Die Welt des Mannes und die Welt der Frau in neuem Licht: Erfurter Heckelraum erhielt modernes Beleuchtungssystem
Im Gegensatz zu diesem ist er jedoch ein Zeugnis der Klassischen Moderne: In den Jahren von 1922 bis 1924 schuf der Brücke-Expressionist Erich Heckel auf Anregung von Walter Kaesbach, damals Direktor des Städtischen Museums, und mit finanzieller Unterstützung des Erfurter Schuhfabrikanten und Kunstmäzens Alfred Hess in einem kleinen, kapellenartig überwölbten Raum im Erdgeschoss des Museums einen Zyklus von Wandbildern. Sie sind der Welt des Mannes, der Welt der Frau und dem Verhältnis der Geschlechter zueinander gewidmet. Später erhielt der Zyklus den Titel "Lebensstufen". Heckels Wandmalereien in Sekkotechnik zählen heute – trotz der Verluste in der Sockelzone – zu den sehr seltenen großflächigen Wandbildern des deutschen Expressionismus, die den Bildersturm des Nationalsozialismus überstanden haben.
Auch nach der Wiedereröffnung des Museums nach umfangreichen Restaurierungs- und Modernisierungsarbeiten im Jahr 2010 blieb der Zustand der Präsentation dieser Wandbilder unbefriedigend. Die spartanische, punktförmige Beleuchtung des Raumes ließ so manches Detail unterbelichtet erscheinen und die Betrachter nicht selten unbefriedigt zurück. Dieser Zustand hat nun ein Ende: Ein anonymer Spender übernahm in diesem Jahr die Kosten für die Planung und Installation eines modernen Beleuchtungssystems, das pünktlich zum Nikolaustag am 6. Dezember in Betrieb genommen wurde. Doch dabei wird es nicht bleiben: Auch andere Elemente der Raumausstattung, welche die Nutzung des Raumes verbessern, werden durch seine großzügige Unterstützung nun Zug um Zug verwirklicht. Dazu zählt nicht zuletzt auch ein Computerterminal mit Touchscreen in einer Stele, die zu Beginn des kommenden Jahres vor dem Heckelraum aufgestellt wird und detaillierte Informationen über die Geschichte des einmaligen Raumkunstwerks und dessen Bilderzyklus bereitstellt.
Die Mitarbeiter des Angermuseums freuen sich sehr über dieses Engagement aus den Reihen der Bürgerschaft, die ein besonderes Weihnachtsgeschenk nicht nur für die Stadt ist, sondern für alle Besucher, die immer zahlreicher die Stadt und deren Kunstmuseum besuchen.