Defibrillatoren können entscheidende Zeit gewinnen
Erfurter Berufsfeuerwehr bittet um Meldung von Standorten der Lebensretter
Die bislang bei der Berufsfeuerwehr bekannten Geräte befinden sich oft in verschlossenen Räumen und sind somit nicht frei zugänglich. „Man muss dafür meistens erst ein Haus betreten und nach dem Gerät fragen, da auch die Beschilderung und Hinweise auf einen AED teilweise unzureichend sind“, sagt Jörg Kirchner, Hauptbrandmeister und Dozent für Rettungsdienstausbildung bei der Erfurter Berufsfeuerwehr. AED steht für automatisierter externer Defibrillator.
Niemand müsse Scheu vor der Nutzung eines AED haben: „Die Rettungsleitstelle bleibt bei einer Reanimation bis zum Eintreffen der Rettungskräfte am Telefon und leitet Ersthelfer auch mit dem Defibrillator an“, versichert Kirchner.
Schon jetzt arbeitet die Erfurter Berufsfeuerwehr daran, sukzessive alle ihr bekannten Standorte von AEDs im Einsatzgebiet ins Einsatzleitsystem zu integrieren. „Um Standorte von AEDs zu erfahren, gibt es für Privatpersonen auch mehrere Apps“, gibt er einen Tipp.
Damit die Feuerwehr künftig noch effektiver mit bereits vorhandenen AEDs arbeiten kann, ruft sie dazu auf, alle vorhandenen Standorte in Erfurt zu melden. „Jeder uns bekannte AED kann lebensrettend sein, wir müssen eben nur wissen, wo genau wir sie finden können“, betont der Berufsfeuerwehrmann.
Die Ausstattung mit Defibrillatoren im Stadtgebiet sei nach wie vor nur sehr punktuell. „Das liegt daran, dass ein Defibrillator meist erst nach einem Vorfall, also einem Herzanfall in der Nähe, angeschafft wird. Viel besser wäre aber eine vorsorgliche und flächendeckende Anschaffung“, so Kirchner. Dabei setze die Berufsfeuerwehr auch auf private Initiative und hält große Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr an, einen bzw. mehrere AED anzuschaffen. Bei der Auswahl könne die Berufsfeuerwehr auch zurate gezogen werden.
Die Wichtigkeit von Defibrillatoren kann Kirchner auch mit Zahlen unterlegen. Im Jahr 2022 gab es im Zuständigkeitsbereich der Erfurter Berufsfeuerwehr rund 470 Reanimationen. Der überwiegende Teil davon fand im Zuhause der Patienten statt, 30 Prozent aber im öffentlichen Raum.
„Die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Menschen pro Minute ohne Herz-Druck-Massage sinkt bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand um zehn Prozent. Wenn man tatenlos bis zum Eintreffen des Rettungswagens wartet, liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit bei drei bis vier Prozent, mit Herz-Druck-Massage zwischen zehn und 16 Prozent und wenn in den ersten drei Minuten der Einsatz eines Defibrillators erfolgt, bei 75 Prozent. Diese Zahl zeigt, dass es den Aufwand wert ist, sich mit der gezielten Anschaffung solcher Geräte zu befassen“, betont Kirchner. Bei Herzkammerflimmern – dies haben rund 80 Prozent der Reanimationspflichtigen – sei der AED in der Lage, das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu versetzen.
Ein AED kostet um die 2.000 Euro und ist laut Kirchner auch ohne Schulung relativ selbsterklärend. Auch die Folgekosten für die Wartung aller vier bis sechs Jahre in Höhe von rund 250 Euro hielten sich im Rahmen.
AED-Standorte können ganz einfach per E-Mail an die Feuerwehr gemeldet werden.