Temporäre Schließung des Margaretha-Reichardt-Hauses für die kommenden vier Wochen
Die am Staatlichen Bauhaus Dessau ab 1926 u. a. bei Paul Klee, Wassily Kandinsky und Laszlo Moholy Nagy ausgebildete Margaretha Reichardt (Erfurt 1907–1984) zählt zu den bedeutendsten deutschen Textilkünstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Seit 1927 experimentierte sie mit verschiedenen Garnen und Stoffen, verbesserte die Eigenschaften von Eisengarn und webte daraus strapazierfähige und formstabile Gurte, die Marcel Breuer später als Bespannung für die von ihm entwickelten Stahlrohrmöbel, wie dem Stahlrohrsessel B3 – später bekannt als Wassily-Chair – oder dem Faltsessel D4 verwendete.
1933 kehrte Margaretha Reichardt nach Erfurt zurück, wo sie die "Handweberei Grete Reichardt" aufbaute. 1939 ließ sie nach einem Vorentwurf des Bauhäuslers Konrad Püschel und ihren persönlichen Vorstellungen ein Wohn- und Weberhaus in Erfurt-Bischleben errichten – als typisches Siedlungshaus der dritten Dekade des 20. Jahrhunderts. Dieser authentisch erhaltene Lebens- und Arbeitsort, in dessen Werkstatt sich auch zwei originale Bauhaus-Webstühle befinden, lässt Grete Reichardts Wirken als eine der wichtigen weiblichen Absolventinnen des Bauhauses bis heute erlebbar werden.