Klimawandel erfordert ein wirksames Umdenken
Gute Ideen wurden beim Erfurter Stadtgrün-Workshop zusammengetragen
Die Dürre 2018 hatte eindrucksvoll gezeigt, wie betroffen eine Stadt durch Hitze und Trockenheit ist. Gleichzeitig ist Erfurt ohnehin sehr trocken mit nur wenig Regen im Jahr. Stadtgrün kann hier wichtige Abkühlungseffekte erzielen, bietet gleichzeitig eine höhere Aufenthaltsqualität und auch eine ökologische Aufwertung. Die positive psychische Wirkung von Grün auf die Menschen ist ebenso bewiesen.
Einhellig war die Feststellung bei den Anwesenden, dass Stadtgrün als die sogenannte Grüne Infrastruktur (auch gegenüber der Grauen, wie Straßen) eine deutliche Steigerung in der Akzeptanz bedarf. Nur so kann es gelingen, mehr Grün in die Stadt zu bringen und Hürden und Bedenken zu überwinden. Gleichzeitig müssen auch technisch neue Wege beschritten werden, um z. B. mit konkurrierenden Leitungen an Baumstandorten zurecht zu kommen oder noch mehr Wasser für die Pflanzen verfügbar zu machen. Hierbei ging es in der Diskussion um Regenwasserverwendung, Versickerungsmöglichkeiten u. v. m.
Klar war auch die Aussage, dass nur fitte Pflanzen wirklich klimawirksam sind. Hier sind letztlich auch alle Bürgerinnen und Bürger gefragt. Bäume, Sträucher und Grünflächen benötigen mehr Aufmerksamkeit. Sperrmüll, Autos und Fahrräder haben z. B. auf Baumscheiben nichts zu suchen und verdichten nur den empfindlichen Boden und schädigen Wurzeln. Bäume freuen sich über jedes zusätzliches Wasser. Jeder kann seinen Bäumen vor der Haustür helfen. Das Garten- und Friedhofsamt hat deswegen pünktlich zum Workshop ein kleines Merkblatt mit Tipps herausgegeben.
Für die Modellquartiere Gispersleben, Johannesplatz und Krämpfervorstadt wurden für jeweils einen abgegrenzten Bereich von mehreren Straßen für den öffentlichen und privaten Bereich Überlegungen angestellt, wie diese durch Stadtgrün effektiv aufgewertet und abgekühlt werden können. Natürlich wurde die Neupflanzung von Straßenbäumen, aber auch Bäumen auf Grünflächen und Schulhöfen angesprochen. Fassaden- und Dachbegrünung spielten ebenso eine wichtige Rolle, auch Sträucher und Staudenbepflanzungen. Wo all dies nicht möglich ist, kann ggf. auch mobiles Grün in größeren Hochbeeten helfen. Einfache Rasenflächen könnten in artenreiche Wiesenflächen verwandelt werden und so auch mehr Verdunstung und damit Kühlung erreichen.
Eine wichtige Rolle spielte in der Diskussion auch die Qualität des Grüns und nicht nur das schlichte Vorhandensein. Damit wurde auch die Pflege angesprochen, wo es noch viel Nachholbedarf gibt und beispielsweise Strauchflächen nicht regelmäßig nahezu gerodet werden sollen.
Auch die Möglichkeit der Baumscheibenpatenschaften wurde ins Licht gerückt. Hier gibt es Möglichkeiten, dass sich Nachbarschaften engagieren und das Grün vor der Haustür aktiv begleiten und pflegen. Das Garten- und Friedhofsamt freut sich über die Kontaktaufnahme.
Die zahlreichen Vorschläge des Workshops fließen nun ein in die Modellierung und die Planung für die ausgewählten Quartiere, welche dann wiederum hinsichtlich der Wirksamkeit auf die Abkühlungsleistung hin berechnet werden. Im Herbst werden die Ergebnisse in einem weiteren Workshop vorgestellt.
Insgesamt bedarf es in Erfurt einer großen Vielfalt an Baumarten und Sorten. Hier ist man in der Diskussion ein gutes Stück weitergekommen und hat verabredet, sich wieder zu treffen und weiter im Gespräch zu diesem wichtigen Thema zu bleiben. Das Gefühl, gemeinsam an einem Strang für eine gute Entwicklung in Erfurt zu ziehen, wurde als sehr positiv bewertet.
Weitere Anregungen und Ideen können an die Projektgruppe unter dem Stichwort „SiKEF“ per E-Mail gesendet werden.
Hintergrund
Das Projekt Erfurter Stadtgrün im Klimawandel (SiKEF) als Buga-Begleitprojekt wird als Leuchtturmprojekt der Klimaanpassung vom Bundesumweltministerium gefördert und in Regie des städtischen Umwelt- und Naturschutzamtes mit ThINK und der FH Erfurt sowie unter Beteiligung weiterer städtischer Ämter erarbeitet. Kern ist die Identifikation von künftig geeigneten Baumarten für Erfurt und die beispielhafte Modellierung von vielfältigem Stadtgrün in typischen Stadtquartieren und Ortsteilen für eine effektive Klimaanpassung.