Neue Ausstellung im Grafikkabinett des Angermuseums: „Geist und Farbe – Winifred Zielonka (1929-2017). Eine anthroposophische Künstlerin in der DDR“
Mit dieser retrospektiven Werkschau widmet sich das Angermuseum dem Wirken der 2017 verstorbenen Bildhauerin und Zeichnerin Winifred Zielonka (geb. 1929 in Gotha).
Als Anthroposophin und Künstlerin lebte sie sechzig Jahre lang in Erfurt, doch ihr Werk ist nahezu unbekannt. In einer Nachlass-Ausstellung ermöglicht das Angermuseum nun erstmals einen differenzierten Blick auf ihr Schaffen, welches in der DDR nur unter erschwerten Bedingungen möglich war.
Bereits während des Studiums der Bildhauerei an der Dresdner Kunstakademie bei Walter Arnold geriet die Künstlerin wegen ihrer Nähe zur Anthroposophie ins Abseits des offiziellen Kunstgeschehens. Hinter den Kulissen jedoch arbeitete sie kontinuierlich an einer Bildsprache, die von den lebensreformerischen Ideen des Begründers der Anthroposophie Rudolf Steiner (1861-1925) inspiriert war. Dem politischen Geist der DDR-Kulturbürokratie setzte sie ein feingeistiges, bürgerliches Lebenskonzept entgegen und agierte mutig als Leiterin eines 1959 gegründeten anthroposophischen Arbeitskreises in Erfurt. Offiziell als Goethe-Abende angemeldet, geriet dieser Zirkel schnell in den Focus der Staatssicherheit der DDR. Winifred Zielonka arrangierte sich mit der auferlegten Isolation, denn eine Mitgliedschaft im Künstlerverband war für sie ausgeschlossen.
Zu sehen sind Handzeichnungen, Pastelle, Plastiken, Glasbilder, ergänzt um Objekte ihres persönlichen Lebensumfeldes – ein intimer Blick in die Kunst- und Geisteswelt einer unangepassten Frau und Individualistin.
Die von Cornelia Nowak, Angermuseum Erfurt, und Viola Baser, M. A., kuratierte Ausstellung versteht sich als Beitrag zur Aufarbeitung der Kunst in der DDR.
Zur Ausstellung erscheint außerdem im Mitteldeutschen Verlag eine monografische Publikation mit Texten von Viola Baser, Reinhold J. Fäth, Günter Kollert, Jutta Lindemann, Cornelia Nowak, Kai Uwe Schierz, Gabriele Stötzer und Ulrike Wiederhold sowie zahlreichen Abbildungen. Die ca. 200 Seiten hat Gerd Haubner gestaltet.
Ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung, die bis zum 1. Mai präsentiert wird.