Die Herstellung von Schofarhörnern im mittelalterlichen Erfurt
Im frühen 15. Jahrhundert entdeckte die jüdische Gemeinde Erfurts, dass ihre Schofarhörner unbrauchbar waren. Eine Erfurter Werkstatt von Christen hatte in Zusammenarbeit mit Juden für Jahrzehnte monopolartig Schofarhörner für die Juden des gesamten Reichsgebietes hergestellt. Nun waren diese Hörner plötzlich nicht mehr für das nahende Neujahrsfest verwendbar, da sie statt aus Widderhörnern aus Bockshörnern hergestellt worden waren.
Der Vortrag wird den historischen Hintergründen dieses Skandals nachspüren, wichtige Details der Schofarproduktion erläutern und die ökonomischen Motivationen der beteiligen Personen hinterfragen. Dieser Schofarskandal gilt als Testfall für die jüdisch-christlichen Beziehungen im spätmittelalterlichen Erfurt, belegt eine rege jüdische Handwerkstätigkeit und fand in einer Krisenzeit der jüdischen Gemeinden Thüringens statt.
Andreas Lehnertz ist Postdoc-Forschungsstipendiat mit dem Schwerpunkt Sozial-, Kultur-, Wirtschafts- und Religionsgeschichte im Europa des Mittelalters an der Hebräischen Universität Jerusalem. Im Jahr 2018 schloss er seine Promotion an der Universität Trier mit einer Studie über „Judensiegel im spätmittelalterlichen Reichsgebiet“ ab und forscht derzeit zu jüdischen (und christlichen) Handwerkern im mittelalterlichen Europa.
Der Vortrag wird in Kooperation mit dem Research Centre "Dynamics of Jewish Ritual Practices in Pluralistic Contexts", Universität Erfurt, und dem Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt veranstaltet und durch Prof. Karl Heinemeyer moderiert.