Sönke Bohm ist neuer Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Stadtplanung
Sönke Bohm kommt aus Wiesbaden nach Erfurt. Dort hat er die Abteilung Städtebau geleitet, in der Bebauungspläne erarbeitet, der Gestaltungsbeirat betreut und Konzeptvergaben auf den Weg gebracht wurden. „Ich habe immer schon nach Erfurt geschielt. Hier aktiv zu sein, habe ich mir als spannende Herausforderung vorgestellt“, so Bohm. „Als sich jetzt die Chance ergeben hat, konnte ich nicht widerstehen.“ Eine Verbindung zu Thüringen hat er durch familiäre Wurzeln bereits seit seiner Jugend, später studierte er Architektur in Weimar, wechselte im Hauptstudium dann nach Stuttgart, wo er den Schwerpunkt auf Städtebau und Stadtplanung legte. Den Großteil seiner praktischen Ausbildung im städtebaulichen Referendariat absolvierte er im Stadtplanungsamt der Bundesstadt Bonn, bevor er nach Wolfsburg ging. „Dort unternahm ich die ersten Gehversuche als Stadtplaner und konnte neben meinem täglichen Geschäft als Bauleitplaner meine Kenntnisse über die gesamte Bandbreite stadtplanerischer Themen vertiefen“, sagt Bohm. In Barsinghausen bei Hannover betreute er anschließende zwei städtebauliche Sanierungsgebiete. „Es war eine herausfordernde und lehrreiche Zeit, in der sich später auch die Gelegenheit bot, die Leitung des Bau- und Planungsamtes zu übernehmen.“ Vor der Station in Wiesbaden war er als Leiter der Abteilung Bauleitplanung und Stadtgestaltung in Fürth u. a. an der Umstrukturierung und Neuausrichtung des Stadtplanungsamtes beteiligt.
Was den neuen Amtsleiter an Erfurt reizt? „Erfurt steht in einem Spannungsfeld zwischen Bewahren und Wachstum“, sagt Bohm. „Erfurt hat eine einzigartige Altstadt. Auch wenn deren Sanierung weitestgehend abgeschlossen ist, dürfen wir nicht müde werden, uns um die Altstadt zu kümmern und ihre hervorragende Qualität zu erhalten. Gleichzeitig müssen wir Wachstumsprozesse aktiv gestalten. Wie wird die Entwicklung im gewerblichen Bereich aussehen? Welche Bedarfe gibt es im Bereich Wohnen? Hier müssen wir uns trauen, Entscheidungen zu treffen, der Stadt Erfurt ein Gesicht zu geben und den Wandel aktiv zu gestalten.“ Dabei gehe es vor allem darum, Entwicklungsziele langfristig und gemeinsam mit der Stadtgesellschaft zu entwickeln. „Die Stadt ist eher ein Tanker als ein Schnellboot“, erläutert Bohm. „Man darf nicht aus dem Blick verlieren, dass man bei einem Tanker nicht mal schnell das Ruder rumreißen kann. Korrekturen müssen daher frühzeitig vorgenommen werden, um den Tanker in die richtige Richtung zu bewegen.“
Für die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte werden als große Projekte vor allem die ICE-City Ost und das Modellvorhaben Südost den Arbeitsalltag von Sönke Bohm und seinen Kolleginnen und Kollegen begleiten. Neben dem Klimawandel und dem demografischen Wandel werden vor allem Fragen wie die Flächenkreislaufwirtschaft die Stadtentwicklung vor neue Herausforderungen stellen. „Wir müssen Konzepte entwickeln, wie wir in ausreichendem Maß Stadtentwicklung betreiben, wenn wir nicht mehr auf die grüne Wiese gehen können“, so Bohm. „Hier gibt es noch keine bewährten Instrumente. Wir müssen schon auf kommunaler Ebene ausprobieren und schauen, was funktioniert.“ Der Amtsleiter betont dabei die Langfristigkeit vieler Ziele. „Vieles bereiten wir für nachfolgende Generationen vor. Wer die Stadt mag, muss das tun – auch wenn man so nicht immer in den Genuss kommt, die Früchte der eigenen Arbeit selbst zu ernten.“
Dr. Tobias J. Knoblich, Beigeordneter für Kultur und Stadtentwicklung, freut sich über den Abschluss des langwierigen Ausschlussverfahrens. „Wir haben alle Register gezogen, um sehr gutes Personal in die Stadt zu holen“, so Knoblich. „Für Stadtentwicklung und Stadtplanung als ämter- und dezernatsübergreifende Aufgabe braucht es eine Integrationsfigur, einen Teamplayer. Mit Bohm haben wir nicht nur breit aufgestellte Expertise gewonnen, sondern auch eine offene, sympathische Führungskraft.“ Die soll sich „bewegen wie ein Fisch im Wasser“, so Knoblich. „Das bedeutet, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Eine gute Zusammenarbeit besteht nicht nur darin, alles zu bejahen. Ich habe Sönke Bohm als kritische, souveräne Persönlichkeit mit Begeisterung für die Stadt kennengelernt.“
Mit Bohms Amtsantritt endet die kommissarische Amtsleitung von Dirk Heide, der in seine Funktion als Leiter der Abteilung Stadtplanung zurückkehrt. „Dirk Heide hat das Amt zwei Jahre lang hervorragend geführt“, lobt Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Dr. Tobias J. Knoblich ergänzt: „Dass das Amt in dieser schwierigen Zeit funktioniert hat, ist eine Kollektivleistung aller Mitarbeitenden. Das geht aber nur, wenn jemand den Kopf hinhält‘. Das hat Dirk Heide mit grundsympathischer Bescheidenheit und großer Offenheit getan, wofür ich ihm sehr dankbar bin.“