Stadtarchiv gibt Buch zum "Erfurter Fürstenkongress" heraus
Vor 200 Jahren, vom 27. September bis zum 14. Oktober 1808, hielten sich Napoleon und der russische Kaiser Alexander I. zu politischen Gesprächen in Erfurt auf. Da zahlreiche deutsche Fürsten gleichzeitig in Erfurt waren, ist dieses Ereignis als "Erfurter Fürstenkongress" in die Geschichte eingegangen. Um daran zu erinnern, hat das Stadtarchiv Erfurt nun ein umfangreiches Buch herausgebracht. Es liegt seit einigen Tagen vor. Unter dem Titel "Der Erfurter Fürstenkongress 1808. Hintergründe, Ablauf, Wirkung" stellen neun Historiker und Archivare auf 388 Seiten die dem Erfurter Treffen vorausgegangenen Ereignisse und vor allem den Verlauf der Monarchenbegegnung selbst dar. Das Buch ist reich bebildert und enthält auch zahlreiche farbige Abbildungen. Für nur 17,90 Euro ist es im Buchhandel erhältlich.
(ISBN 978-3-941020-00-9)
Die zwei einleitenden Aufsätze werfen aus der örtlichen Erfurter Sicht einen Blick auf die Zeit der französischen Herrschaft in Erfurt im allgemeinen und auf die Fürstenversammlung vom Herbst 1808 insbesondere. Die geradezu unerträglichen Leiden der Erfurter, die in den Jahren zwischen 1806 und 1813 unter nicht endenden Durchmärschen, Einquartierungen, Kontributionen und Bedrückungen lebten, werden daraus deutlich. Neue Erkenntnisse über den Kreis der Teilnehmer und die Umstände ihres Erfurt-Aufenthaltes werden gleichfalls geboten. Es folgen fünf Aufsätze, die aus der Sicht der beteiligten Staaten die Bedeutung der Versammlung herausarbeiten. Beleuchtet werden die Position Frankreichs, die Vorgehensweise der russischen Diplomatie, die Haltung Österreichs und Preußens und die Erwartungen der Rheinbundstaaten. Die Tätigkeit der französischen Geheimpolizei auf dem Kongress stellt ein weiterer Aufsatz dar. Da Goethe während des Erfurter Treffens von Napoleon empfangen worden ist, geht der abschließende Beitrag von dieser Audienz aus und erarbeitet anhand vieler ähnlicher Begegnungen eine Typologie der Fürstenaudienz.
Mit dem Erfurter Treffen hatten sich vor allem für Napoleon und die französische Seite viele Erwartungen verbunden. Die meisten der hochgespannten Ziele ließen sich nicht erreichen, die "entrevue" der zwei Selbstherrscher war, an den Erwartungen insbesondere Napoleons gemessen, geradezu ein Schlag ins Wasser. Gerade darin lag die Bedeutung des Kongresses. Entgegen den Hoffnungen Napoleons hat "Erfurt" gezeigt, dass die Geschichte weitergehe. Die Ausblicke, die die meisten der in dem Buch versammelten Aufsätze eröffnen, machen dies deutlich.
Das Stadtarchiv Erfurt hofft, mit dem Band zugleich der besseren Kenntnis eines überaus bedeutsamen Zeitabschnitts wie der Vermittlung stadtgeschichtlichen Wissens zu dienen.