Vor 79 Jahren: Erfurter Juden in das KZ Buchenwald verschleppt – Führung im Erinnerungsort Topf & Söhne
189 Männer aus Erfurt wurden am Morgen des 10. November 1938 in das KZ Buchenwald eingeliefert, zusammen mit fast 10.000 weiteren jüdischen Männern, die von der SS in fünf hastig errichtete Behelfsbaracken gesperrt wurden. Damit verdoppelten sich die Häftlingszahlen in dem erst halbfertigen Konzentrationslager. Im ganzen Deutschen Reich zerstörten und plünderten Mitglieder der NSDAP, der SA und der SS in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Synagogen und jüdische Geschäfte, misshandelten, inhaftierten und ermordeten jüdische Männer. Die offene Gewalt zerstörte das noch existierende jüdische Leben in Deutschland. Der Pogrom sollte Angst verbreiten und die jüdischen Familien zur Auswanderung zwingen – wenn es ihnen denn gelang, ein Aufnahmeland zu finden und sie die Reise bezahlen konnten.
Zur Erinnerung an das Pogrom in Erfurt findet am 12. November um 15 Uhr im Erinnerungsort Topf & Söhne eine Führung im neuen Dauerausstellungsbereich „Jüdische Nachbarn in Thüringen – integriert, ausgegrenzt, ermordet“ statt. Die Ausstellung ist Biografien von Menschen aus Thüringen gewidmet, die jüdische Nachbarn waren und ab 1933 ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden oder das Vernichtungsprogramm überlebten – wie der sozialdemokratische Arbeiter und Gewerkschafter Willi Kormes aus Erfurt. Nach seiner Haft im KZ Buchenwald im November 1938 kehrte er nach Erfurt zurück. Um 1943 seiner Deportation zu entgehen, versteckte er sich mit seiner sechsjährigen Tochter Judith bei einer Freundin hier in der Stadt. Beide wurden nach einem Jahr verraten und nach Auschwitz deportiert. Die Retterin und ihre Tochter wurden im KZ Ravensbrück inhaftiert.
Der Eintritt zur Führung ist frei.