Erster Taubencontainer für Erfurt
Population der Stadttauben soll eingedämmt werden
„Wir freuen uns, dass wir diese Lösung gefunden haben. Der Container ist wichtiger Bestandteil eines Taubenmanagementkonzeptes, das entstehen soll“, sagt Andreas Horn, Beigeordneter für Sicherheit, Umwelt und Sport. „Unser erklärtes Ziel ist eine Verringerung der Population, dadurch weniger Tauben im Stadtbild, weniger Verunreinigungen und damit weniger Folgekosten für Reinigungsarbeiten“, erläutert der Beigeordnete.
Das Konzept besteht aus verschiedenen Bausteinen und beginnt mit einem Fütterungsverbot. „Dieses Verbot ist schon lange Teil der Stadtordnung. Allein ist es jedoch wirkungslos, denn viele Menschen füttern die Tiere trotzdem nicht artgerecht, egal ob aktiv oder passiv über unachtsam weggeworfenen Müll“, erklärt Dr. Ulrich Kreis, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes. Die Stadt hat daher an bestimmten Orten – zum Beispiel am Busbahnhof – Futterstellen eingerichtet, um den Tauben artgerechtes Körnerfutter anzubieten. „Dadurch setzen die Tiere nicht den sogenannten Hungerkot ab, der Umwelt und Fassaden verschmutzt“, so Kreis.
Ein weiterer Schritt im Taubenmanagement ist die Populationskontrolle. „Die einzig tiergerechte Art und Weise, das durchzuführen, ist der Austausch von Eiern gegen Attrappen“, erklärt der Amtstierarzt. „Während der vermeintlichen Brutzeit pflanzen die Tauben sich nicht weiter fort.“ Genutzt werden können dafür vorhandene Objekte wie Parkhäuser oder Industriehallen, spezielle Taubenschläge – oder Container. Der Container am Löberwallgraben wird Platz für 100 Tauben bieten. „Sobald alles fertig ist, werden zunächst Locktauben einziehen“, erklärt Birte Schwarz vom Verein Erfurter Tauben e. V. „Dabei handelt es sich um einst kranke oder verletzte Tiere, die wir gepflegt haben. Sie werden zunächst nicht frei fliegen, um sich an den Taubenschlag zu gewöhnen, und sollen dann die Tauben an der Thomaskirche darauf aufmerksam machen, dass sie hier einen guten Platz zum Leben finden.“ Rund 40 Tiere umfasst der dortige Schwarm.
Um die Tauben im Container wird sich ein Taubenwart kümmern: Zwei- bis dreimal die Woche wird er die Tiere füttern und die Eier austauschen.
Bis es soweit ist, werden am Container noch einige Arbeiten vorgenommen: Regale werden den Tauben als Brutkästen dienen, ein Stromanschluss wird verlegt, der Container erhält eine Belüftung, Einflugmöglichkeiten und einen Anstrich in Moosgrau, um den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden. Voraussichtlich Ende April sollen die Locktauben dann einziehen.
Für Erfurt ist der Taubencontainer ein Pilotprojekt. Die Kommunale Wohnungsgesellschaft (KoWo) plant je einen Standort am Moskauer Platz und am Roten Berg, auch mit der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) ist die Stadt im Gespräch für den Erfurter Hof am Willy-Brandt-Platz. „Wir hoffen, dass aufgrund der positiven Erfahrungen am Löberwallgraben weitere Standorte für betreute Taubenschläge gefunden werden“, so Birte Schwarz. Auch der Verein freut sich über den Auftakt am Löberwallgraben: „Wir hätten uns den Taubenschlag im Rathaus gewünscht, sind aber auch mit dieser Lösung sehr zufrieden.“
Die Kosten für den Container und die damit verbundenen Nebenkosten in Höhe von rund 12.000 Euro sowie die Kosten für den Taubenwart, der über einen externen Dienstleister angestellt ist, trägt die Stadt.