Drogenkonsum und die Folgen für die Familie
Nur eine gelingende Bindung in den ersten Lebensjahren bildet ein festes Fundament für das spätere Leben des Kindes. Existieren keine verlässlichen Bindungspersonen (z. B. aufgrund von Drogenkonsum) kann dies nach Aussagen der Psychologin Frau Weismantel zu erheblichen Risiken für die kindliche Entwicklung führen. Um die Beziehungs- und Erziehungskompetenz junger Eltern sowie die Bindung zwischen Kindern und Eltern zu fördern, wurde 2013 das Erfurter Netzwerk für Frühe Hilfen und Kinderschutz gegründet, welches in der Landeshauptstadt zahlreiche Angebote und Hilfen für Familien bereitstellt.
Mitarbeitern dieses Netzwerkes wird im Rahmen einer Fachtagungs-Reihe, die durch den Fachbereich Frühe Hilfen/Kinderschutz des Jugendamtes Erfurt sowie die Kinderschutzgruppe des Helios-Klinikums ins Leben gerufen wurde, eine Plattform für einen regelmäßigen und intensiven fachlichen Austausch angeboten. Am 18. März 2015 fand die vierte Veranstaltung dieser Reihe unter der wissenschaftlichen Leitung von Herrn Dr. Kay Großer (Chefarzt der Kinderchirurgie und Kinderurologie des Helios-Klinikums) statt, an dem über 150 Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Jugendhilfe sowie anderer sozialer Dienstleistungen teilnahmen. Verschiedene Experten aus den Bereichen der Medizin, Rechtswissenschaften, Psychologie und (Sozial-)Pädagogik stellten im Rahmen von fachlichen Vorträgen die Besonderheit des Drogenkonsums im familiären Umfeld sowie die dadurch entstehenden Folgen für betroffene Eltern sowie Kinder dar.
Dabei wurde deutlich, dass betroffene Familien nur dann effektiv durch Hilfsangebote erreicht werden können, wenn die Fachkräfte des Netzwerkes zunächst ein "grundlegendes Verständnis für die Ursachen des Drogenkonsums entwickeln und die Eltern mit ihrer Erkrankung ernst nehmen", so der Referent Herr Jähnichen vom Ökumenischen Hainich Klinikum in Mühlhausen.
Nehmen Eltern die Unterstützung der Mitarbeiter des Netzwerkes an, können vielfältige Angebote für die Familien vermittelt werden. Das niedrigschwellige Projekt "Jonathan" der SiT gGmbH Erfurt ist eines davon. Es bietet Kindern aus betroffenen Familien, die sich in ihrer Lebenssituation oft sehr einsam und überfordert fühlen, "die Möglichkeit im Rahmen einer Gruppe zu ihren Ängsten und Sorgen zu stehen und sich mit anderen auszutauschen", verdeutlichte Frau Kühnel in ihrer Präsentation des Projektes. Das Projekt "Seelensteine" des TWSD in Thüringen gGmbH hingegen widmet sich vorrangig Kindern, die aus psychisch belasteten Familien stammen. Diese Kinder können oft kaum ausreichende positive Bindungserfahrungen machen und tragen ebenso wie Kinder aus suchtbelasteten Familien ein hohes Maß an Verantwortung für ihre Eltern. "Das Projekt Seelensteine hilft ihnen ein Stück Kindheit neu zu entdecken, sich mitteilen zu können und Verantwortung abzugeben sowie Hilfen anzunehmen", so Frau Frau Cramer vom TWSD in Thüringen gGmbH.
Gelingt es den Mitarbeitern des Netzwerkes "Frühe Hilfen/Kinderschutz Erfurt" den Eltern bzw. Familien rechtzeitig eines dieser vielfältigen Angebote zu unterbreiten, können nach Aussagen von Herrn Schmettau, der als Richter am Amtsgericht Erfurt tätig ist, in vielen Fällen familiengerichtliche Schritte aber auch Kindeswohlgefährdungen vermieden werden.