Arain! Der Erfurter Synagogenabend am 7. Mai
Vortrag in der Alten Synagoge ergründet spätmittelalterliche Kreditbeziehung zwischen Juden und Christen
Vormoderne Kreditbeziehungen zwischen jüdischen Geldverleihern und christlichen Handwerkern werden gemeinhin pauschal unter dem Schlagwort der „Notkredite“ subsummiert, die von Christen nur im äußersten wirtschaftlichen Notfall in Anspruch genommen wurden. Diese prekären Kredite wurden von der historischen Forschung gelegentlich auch als eine Erklärung für wachsende Judenfeindschaft und lokale Pogrome im spätmittelalterlichen Reichsgebiet herangezogen. Gleichzeitig liegen kaum valide Analysen zur tatsächlichen Kreditpraxis vor.
Welche Berufsgruppen sind als Kunden jüdischer Geldverleiher nachweisbar? Welche Darlehen wurden aufgenommen, welche Pfänder als Sicherheiten gestellt? Können Stammkundenbindungen nachgewiesen werden, die über einen längeren Zeitraum stabil blieben? Warum wurden die Kredite aufgenommen und was sagt diese Kreditpraxis über die Organisation des Kreditmarktes der Messemetropole am Main aus?
All diesen Fragen geht der Vortrag des stellvertretenden Leiters des saarländischen Landesarchivs, Dr. David Schnur, nach. Auf Grundlage der ausgesprochen reichhaltigen Quellenüberlieferung der überregional bedeutsamen Reichs- und Messestadt Frankfurt am Main sollen daher die Kreditbeziehungen beider Gruppen während des 14. Jahrhunderts untersucht werden.
Moderiert wird der Abend von Dr. Antje Bauer, der ehemaligen Leiterin des Erfurter Stadtarchivs. Einlass in die Alte Synagoge ist ab 19:00 Uhr, Beginn um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist, wie immer, frei.
Zur Person:
Dr. David Schnur hat in Trier Geschichte und Sozialkunde studiert und wurde 2014 als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes promoviert. Die von Prof. Dr. Lukas Clemens und Prof. Dr. Dr. Alfred Haverkamp betreute Dissertation, die 2015 mit dem Förderpreis der Stiftung Stadt Wittlich und 2016 mit dem Arno Lustiger-Förderpreis im Rahmen des Rosl und Paul Arnsberg-Preises ausgezeichnet wurde, untersucht die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Frankfurt am Main und in der Wetterau bis um 1400. 2015 bis 2016 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Erinnerungsort ShUM“ in Trier und dem Editionsprojekt „Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich“ der Akademie der Wissenschaften und Literatur | Mainz an der Goethe-Universität Frankfurt am Main Nach einem Referendariat für den höheren Archivdienst beim Landesarchiv Baden-Württemberg und der Archivschule Marburg – Hochschule für Archivwissenschaften übernahm er zum Mai 2018 die Leitung des Stadtarchivs Schwäbisch Gmünd. Seit 2020 ist er der stellvertretende Leiter des saarländischen Landesarchivs. Dr. Schnur ist u. a. ordentliches Mitglied der Gesellschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden e. V. und der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen.