten.
Im Februar zeigt sich das niederländisch Königspaar, Willem-Alexander und Máxima, bei ihrem Besuch in Erfurt ganz volksnah. Oberbürgermeister Andreas Bausewein empfängt die Hoheiten inmitten der Altstadt. Nach einem Besuch der Alten Synagoge, in der sich das Königspaar in das Goldene Buch der Landeshauptstadt einträgt, führt sie ein kurzer Spaziergang über die Krämerbrücke. Viele Erfurter säumen den Weg, begleiten das Königspaar mit Rufen und Applaus oder fotografieren den hohen Besuch.
Nach mehr als zwei Jahren baubedingter Schließung wird die Kunsthalle Erfurt wiedereröffnet. Die städtische Galerie im Haus zum Roten Ochsen zeigt zeitgenössische Werke nationaler und internationaler Künstler. Sie wurde nach den aktuellen Grundsätzen des Brandschutzes und des barrierefreien Zugangs modernisiert. Die erste Ausstellung nach der Teilmodernisierung ist dem Schaffen des berühmten brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado gewidmet.
In einer festlichen Stadtratssitzung im März wird Manfred Ruge das Ehrenbürgerrecht verliehen. Mit dieser ganz besonderen Auszeichnung wird die Lebensleistung des ehemaligen Oberbürgermeisters gewürdigt, der auf vielfältige Weise das Leben der Landeshauptstadt gefördert und bereichert sowie maßgeblich die Weichen für die positive Entwicklung Erfurts gestellt hat – so die Begründung in der Laudatio, die Andreas Bausewein auf seinen Amtsvorgänger hält.
Über 10.000 Zuschauer kommen im April ins Steigerwaldstadion zum Frauen-Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und Kanada. Das DFB-Team gewinnt das vorletzte Testspiel vor der Europameisterschaft mit 2:1. Bundestrainerin Steffi Jons lobt die tolle Atmosphäre in Erfurt. Der Fußballnachmittag wird zu einem stimmungsvollen Familienfest.
Elefantendame Csami kehrt in den Thüringer Zoopark Erfurt zurück. Sie war 2013 gemeinsam mit ihrer Schwester Seronga zu Zuchtzwecken nach Frankreich gereist. Nachdem sowohl ihre Schwester als auch der Zuchtbulle verstorben waren, befürwortete das Europäische Erhaltungszuchtprogramm ihre Rückkehr nach Erfurt. Das erste Wiedersehen mit ihrer früheren Gefährtin Safari wird von freudigem Trompeten begleitet. Mit Chupa und dem Elefantenbullen Kibo hat sie jetzt noch zwei weitere neue Mitbewohner in der modernen Elefantenanlage.
Der 26. April bleibt ein schwarzer Tag in Erfurts Stadtgeschichte. 15 Jahre nach der schrecklichen Bluttat am Gutenberggymnasium hält die Stadt inne, gedenkt der Opfer, ihrer Hinterbliebenen und all derer, deren Leben sich an diesem Tag für immer verändert hat. Zum Zeichen der Verbundenheit und als Aufruf zu einem Moment der Stille läuten die Glocken vieler Kirchen. Erstmals erklingt auch die eigens für das Gedenken gegossene Glocke des Gutenberggymnasiums.
Nach über 25 Jahren werden die städtischen Außenwerberechte neu ausgeschrieben. Für alle deutlich sichtbar wird dies durch neue Werbeflächen und den Austausch der Wartehallen an den Straßenbahn- und Bushaltestellen der EVAG. Die größtenteils verschlissenen und nicht mehr zeitgemäß ausgestatteten Fahrgastunterstände werden durch moderne und energieeffiziente Wartehallen ersetzt. Ab- und Aufbau erstrecken sich über viele Monate und laufen nicht ohne Komplikationen, dadurch kommt es zu Verzögerungen.
