"Ruanda vor 20 Jahren: Der Völkermord und die Medien" Einladung zur Podiumsdiskussion im Erinnerungsort Topf & Söhne mit Ausstellungseröffnung zu Ruanda heute
Auseinandersetzung mit einem grausamen Völkermord
Bereits zum vierten Mal informiert der Erinnerungsort Topf & Söhne über Ruanda innerhalb der Zeit des Gedenkens an den Genozid. 1994 wurden dort in hundert Tagen – vom 7. April bis 4. Juli – fast eine Million Menschen ermordet. Die Täter gehörten zur Bevölkerungsgruppe der Hutu, die Opfer zur Tutsi-Minderheit oder sie waren Hutu, die sich gegen das Morden stellten. "Hassmedien" wie die französischsprachige Zeitung "Kangura" und der Radiosender Radio "Télévision Libre des Milles Collines" hetzten in Ruanda gegen die Tutsi und forderten zum Morden auf. Der im Herbst 1994 von den Vereinten Nationen und der neuen ruandischen Regierung gegründete Internationale Strafgerichtshof für Ruanda hat inzwischen auch Medienverantwortliche wegen Aufruf zum Völkermord verurteilt.
Zu Gast sind neben der ruandischen Botschafterin Christine Nkulikiyinka die Journalistin und Afrika-Kennerin Andrea Jeska und Winfred Wameyo, Absolventin der University of Rwanda in Kigali. Henry Bernhard, Thüringen-Korrespondent des Deutschlandradios, wird die Veranstaltung moderieren. Die Impulsreferate thematisieren sowohl die Rolle der ruandischen Medien im Genozid in Ruanda wie die damaligen Reaktionen der internationalen Presse. Gefragt wird auch, wie verhindert werden kann, dass Medien zu Tätern werden, welche Rolle die Medien heute in Ruanda spielen und wie deutsche Medien Ruanda und Konflikte in Afrika thematisieren.
Mit der Veranstaltung wird die Ausstellung "Wir sind Ruanda" von Tom Baerwald (Fotos) und Andrea Jeska (Text) im Erinnerungsort eröffnet. Sie zeigt Portraits von Überlebenden und Tätern, von solchen, die vergaben und solchen, deren Wunden nie heilten, von Sportlern und Künstlern, Musikern und Designern. Von Menschen, die im Gestern gefangen sind und von solchen, die das Morgen nicht erwarten können. Vor allem aber sind diese Bilder der Spiegel des heutigen Ruandas.
Als zweite Veranstaltung in der Reihe werden am 7. Juli um 19 Uhr der Afrikanist und Swapo-Mitglied Dr. habil. Henning Melber und die ehemalige Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul über "Namibia und die deutsche Kolonialgeschichte – ein verdrängter Völkermord?" sprechen.
Die Veranstaltungsreihe findet in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Republik Ruanda, der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen e. V., der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Erfurt, dem Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne e. V., der Universität Erfurt und der Willy Brandt School of Public Policy statt.