Virtuell rekonstruierte Große Synagoge Erfurt ist deutscher Beitrag für digitales europäisches Kulturerbe
Beide Synagogen waren prächtige Bauwerke, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im maurischen Stil errichtet wurden. Sie standen für das Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinschaft, die sich aus jahrhundertelanger Diskriminierung und Unterdrückung befreit hatte. Mit der Vernichtung dieser Zentren jüdischen Lebens zerstörten die Nationalsozialisten auch gesellschaftlichen Fortschritt, Kultur und Vielfalt.
„Mit der Auszeichnung als 3D-digitalisiertes Kulturerbe für Twin it! wird die bedeutende jüdische Stadtgeschichte auf europäischer Ebene sichtbar“, freut sich die Erfurter Projektleiterin Dr. Annegret Schüle. Sie und ihr Team im Erinnerungsort Topf & Söhne rekonstruierten die Synagoge gemeinsam mit der Fachhochschule Erfurt, der Universität Erfurt und der Universität Jena/Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in drei Formaten: als das nun ausgezeichnete 3D-Webmodell, als Virtual Reality in einer VR-Brille und als haptisches Denkmal am historischen Standort. Gefördert wurde das Projekt von der Thüringer Staatskanzlei. Oberbürgermeister Andreas Bausewein sieht in der Entscheidung von Claudia Roth eine „weitere Auszeichnung für die städtische Erinnerungskultur nach dem Welterbetitel für das mittelalterliche jüdische Leben“.
Am 14. Mai werden die nationalen Beiträge für Twin it! in einer hochrangigen Veranstaltung im Rahmen des belgischen EU-Ratsvorsitzes in Brüssel an die Öffentlichkeit übergeben. Sie werden dauerhaft im Kulturportal Europeana und in der Online-Sammlung der Deutschen Digitalen Bibliothek präsentiert, welche die von den Projektträgern extra aufgearbeiteten Daten für die europäische Ebene bereitgestellt hat.