"Uns fehlt der Schicksalsbegriff" (Bernhard Heisig) - Künstler in der DDR nehmen Partei für das Individuum in der Plangesellschaft
Die Künstler in der DDR stellten seit den 1970er Jahren immer dringlicher "letzte Fragen" an eine technokratische, atheistische Gesellschaft, die ihre Mitglieder nur noch nach ihrer Nützlichkeit im täglichen Produktionsprozess bewertete. Sie begehrten gegen das menschenverachtende Fortschrittsparadigma auf, indem sie das individuelle Schicksal, die Anerkennung von Empathie, Leiden, Krankheit und Tod, die in einer auf das Wir des Kollektivs geeichten Gesellschaft keinen Platz mehr hatten, einforderten.
Eckhart Gillen (Jg. 1947) ist Kunsthistoriker und als Kurator für die Kulturprojekte Berlin GmbH tätig. Er hat mit den Ausstellungen Deutschlandbilder, Berlin 1997, und Art of Two Germanys (zusammen mit Stephanie Barron) in Los Angeles, Nürnberg und Berlin (2009/2010), 2009, das Gegen- und Miteinander ost- und westdeutscher Kunst nach 1945 international bekannt gemacht. Gillen veröffentlichte zahlreiche Aufsätze, Bücher und Ausstellungskataloge zur deutschen, russischen und amerikanischen Kunst des 20. Jahrhunderts, u. a. Zwischen Revolutionskunst und Sozialistischem Realismus. Kunstdebatten in der Sowjetunion von 1917 bis 1934, Köln 1979 (zusammen mit Hubertus Gaßner); Amerika - Traum und Depression 1920/40, Berlin 1980 und Feindliche Brüder? Der Kalte Krieg und die deutsche Kunst 1945-1990, Berlin 2009. Zuletzt organisierte er die Retrospektive "R.B.Kitaj – Obsessionen" im Jüdischen Museum Berlin, 2012. Der Kurator wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem "Einheitspreis - Bürgerpreis zur deutschen Einheit" (2003) und dem Friedlieb Ferdinand Runge-Preis 2011 der Stiftung Preußische Seehandlung für unkonventionelle Kunstvermittlung.
Ausstellung "Tischgespräch mit Luther. Christliche Bilder in einer atheistischen Welt"
20. Oktober 2012 bis zum 20. Januar 2013
Öffnungszeiten ab 1. Januar 2013: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10-18 Uhr. Am ersten Dienstag im Monat freier Eintritt.