Der Bann des Fremden: Vortrag über die fotografische Konstruktion des „Zigeuners“ im Erinnerungsort Topf & Söhne
Fotos von „Zigeunern“ transportieren ein kollektiv geteiltes, vermeintliches Wissen: Eine jahrhundertealte Ikonografie des „Fremden“ macht den „Zigeuner“ zur Projektionsfläche für Überlegenheitsfantasien und Angstbilder, aber auch für exotische Sehnsüchte. Frank Reuter zeichnet in seinem Buch „Der Bann des Fremden. Die fotografische Konstruktion des 'Zigeuners'“ die Genese des fotografischen „Zigeuner“-Bildes nach und macht Verbindungslinien zu Kunst und Literatur sichtbar. Dabei nimmt er ganz unterschiedliche Medien und Formate in den Blick: vom Schulbuch bis zur Bildpostkarte, vom populären Magazin über das Propagandafoto bis zum privaten Schnappschuss von der Front. Damit legt er die erste systematische Untersuchung zur Rolle der Fotografie bei der Ausformung stereotyper „Zigeuner“-Bilder vor.
Der Autor analysiert an exemplarischen Bildbeispielen die Stigmatisierungsmuster, die dem Konstrukt „Zigeuner“ zugrunde liegen und die bis heute wirksam sind. Dabei geht es immer auch um die konkrete Verwendung der Fotografien und um ihre gesellschaftlichen Funktionen. Einen Schwerpunkt bildet die „Zigeuner“-Fotografie im Nationalsozialismus, deren Wurzeln Reuter in der ethnologischen, kriminologischen und anthropologischen Fotografie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts freilegt.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen statt. Der Eintritt ist frei.