Erfurter Gymnasium 10 heißt nun „Hannah Arendt“
Namensfindung durch demokratischen Prozess
Das Gymnasium an der Scharnhorststraße im Erfurter Südosten trägt nun den Namen „Hannah Arendt“, ist also benannt nach der bedeutenden jüdisch deutsch-US-amerikanischen Publizistin, die besonders bekannt ist durch Ihr Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ sowie ihre These von der „Die Banalität des Bösen“, mit der sie den Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann in Jerusalem beschrieb.
Der Namensfindung ging ein Prozess auf Betreiben der Schulkonferenz voraus, in den die Schüler, Lehrer und Eltern fest eingebunden wurden. Das Ziel der Schule war es, einen Namen zum Zeitpunkt des abgeschlossenen Abiturjahrgangs zu bestimmen. Schließlich wurden der Schulkonferenz 25 Vorschläge übergeben, von denen drei in die engere Auswahl kamen. Zu diesen wurde wiederum die Schulgemeinschaft befragt, mit dem Ergebnis, dass die Mehrheit für Hannah Arendt stimmte.
Die Wahl für Arendt begründete der Schulleiter Andreas Leube damit, dass ihr Name für Pluralität, Weltoffenheit, Diskurs, Frieden, Menschenrechte, Freiheit und Demokratie und richtet sich gegen Totalitarismus, Diktatur und Unterdrückung steht. Ihr Name könne sinnstiftend für das Leitbild der Schule wirken. Zudem sei der Name Hannah Arendt ist ein klares und deutliches Bekenntnis der Schulgemeinschaft für eine freiheitlich demokratische Grundordnung, verbunden mit dem Auftrag diese zu fördern, auszubauen und zu verteidigen.
„Die Entwicklung dieser Schule ist bemerkenswert. Es war eine wichtige Entscheidung hier im Südosten im Jahr 2015 ein Gymnasium zu gründen. Mittlerweile haben wir hier das Erfurter Gymnasium mit der modernsten technischen Ausstattung“, sagte der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Im Schuljahr 2022/2023 besuchen 490 Schüler in 22 Klassen das Gymnasium. Den ersten Abiturjahrgang seit Gründung der Schule im Jahr 2015 gab es hier im Schuljahr 2021/22.
Winfried Speitkamp, Staatssekretär für Bildung, Jugend und Sport, lobte in seiner Rede den demokratischen Prozess der Namensfindung. Dies sei ein praktisches Beispiel dafür, welch ein Prozess Bildung sein könne.
Zum Abschluss des offiziellen Teils wurde das neue Schild mit dem neuen Namen an der Fassade der Schule enthüllt. Danach spielte dann die Schülerband des Gymnasiums. Zeitgleich zum Auftritt, gab es die Möglichkeit für Staatssekretär und Oberbürgermeister, das Schulgebäude zu besichtigen. Im Anschluss gab es noch eine Scheckübergabe für 1.300 Euro Spendengelder aus einer Sammelaktion der Schülerschaft für die Ukraine an den „Verein ukrainischer Landsleute in Thüringen“.