„Zum Verhältnis von Tora und Koran“ Vortrag von Dr. Mohammad Gharaibeh, Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität, Bonn
Das Katholischen Forum im Land Thüringen und die Alte Synagoge hatten zu diesem Vortrag eingeladen, der im Begleitprogramm der Sonderausstellung „Die Bibelhandschrift »Erfurt 2« zwischen jüdischer Buchkunst und christlicher Hebraistik: Eine Spurensuche!“ stattfinden sollte. Es ist geplant, den Vortrag im nächsten Jahr nachzuholen.
In der Sonderausstellung wird der Öffentlichkeit die originale Handschrift einer Hebräischen Bibel aus dem Konvolut der Erfurter Hebräischen Handschriften präsentiert.
Die Tora ist der erste Teil der Hebräischen Bibel (im Verständnis des Christentums das Alte Testament), die aus den fünf Büchern Mose besteht. Der Koran ist die heilige Schrift des Islam, die gemäß dem Glauben der Muslime die wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammad enthält. Im Vortrag wird das Verhältnis zwischen den beiden heiligen Schriften beleuchtet.
Die Entstehung des Korans und des Islams vollzieht sich im Kontext jüdischer und verschiedener christlicher Traditionen auf der arabischen Halbinsel. Auch wenn immer wieder die Auseinandersetzung mit christlichen Traditionen eine Rolle spielt, so ist der jüdische Einfluss – besonders durch das Gottesbild – wesentlich stärker und bis in die Liturgie nachzeichenbar. Große Texteinheiten entstammen der Tora bzw. der jüdischen Tradition. Der Entstehungsprozess des Korans und der Gemeinde vollzieht sich daher auch in theologischer Auseinandersetzung mit dem Judentum, was besonders in der Gegenüberstellung von Jerusalem und Mekka (neue Gebetsrichtung) ihren Ausdruck findet.
Im Rahmen des Synagogenabends beleuchtet Dr. Mohammad Gharaibeh dieses enge Verhältnis der beiden Schriften. Nach seinem Studium in Bonn und an der Universität in Damaskus, Syrien, ist Dr. Mohammad Gharaibeh Diplom-Übersetzer für Arabisch und Indonesisch. Er promovierte im Fach Islamwissenschaften am Institut für Orient- und Asienwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn. Seit 2008 ist er dort als wissenschaftlicher Koordinator tätig.