Zum Tag der Städtebauförderung im Mai wird der Stadtteilpark „Johannesfeld“ eröffnet. Zwischen dem Parkhaus der Stadtwerke Erfurt und der Eislebener Straße wurde in den vergangenen Monaten der neue Bürgergarten angelegt. Er ist Teil der Umstrukturierungsmaßnahmen der Flächen des einstigen Straßenbahnbetriebshofs der EVAG. Hier entsteht in mehreren Bauabschnitten das Stadtquartier „Johannesgärten“ mit insgesamt 300 Wohnungen und der Kindertagesstätte „Fuchs und Elster“. Sie bietet Platz für 120 Mädchen und Jungen und wird im Oktober feierlich eingeweiht.
Die berufsbildende Marie-Elise-Kayser-Schule wird generalsaniert. Nach dem Baubeginn im August 2014 ist nunmehr der 1. Abschnitt fertiggestellt. Die Umbauarbeiten am über 100-jährigen Gebäude sollen im Frühjahr 2019 abgeschlossen sein – Gesamtkosten rund 9,7 Mio. EUR. Generell ist der Zustand der Erfurter Schulen äußert schlecht. Das ehrgeizige Ziel ist aber klar definiert: In den kommenden zehn Jahren sollen alle Schulen saniert oder neugebaut werden. Ein Kraftakt, der mit 450 Mio. EUR zu beziffern ist und eine immense Herausforderung für den städtischen Haushalt darstellt.
2017 steht im Zeichen Martin Luthers. Erfurt begleitet das Jahr allein mit 9 Sonderausstellungen. Sie interpretieren das 500. Reformations-Jubiläum aus verschiedenen Blickwinkeln. Bedeutender und viel diskutierter Beitrag ist die Exposition „Barfuß ins Himmelreich. Martin Luther und die Bettelorden in Erfurt“. Der Hauptteil findet im Stadtmuseum statt. Das Augustinerkloster, als authentischer Lutherort mit der Dauerausstellung „Bibel-Kloster-Luther“, die Barfüßerkirche, die Predigerkirche und das Angermuseum werden als Außenstandorte einbezogen. Die streitbare Ausstellung zählt insgesamt knapp 25.000 Gäste. Darüber hinaus finden in Erfurt rund 80 Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge und Führungen statt. Dazu kommt noch die breite Veranstaltungspalette des Kirchentages auf dem Weg.
Der Rotary Club macht der Stadt Erfurt ein besonderes Geschenk: Bonifatius und Luther für die Rathausfassade. Ursprünglich zierten die Sockel neben dem Balkon Kaiser Friedrich I. und Kaiser Wilhelm I. Auf Beschluss des Oberbürgermeisters Georg Boock und des Stadtrates wurden die Statuen 1950 entfernt. An ihre Stelle stehen seit Juni der christliche Missionar Bonifatius und seit November der Reformator Martin Luther, die beide eng mit Erfurt verflochten sind. Die Annahme der Schenkung war nicht unumstritten, letztendlich stimmte der Stadtrat mehrheitlich zu.
Der „Azmannsdorfer Weg“ – vielen Erfurter als das „schwarze Loch“ bekannt – ist wieder offen. Die Straße unter der neuen Eisenbahnbrücke wird nach fünf Jahren Bauzeit freigegeben. Damit sind jetzt nicht nur fast alle neuen Bahnanlagen für das ICE-Kreuz fertig gestellt, sondern auch alle acht Bahn-Brücken – sieben davon über Straßen und eine über einen Flussgraben.
Das umgebaute Steigerwaldstadion lädt ein zum Tag der offenen Tür. Rund 13.000 Neugierige nutzen die Gelegenheit, um sind in Erfurts derzeit modernstem Bau umzuschauen und auch einmal einen Blick in die Bereiche zu werfen, die sonst verborgen bleiben.
Ein paar Wochen später wird das dem Nebel zum Opfer gefallene Freundschaftsspiel zwischen dem FC Rot-Weiß und Borussia Dortmund nachgeholt. Erfurt erlebt zwar nicht das beste BVB-Aufgebot, dafür aber ein torreiches Fußballfest.
Und noch einmal Steigerwaldstadion. Anfang Juli rückt es in den Mittelpunkt der deutschen Leichtathletik. die 117. nationalen Titelkämpfe werden in Erfurt ausgetragen – nach 1994, 1999 und 2007 bereits zum 4. Mal. Die Thüringer Landeshauptstadt und ihr fachkundiges, faires Publikum zeigen sich von ihrer besten Seite. 26.000 Besucher an zwei Wettkampftagen machen deutlich, dass die Leichtathletik in Erfurt nach wie vor eine Heimat hat.
