Gedenkveranstaltung und Buchpräsentation "Ausgelöschtes Leben. Juden in Erfurt 1933-1945"
Anlässlich des 75. Jahrestages der Novemberpogrome 1938 erscheint das von der Landeshauptstadt Erfurt und dem Netzwerk "Jüdisches Leben Erfurt" herausgegebene Gedenkbuch im Verlag Vopelius Jena. Die biographische Dokumentation trägt den Titel "Ausgelöschtes Leben. Juden in Erfurt 1933-1945". Autorin ist Dr. Jutta Hoschek, Mitglied im Arbeitskreis "Erfurter GeDenken 1933-1945".
Das Projekt, das der Kulturdirektion zugeordnet war, wurde aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds im Rahmen der Strukturrichtlinie gefördert. Als Projektmanagerin fungierte Ines Beese, Leiterin der Alten und der Kleinen Synagoge. Inhaltlich knüpfte das Projekt an das biographische Lexikon an, das die Forschungsgruppe "Geschichte der Juden im nationalsozialistischen Thüringen" vor 10 Jahren publiziert hatte.
Das jetzt erschienene Buch umfasst auf 467 bedruckten Seiten 453 Kurzbiographien verfolgter jüdischer Menschen, die zwischen 1933 und 1945 in Erfurt gemeldet waren und nachweislich gewaltsam zu Tode kamen.
Darüber hinaus enthält die Publikation zwei einleitende Texte sowie einen Anhang mit Glossar und Verzeichnissen. Das Grußwort verfasste der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt, Andreas Bausewein.
Aus den biographischen Daten erschließt sich ein Bild jüdischen Lebens in Erfurt, das verschiedentlich bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht. Bewegende Schicksale werden ebenso dokumentiert wie spärlich überlieferte Lebensdaten. Für die einen war Erfurt Heimatstadt, für die anderen eine kurze Station auf dem Lebensweg.
Manche wurden von einem späteren Wohnort in Ghettos oder Lager deportiert, einigen war zunächst die Flucht ins Ausland gelungen.
Die Kurzbiographien enthalten viele Beispiele staatlicher Repression und niederträchtigen Verhaltens, aber auch Belege von Behauptungsversuchen, von wehrhaftem Protest und von Solidarität.
Die Neuerscheinung ist im Buchhandel für 28,80 EUR erhältlich. Die Begegnungsstätte Kleine Synagoge hält ein Ansichtexemplar bereit.
Die szenische Lesung von Biogrammen aus dem Erfurter Gedenkbuch gestalten Mitglieder des Arbeitskreises "Erfurter GeDenken 1933-1945". Der Arbeitskreis hatte sich 2007 vorgenommen, Einzelschicksale an exemplarisch ausgewählten Orten sichtbar zu machen und namentlich an alle Shoa-Opfer zu erinnern, die in Erfurt gelebt hatten.
Anstelle eines bislang nicht bestimmten zentralen Gedenkortes liegt nun ein Erfurter Gedenkbuch vor. Das Buch erscheint unter Umständen, da die Auseinandersetzung mit antisemitischen, rassistischen, fremdenfeindlichen und anderen gruppenbezogenen menschenverachtenden Positionen von höchst aktueller Bedeutung ist.
Hingewiesen wird seitens der Veranstalter auch auf die öffentliche Übergabe der DenkNadel für Herta Simon an der Lutherstraße 5, eine Veranstaltung des Arbeitskreises "Erfurter GeDenken 1933–1945" am 9. November 2013 um 18:00 Uhr.