"Von pestbringenden Dämpfen und reiner Luft"
Am Montag, den 26. Juli 2010 eröffnet abends um 19:00 Uhr die Sonderausstellung "Von pestbringenden Dämpfen und reiner Luft" in der Alten Synagoge Erfurt. Mittags um 12:00 Uhr findet eine Vorab-Begehung der Ausstellung sowie ein Pressegespräch statt. Die Ausstellung wird vom 27. Juli 2010 bis zum 6. November 2010 im 1. Stock der Alten Synagoge Erfurt (Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 18:00 Uhr, Eintritt 5,00 Euro, ermäßigt 1,50 Euro) für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Hauptexponate der Ausstellung sind originale Abschriften des Pariser Pestgutachtens aus der Bibliotheca Amploniana, der größten noch geschlossen erhaltenen Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten weltweit, die seit 1908 im Besitz der Stadt Erfurt ist und 2001 als Dauerleihgabe an die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/ Gotha übergeben wurde. Das Pariser Pestgutachten entstand 1348 im Auftrag des französischen Königs Philipp VI., dessen Frau kurz zuvor an der Pest verstorben war. Es fasst das medizinische Wissen der damaligen Zeit zusammen und ist somit Zeugnis der mittelalterlichen Wahrnehmung des "Großen Sterbens". Die Abschrift des Pariser Pestgutachtens, die bis Mitte September in der Alten Synagoge zu bewundern sein wird, könnte ursprünglich aus Frankreich stammen. Sie enthält an erster Stelle ein Werk des Mediziners Arnold von Villanova (ca. 1240-1311). Es folgen, von ein und demselben Schreiber, das Pariser Pestgutachten und weitere Traktate über die Pest. Sie alle wurden mit einfachem roten Schmuck versehen. Ab 20.09.2010 wird die Sammelhandschrift mit der Signatur CA 4° 193 zu sehen sein, die neben dem Pariser Pestgutachten und weiteren medizinischen Schriften auch Unterlagen zu Patienten des Arztes Tilmann von Syberg enthält. Er war der Vorgänger von Amplonius als Leibarzt des Erzbischofs von Köln. Amplonius könnte diese Handschrift direkt von Tilmann von Syberg erworben haben. Das Pestgutachten ist recht sorgfältig geschrieben, bricht im letzten Kapitel jedoch plötzlich ab.
Die Sonderausstellung führt den Besucher aber auch allgemein in die Lebenswelt des 14. Jahrhunderts ein, thematisiert die Entstehung und Verbreitung der Pest, die mittelalterliche Wahrnehmung des "Großen Sterbens" sowie die damaligen medizinischen Kenntnisse. Mittelalterliche Heilmittel, die im Pariser Pestgutachten empfohlen werden, können näher unter die Lupe, bzw. unter die Nase genommen werden! So erfährt der Besucher auch die mittelalterliche Bedeutung dessen, was heute mit in seinen Kochtopf kommt - von Zimt, Gewürznelke und Majoran.