Erfurt feiert die Streuobstwiese
Streuobstwiese als Heimat für über 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten
„Streuobstwiesen sind Hotspots der biologischen Vielfalt und stehen seit kurzem auch in der deutschen Liste des ,Immateriellen Kulturerbes‘. Wir wollen daher auch in Erfurt die Streuobstwiesen erhalten, pflegen und möglichst neue Flächen anlegen“, erläutert Jörg Lummitsch, Leiter des Umwelt- und Naturschutzamtes.
Auf Streuobstwiesen kommen weit über 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten vor. Sie bieten eine hohe Strukturvielfalt und kombinieren den Lebensraum Baum mit dem der extensiv genutzten, artenreichen Wiese. Auf Streuobstwiesen gibt es noch eine Vielzahl an alten hochstämmigen Obstsorten. Auch der Sortenerhalt ist ein wichtiges Anliegen bei der Bewirtschaftung von Streuobstwiesen. Viele alte Sorten haben z.B. ein erstaunlich geringes Allergiepotential und sind überdies kaum krankheitsanfällig.
Viele Streuobstwiesen sind vor einigen Jahrzehnten verschwunden, weil sie im Obstanbau keine Rolle mehr gespielt haben und der Siedlungsexpansion oder Infrastrukturprojekten weichen mussten.
In Erfurt gibt es etwa 80 Hektar Streuobstwiesen. Diese sind per Gesetz geschützt und dürfen nicht beeinträchtigt werden. Einige dieser Flächen sind richtige Unikate, äußerst wertvoll und haben mit über hundertjährigen Bäumen beeindruckende Obstbaumbestände.
Das Umwelt- und Naturschutzamt erhält und pflegt diese Flächen mit verschiedenen Methoden. Einige Flächen sind an Landwirte verpachtet, damit zumindest die Wiesenpflege gesichert ist. Die Baumpflege ist eine besondere Herausforderung, da hierfür eine gute Qualifikation notwendig ist. Hier werden Expertinnen und Experten mit der Baumpflege beauftragt oder über Ausgleichsmaßnahmen finanziert. Eine regelmäßige, auskömmliche Finanzierung wäre wünschenswert, um die wertvollen Bäume langfristig erhalten zu können.
Einzelne Flächen werden in Kooperation mit der Thüringer Obstbaumschnittschule mit Sitz in Büßleben geschnitten. Deren angehende Baumwarte benötigen immer wieder Übungsschnittbäume. Andere Flächen werden vorbildhaft durch Naturschutzverbände gepflegt, die gleichzeitig Bildungsprojekte damit verbinden.
Für die Schwedenschanze mit dem größten zusammenhängenden Streuobstwiesenbestand in Erfurt wird gerade ein Pflege- und Entwicklungskonzept erarbeitet. Langfristig wichtig wäre auch eine Bewirtschaftung der Bäume über die Nutzung des Obstes. Hier sind Ideen gefragt und willkommen – sei es regionales und Bio-Schulobst oder die Versorgung der Ortsteile und der Nachbarschaften mit Streuobstwiesensaft. Vieles ist dabei denkbar.
Das Land Thüringen gibt Unterstützung durch verschiedene Naturschutzförderprogramme. Beratung dazu gibt es bei der unteren Naturschutzbehörde im Umwelt- und Naturschutzamt.