Denkmalliste online: Einzigartige Erfurter Denkmallandschaft ist erstmals im Internet einsehbar
Das Prachtstück unter den Erfurter Denkmalen ist die mittelalterlich angelegte und von vielen Jahrhunderten geprägte Altstadt. Während sich andernorts die mittelalterliche Stadt bis zur Unkenntlichkeit wandelte, blieb sie in Erfurt bis heute erkennbar. Erfurt war nie Residenz und auch keine frühindustrielle „Boomtown“. Auch die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges boten keinen Freibrief für den Einzug der Stadt der Moderne: Unter den deutschen Großstädten blieben lediglich Halle, Regensburg und Erfurt von den Verwüstungen verschont und selbst die Stadtplanungsideen der Nachkriegszeit, welche die Städte neu bauen wollten, fanden hier keinen fruchtbaren Boden vor.
Die Altstadt ist das flächenmäßig größte Denkmalensemble im östlichen Deutschland. Zu ihr gehören einerseits Gassen, Straßen, Plätzen und Gewässer, andererseits Bauwerke, wie sie für die historische Stadt prägend waren und die heute als Teile des Ganzen oder gar als Einzeldenkmale geschätzt und geschützt sind (beispielsweise Wohnbauten, Kaufmannshäuser und Speicher). Die vielen Pfarrkirchen, Kloster und Stifte und schließlich der zentrale Marien-Dom führten zu Beinamen für die Stadt wie etwa „thüringisches Rom“. Die einzigartigen Überlieferungen einer der größeren jüdischen Gemeinden des Mittelalters (Alte Synagoge, Schatz, Mikwe, jüdische Friedhöfe) werden für würdig erachtet in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen zu werden. Zur der fast eintausendjährigen Architekturgeschichte der Altstadt gehört aber auch Jüngeres, was in den Epochen nach Mittelalter und Renaissance entstand. So wird die „Erfordia turrita“ – das turmbekrönte Erfurt – beispielsweise von der gewaltigen Zitadelle Petersberg, einer barocken Festung, überragt.
Beim Blick in die Denkmalliste wird auch deutlich, welch großes Kulturerbe wir Erfurts „zweiter großen Blüte“ verdanken, als die Stadt während der Gründerzeit begann zur Wirtschaft- und Verwaltungsmetropole aufzusteigen. Die Geschäftshausbauten in der City, die prächtigen Villengebiete im Süden und die gut gestalteten Mietshausquartiere im Norden und Osten der Stadt sind bekannte Zeugen dieser jüngeren Epoche. Zur Erfurter Denkmallandschaft gehören aber genauso die Relikte der technischen und sozialen Infrastruktur (beispielsweise Bahnhöfe, Straßenbahnanlagen, Energieversorgung, zahlreiche Schulen, Wohlfahrtseinrichtungen, Freibäder, Parkanlagen) sowie die Stätten der Produktion der profilbestimmenden Branchen: Nahrungsmittel-, Bekleidungs- und Schuhherstellung, Maschinenbau, Sämereien- und Blumenzucht u. v. a.
Die Untere Denkmalschutzbehörde beschäftigt sich mit dieser ganzen Bandbreite des erhaltungswürdigen historischen Bauerbes. Allerdings gelingen Denkmalpflege und Denkmalschutz nur, wenn möglichst viele dieses Anliegen mittragen. Die verantwortungsvollste Rolle kommt den Eigentümern zu, die verpflichtet sind, für die Erhaltung „ihres“ Denkmals zu sorgen. Mit steuerlichen Vorteilen und in einigen Fällen auch Zuschüssen werden sie unterstützt. In allen Fragen der Erhaltung steht die Denkmalschutzbehörde beratend zur Seite.
Mit der Veröffentlichung der Denkmalliste kommt die Stadt dem Wunsch vieler Bürger und der Anregung des Denkmalbeirates nach. Die Liste umfasst 1630 Einzelkulturdenkmale und 54 Denkmalensembles. Der Liste kann man Informationen zum Denkmalstatus eines Gebäudes in der Stadt Erfurt und den dazugehörigen Ortschaften entnehmen. Die Denkmalliste wird vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie geführt und stets aktualisiert, da beispielsweise Denkmäler aus der Liste gelöscht, neue Denkmäler eingetragen, sich aber auch u. a. Flurstücksbezeichnungen, Straßennamen, Hausnummern immer wieder ändern können. Darum wird die Liste regelmäßig aktualisiert.