Lange Nacht der Wissenschaften 2007

15.08.2006 00:00

Am 27. April 2007 soll erstmals eine "Lange Nacht der Wissenschaften" in Erfurt stattfinden.

Was macht ein Medizinprofessor bei der OP? Wieso kommt Strom von der Sonne? Sind Genpflanzen das Nonplusultra? Funktioniert die Straßenbahn ohne Mikroelektronik? Wie fällt das Gehirn Entscheidungen? Welchen Einfluss haben die Medien auf die Menschen? Wissenschaft für jedermann nicht nur am Fernseher sondern "quasi zum Anfassen vor Ort" soll es im nächsten Jahr auch erstmals bei einer "Langen Nacht der Wissenschaften" in der Landeshauptstadt Erfurt geben.
"Die klügste Nacht des Jahres", so die vier Veranstalter Universität, Fachhochschule, Klinikum und Stadtverwaltung, soll am 27. April 2007 in der Zeit von 18 bis 24 Uhr stattfinden und neben der bereits erfolgreichen "Nacht der Museen" als zweites nächtliches Event in Erfurt etabliert werden.

Eine Lange Nacht der Wissenschaften gibt es in Berlin und anderen deutschen Städten bereits seit mehreren Jahren. Die erste Thüringer Veranstaltung dieser Art fand im vergangenen Jahr in Jena statt. "Mit der 'Langen Nacht der Wissenschaften' wollen die Organisatoren nun Wissenschaft und deren Anwendung einem breiten Publikum in Erfurt nahe bringen", so Marlies Imhof von der Kulturdirektion Erfurt. "Dabei sollen sich die Wissenschaften als begreifbar und anschaulich im wahrsten Sinne des Wortes präsentieren". Mit der Fachhochschule, dem Helios-Klinikum und der Universität habe Erfurt drei Einrichtungen, in denen man sich direkt mit Wissenschaften oder angewandten Wissenschaften befasse. Das Feld des Einsatzes wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Landeshauptstadt sei aber noch viel breiter ausgeprägt. Stadtwerke, Solarfirmen, Informatik-Bereiche, aber auch der traditionelle Gartenbau sind Beispiele für den Einsatz modernster Technologien. Alle gemeinsam werden im Rahmen der ersten Langen Nacht der Wissenschaften in Erfurt ein umfangreiches Programm von Veranstaltungen für Jung und Alt und über ganz Erfurt verteilt bieten.

Das Helios Klinikum Erfurt wird sich u. a. mit dem Institut für Pathologie beteiligen, dass seine Türen an dem Abend öffnen wird, kündigte Brigitte Kohlberg, Pressesprecherin des Klinikums, an. Der Neubau, der Anfang 2005 in Betrieb genommen wurde, verfügt über hochmoderne Labore. Das Institut beteiligt sich seit Jahren an der EU-geförderten Spitzenforschung zur Entwicklung neuer Krebsbehandlungsmethoden. Mitarbeiter des Institutes werden zur Wissenschaftsnacht den Weg vom Operationspräparat zum histologischen Schnittpräparat demonstrieren und am Beispiel die neuen technischen Verfahren erklären. Interessierte Besucher können die verschiedenen Erscheinungsformen bösartiger Tumoren am Mikroskop betrachten. Des Weiteren können Besucher eigenhändig eine orale Zytologie gewinnen, einfärben und mikroskopieren.

Seit einem Jahr wird an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Plastische Operationen ein Op-Simulator, der so genannte "Voxel-Man TempoSurg", eingesetzt. "Die Simulation von realistischen Operationen an Computern eröffnet völlig neue Möglichkeiten in der Ausbildung von jungen Fachärzten und in der Sicherheit und Qualität von Hochrisikoeingriffen durch erfahrene Operateure", erläutert Prof. Dr. med. Dirk Eßer, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der HNO-Klinik. Während der Wissenschaftsnacht können Besucher selbst mit dem "Bohrer", einem Datenstift, der einem echten Knochenbohrer aus dem OP-Saal nachempfunden ist, virtuelles Knochengewebe absolut realitätsnah bearbeiten.

