Darstellung des jüdischen Wohnquartiers in der Dauerausstellung der Alten Synagoge: Werkstattgespräch mit Bauhistoriker Dr. Thomas Nitz
Dr. Thomas Nitz ist Bauhistoriker und arbeitet im Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Seine Forschungsergebnisse flossen in das Ausstellungskonzept in der Alten Synagoge Erfurt ein.
Das mittelalterliche jüdische Quartier befand sich im Zentrum von Erfurt, im Viertel um das Rathaus und die Benediktikirche . Die Alte Synagoge bildete dessen Mittelpunkt. Innerhalb dieses Viertels lag neben der Synagoge auch die Mikwe, die in der Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt wurde, und das Tanzhaus.
Dr. Thomas Nitz rekonstruierte anhand schriftlicher Quellen und archäologischer Funde, die nachgewiesenen Besitzer bzw. Bewohner des Viertels. So wird deutlich, dass es sich um kein homogen jüdisch bewohntes Quartier handelte, sondern dass Christen und Juden während der Zeit der ersten jüdischen Gemeinde eng zusammenwohnten.
Das Bild wandelte sich komplett mit der Entstehung der zweiten jüdischen Gemeinde nach 1354. In einem Pogrom wurde 1349 die erste jüdische Gemeinde Erfurts vollständig vernichtet. Das neue Quartier bestand aus sehr kleinen Grundstücken: Juden bewohnten Reihenhäuser, eine neu errichtete Synagoge lag in unmittelbarer Nachbarschaft der Wohnhäuser. Nur die alte Mikwe an dem Fluss Gera wurde weiter genutzt.
"Werkstattgespräche" so der Titel einer Veranstaltungsreihe der Alten Synagoge, die Erfurterinnen und Erfurtern die Möglichkeit bietet, in thematischen Führungen einmal hinter die Kulissen einer Ausstellung zu blicken.
Die Führungen dauern etwa eine Stunde. Sie sind kostenfrei, der Eintritt in die Alte Synagoge von 5 Euro (ermäßigt 3 Euro) wird erhoben. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen beschränkt, daher empfiehlt sich rechtzeitiges Erscheinen.