Erfurter Synagogenabend am 14.12.2009
Am Montag, dem 14. Dezember 2009 laden die Landeshauptstadt Erfurt und die Deutsch-Israelische Gesellschaft zu einem Erfurter Synagogenabend ein, der sich wegen der Terminplanung des Gastes ausnahmsweise nicht im Turnus befindet.
Dr. Abraham David spricht zum Umgang der Nationalbibliothek Israel mit den mittelalterlichen Schriften und über das Einordnen der Erfurter Funde sowie über die Erfurter jüdischen Gelehrten des Mittelalters. Das Referat ist in englischer Sprache und wird von Frau Dr. Karin Sczech, TLDA, übersetzt.
Alte Synagoge Erfurt
Beginn: 19:30 Uhr
Einlass: ab 19:00 Uhr
Freier Eintritt
Auf Grund der geringen Platzkapazität wird um Anmeldung gebeten unter Telefon: 655-1608 oder per E-Mail: altesynagoge@erfurt.de.
Aus dem Mittelalter sind eine ganze Reihe bedeutender jüdischer Gelehrter bekannt, die in Erfurt wirkten. Teilweise werden ihre Lehrschriften bis heute verwendet, bei einigen kann man jedoch nur mutmaßen, was sie geschrieben haben und womit sie sich beschäftigten. Man kennt nur wenige Daten aus ihrem Leben und erfährt dabei, dass sie neben Erfurt in weiteren zentralen Orten der jüdischen aschkenasischen Welt wie Worms oder Rothenburg wirkten. Im Falle Rabbi Ashers (1250 – 1327) lässt sich sein Lebensweg sogar bis nach Toledo verfolgen. Besonders tragisch und ganz eng mit dem Schicksal der jüdischen Gemeinde Erfurts verbunden ist der Rabbiner Alexander Süsskind ha-Kohen, der im Pogrom von 1349 zu Tode kam.
Von den Rabbinern der ersten Gemeinde kann man annehmen, dass sie alle die wertvollen hebräischen Handschriften kannten und nutzten, von denen derzeit ein Teil in der Alten Synagoge ausgestellt ist. Eine der ausgestellten Handschriften, eine Sammelhandschrift, in der ganz unterschiedliche Themen in einem großen Einband zusammengefasst wurden, umfasst neben den Fabeln des Äsop auch Kommentare eines Gelehrten.
Der Nachweis dieser vielen hochrangigen Gelehrten kann nur zur Annahme führen, dass es in Erfurt eine bedeutende Yeshiwa, eine Lehreinrichtung mit Schülern gegeben hat, von der wir aber aus anderen Quellen keine Nachrichten haben.
Dr. Abraham David beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit Hebraika und kennt die Erfurter Manuskripte durch eigene Studien. Seine Arbeit in Jerusalem dient der Erfassung hebräischer Codices und Fragmente weltweit um sie für die Forschung zugänglich zu machen. Zahlreiche wurden in den letzten Jahren digitalisiert und sind so über das Internet verfügbar und vergleichbar. Dieses Projekt und die Erkenntnisse, die dadurch möglich werden, soll ein weiteres Thema des Abends darstellen. Die Restaurierung der großen Erfurter Bibel wurde zum Anlass genommen, sie auch zu digitalisieren, in der Ausstellung kann man bereits sehen, welche Vorteile dies auch für die Besucher der Ausstellung mit sich bringt: kann man sonst nur gerade eine Seite eines Buches sehen, so findet sich in der Erfurter Ausstellung ein Blätterbuch, in dem man virtuell umblättern kann und so die unterschiedlichen Seiten betrachten und vergleichen kann ohne dem Originalmanuskript Schaden zuzufügen.
Auch in Thüringen gibt es hebräische Manuskriptbestände, die Gegenstand des Projektes werden sollen Der größte Teil ist derzeit noch gar nicht erfasst und bestimmt, da für solche Arbeiten nur sehr wenige Spezialisten zur Verfügung stehen. Hier stehen in der Zukunft sicher noch manche Überraschungen und unerwartete Erkenntnisse bevor.