Der Freistaat Thüringen und die Landeshauptstadt arbeiten künftig gemeinsam an der weiteren Entwicklung des Petersberges. Mit Blick auf die Buga 2021 geht es vor darum, ob dort das Archäologische Landesmuseum seinen neuen Platz findet. In der Peterskirche unterzeichnen Bodo Ramelow und Andreas Bausewein im September dazu einen Letter of Intent.
Sorgen bei den rund 700 Mitarbeitern des Generatorenwerkes. Sie kämpfen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze unter dem Dach von Siemens. Trotz Rekordgewinnen im Konzern soll der Erfurter Standort, der profitabel arbeitet, verkauft werden.
Aufatmen in der Innenstadt: Nach zweijähriger Bauzeit werden im November die neuen Rathausbrücken freigeben. Damit ist eine der größten Innenstadtbaustellen der vergangenen Jahre Geschichte. Allerdings klaut ein kleiner Kobold den neuen Brücken die Show: Pittiplatsch, der Liebe nimmt auf der Bank am Balkon zur südlichen Breitstrominsel Platz und wird schnell zum Shootingstar. Dank zahlreicher Spenden aus der Bevölkerung kann sich Pitti darauf freuen, bald auch Schnatterinchen in seiner Nähe zu haben.
Pünktlich vor der Eröffnung des Weihnachtsmarktes wird die Bonifaciusstraße für den Verkehr wieder freigegeben. Seit 2013 werden im gesamten Straßenzug vom Dalbergsweg über die Walkmühlstraße und Bonifaciusstraße der unterirdische Kanal und der Straßenbereich abschnittsweise umfassend erneuert. Die komplexe Baumaßnahme ist Teil des Generalentwässerungsplans der Landeshauptstadt Erfurt, der insbesondere in der Altstadt die umfangreiche Erneuerung eines schon teilweise historischen Kanalnetzes beinhaltet.
Im Dezember vom Stadtrat beschlossen wird das Maßnahmenkonzept Petersberg. Es umfasst fünf Bereiche, die bis zur Buga gebaut bzw. saniert werden sollen. Konkret geht es um einen Aufzug am Petersberghang, den barrierefreien Ausbau eines Abschnitts der Horchgänge, den Umbau des Kommandantenhauses zu einem Besucherzentrum, dem Bau eines attraktiven Rundwegs über den Petersberg und die Sanierung der Peterskirche. Gute Nachricht: Die Projekte sind mit Eigenanteil und Fördermitteln durchfinanziert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Gattin Elke Büdenbänder weilen zum Antrittsbesuch in Erfurt. Das Staatsoberhaupt setzt auf Volksnähe. Gedränge bei der Begrüßung durch OB Andreas Bausewein am Benediktsplatz und beim kleinen Rundgang über die Krämerbrücke bis hin zur Mikwe – immer wieder Händeschütteln . Nach einer Führung durch die Gedenkstätte Andreasstraße tragen sich die hohen Gäste in das Goldene Buch der Stadt Erfurt ein.
Thüringen wird zur schnellsten Mitte Deutschlands. Nach 26 Jahren Bauzeit geht die ICE-Neubaustrecke durch den Thüringer Wald in Betrieb. Es ist das größte aller Verkehrsprojekte Deutsche Einheit und schlägt mit rund 10 Milliarden Euro zu Buche.
Erfurt wächst, Erfurt boomt! Ende des Jahres zählt die Stadt 213.354 Einwohnerinnen und Einwohner. Keine Eintagsfliege, denn die Zahl geht stetig nach oben – Tendenz weiter steigernd. Viele Menschen ziehen nach Erfurt, Kinder werden geboren. Wohl möglich, dass Erfurt in den nächsten Jahren eine Einwohnerzahl erreicht, die die Stadt niemals zuvor hatte.
Der 167. Erfurter Weihnachtsmarkt sorgte wieder für einen wunderbaren Jahresausklang.
– Abmoderation –