Bundesweite Stadtumbaukonferenz tagte in Erfurt
Der Umbau der Großwohnsiedlungen gehört sowohl in den neuen und seit 2004 auch in den alten Bundesländern angesichts teilweise deutlich zurückgehender Einwohnerzahlen zu den zentralen Herausforderungen der Stadtentwicklung. Die Veranstaltung widmete sich der Frage, welche Rolle diese Siedlungen künftig bei der Umsetzung von Stadtumbaumaßnahmen spielen und wie es gelingen kann, die langfristig nachgefragten Quartiere 'fit' zu machen für die Herausforderungen des demographischen Wandels.
Lag der Schwerpunkt des Stadtumbaus in den neuen Bundesländern zu Beginn des Prozesses auf dem Rückbau nicht mehr benötigter Wohnungen – insgesamt wurden bisher 280.000 Wohnungen rückgebaut – so ist es beim Stadtumbau West das Gegensteuern gegen die Entwicklung dieser Siedlungen – die vielfach durch einen hohen Migrationshintergrund geprägt sind – zu sozialen Brennpunkten.
Trotz dieser unterschiedlichen Ausgangssituationen war man sich darüber einig, dass die Aufgaben der Zukunft bei der Gestaltung der Großwohnsiedlungen ähnliche sind und dass sie auch zukünftig wichtig für die Wohnraumversorgung sein werden.
Wie können die Quartiere so gestaltet werden, dass sie weiterhin attraktive Heimat für die älter werdende Bewohnerschaft bleiben können, was wird aus den nicht mehr benötigten Kindergärten und Schulen, welche neuen Funktionen können diese Gebäude übernehmen?
Simone Hold, Referatsleiterin im Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, hob hervor, dass jede Kommune ihre eigenen Ansätze und Instrumente entwickeln muss und die Fördermittel, die bisher ganz erheblich den Stadtumbauprozess unterstützt haben – in Erfurt allein über 40 Mio Euro von Bund, Land und Kommune – auch künftig sehr flexibel eingesetzt werden sollen
Erfurt wurde als Veranstaltungsort für diesen einmal im Jahr stattfindenden Ost-West-Erfahrungsaustausch nicht ohne Grund gewählt. Die neun Erfurter Großwohnsiedlungen sind mit der Beschlussfassung zum Masterplan II im Jahr 2005 als Stadtumbaugebiete festgelegt worden und konnten seitdem ganz erheblich neu- und umgestaltet werden, u. a. wurde die Leerstandsquote von 15,1 auf jetzt 4,6 Prozent dabei drastisch gesenkt. Beispiele für aktuelle Vorhaben wurden den Teilnehmern der Konferenz am Roten Berg gezeigt: das neue Stadtteilzentrum in der Regelschule am Karl-Reimann-Ring, die sanierten Punkthochhäuser der KoWo am Jakob-Kaiser-Ring mit der integrierten Seniorenwohnetage sowie dem Dienstleistungsinformationszentrum für ältere Bürger und die, in Folge des Rückbaus elfgeschossiger Wohnscheiben neu entstanden offene Verbindung zur umgebenden Landschaft.
Insgesamt wurde deutlich, dass Stadtumbau immer aus einen Nebeneinander von Aufwertung und Rückbau besteht und nur so die Gebiete zu lebenswerten, zukunftsfähigen und nachgefragten Wohnquartieren entwickelt werden können.