"Die Fachhochschule Erfurt beteiligt sich mit allen Fachbereichen an der Langen Nacht der Wissenschaften", so Pressesprecher Roland Hahn. Prof. Dr.-Ing. Jens Mischner vom Fachbereich Gebäudetechnik und Informatik werde die Wirbelrohr-Technologie vorstellen, die auf der Einbringung von Gasen in ein speziell dimensioniertes Wirbelrohr und der damit verbundenen Erzeugung von Wärme und Kälte basiere. Derzeit arbeitet man an der FH an der Entwicklung praktischer Anwendungen für den Einsatz in der Gebäudetechnik. Der Fachbereich Landschaftsarchitektur und Gartenbau lädt die Besucher kurz vor Mitternacht auf den "grünen Campus" in der Leipziger Straße ein. Im auch sonst öffentlich zugänglichen Arboretum (Pflanzen- und Gehölz-Sammlung) soll eine Licht-Show die gestalterische Verbindung von Technik und Landschaft demonstrieren.

"Die Universität wird ihre Veranstaltungen in der hell erleuchteten modernen Universitäts- und Forschungsbibliothek auf dem Campus in der Nordhäuser Straße konzentrieren", so Pressesprecher Jens Panse. Neben wissenschaftlichen Vorträgen und Vorstellungen von Forschungsprojekten, werde man die mittelalterlichen Bücherschätze der Bibliothek präsentieren. Ein Schwerpunkt der Uniprojekte zur Nacht der Wissenschaften wird der Bereich Kunst und Medien sein. Einen interessanten Blick auf die verschiedenen Religionen verspricht das Thema "Mobilisierung von Religion". Prof. Dr. Bultmann und Prof. Dr. Joas geben Antworten auf die Fragen, was Menschen zur Religion bringt und welche Auswirkungen dies auf die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit hat. Aus wirtschaftswissenschaftlicher und psychologischer Perspektive werden Prof. Dr. Rockenbach und Prof. Dr. Betsch erläutern, wie Menschen Entscheidungen treffen und welche Rolle dabei die Vernunft und die Intuition spielen.

Der Standort Erfurt-Südost mit derzeit rund 80 klein- und mittelständischen High-Tech-Unternehmen der Elektronik, Mikrosystemtechnik, Solar- und Umwelttechnik und über 1 000 Beschäftigten, wird sein beachtliches Innovationspotential präsentieren. Im Anwendungszentrum für Mikrosystemtechnik wird das Foucaultsche Pendel gezeigt. Die PV Silicon Forschungs- und Produktions AG sowie die ErSol Solar Energy AG öffnen ihre Pforten an diesem Abend und die Erfurter Verkehrsbetriebe ermöglichen einen Blick hinter die Kulissen. "Auch ein attraktiver und wirtschaftlich hocheffizienter Nahverkehr kommt heute nicht mehr ohne Anwendung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse aus. Wie der Nahverkehr aus der Ferne dirigiert wird, was in der Fahrzeugdiagnose alles möglich wird und welche Entwicklungen beim Erwerb und der Kontrolle von Fahrkarten zu erwarten sind, das möchte die EVAG direkt vor Ort vorstellen", so Volker Krebs Hauptabteilungsleiter Planung und Marketing bei der EVAG.

Damit sich die Besucher entspannt die vielen Angebote in der Langen Nacht besuchen können, wird die EVAG ein spezielles Nahverkehrsangebot anbieten. Gedacht sind zusätzliche Verbindungen wie bei der Langen Nacht der Museen, Pendelverkehre und Sonderfahrten. Die moderaten Eintrittspreise beinhalten auch die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Die Zeitungsgruppe Thüringen und der MDR unterstützen als Medienpartner die erste "Lange Nacht der Wissenschaften" in der Landeshauptstadt.

Weitere Informationen erhalten die Besucher im Programmheft, das Anfang März 2007 erscheinen wird sowie im Internet unter www.wissenschaftsnacht.erfurt.de http://www.langenachtderwissenschaft.erfurt.de/. Noch bis 15. Oktober wird ein Logo für die Veranstaltung gesucht. Dafür ist ein Preisgeld von 500 Euro ausgelobt.