„… für das Haus unter dem Gang hinter die Schulen.“ Führung durch das Wohngebiet der zweiten jüdischen Gemeinde in Erfurt mit Dr. habil. Barbara Perlich
Spätestens seit dem 12. Jahrhundert gab es in Erfurt eine jüdische Gemeinde. 1349 wird sie – wie in so vielen Orten Europas – im Zuge der so genannten Pestpogrome vollständig ausgelöscht. Die jüdischen Bauten und Parzellen fallen an den Erfurter Rat, der sie an Christen weiterverkauft.
Bereits 1354 siedeln sich erneut Juden in Erfurt an. Anhand der archivalischen Überlieferung und der Rekonstruktion der mittelalterlichen Parzellenstruktur Erfurts lässt sich heute mit einiger Gewissheit sagen, wer wo gewohnt hat. So kennen wir nun nicht nur Lage und Aussehen der wichtigen Bauten Synagoge und Mikwe, sondern auch die Lage der privaten Wohnhäuser der jüdischen Bewohner Erfurts. Etliche dieser Bauten sind bis heute erhalten.
Die Architektin und Bauforscherin Barbara Perlich widmet sich seit einigen Jahren in einem interdisziplinären Forschungsprojekt der Architektur der mittelalterlichen jüdischen Gemeinden in Erfurt sowie der jüdischen Sakraltopografie im aschkenasischen Raum. Ihre Führung gibt einen Einblick in das wissenschaftliche Vorgehen, das die Rekonstruktion älterer Quartiersstrukturen ermöglicht. Es wird gezeigt werden, wie und wo Juden vor und nach 1349 in Erfurt wohnten und welche Gemeindeeinrichtungen es außer der Synagoge und der Mikwe wohl noch gegeben hat.
Die Führung findet im Rahmen des Begleitprogramms zur Sonderausstellung „Gekommen um zu bleiben? Die zweite jüdische Gemeinde in Erfurt 1354 – 1454“ statt, die bis zum 8. April 2018 in der Alten Synagoge zu sehen ist.