Richtkrone für das Herz der Alten Universität
Mit der Baugenehmigung am 9. Juli 2009 fiel der Startschuss für das ehrgeizige Vorhaben. Es galt, Denkmal schützend zu bewahren, zu rekonstruieren, Fundamente in die Erde zu bringen, Wände zu mauern und einen imposanten Dachstuhl zu zimmern.
Die Baumaßnahme findet in einem archäologisch äußert interessanten Bereich statt. Traten bei den Untersuchungen Kulturdenkmale zu Tage, sind Denkmalschutzbehörde und Denkmalfachbehörde begleitende Fachämter zur Bewältigung der nicht zu unterschätzenden "archäologischen Phase" am Bau gewesen. Mit dem Richtfest sind nun Tief-, und Rohbauphase beendet, der Zimmerer hat seinen letzten Nagel im Dachstuhl versenkt, der Ausbau kann beginnen.
In der Michaelisstraße gegenüber der Michaeliskirche, in der Luther 1522 predigte, sind die Reste der einst von Erfurts Bürgern gegründeten Universität zu sehen. Sie nahm 1392 den Lehrbetrieb auf, und als drittälteste Universität im heutigen Deutschland nach Köln und Heidelberg genoss sie einst den Ruf, eine der renommiertesten Hochschulen Mitteleuropas zu sein.
Im Jahr 1816 schlossen die Preußen die Universität, am 6. Februar 1945 wurde das beeindruckende Gebäude von amerikanischen Fliegerbomben schwer beschädigt.
Seither spielte das Collegium maius eine wichtige Rolle und erfuhr immer wieder Wiederbelebungsversuche. 1983 wurde im Rahmen der Lutherehrung das Portal wieder aufgebaut, 1987 gründete sich eine Bürgerbewegung, aus ihr ging die Universitätsgesellschaft hervor. Zentrales Anliegen von ihr war, das symbolträchtige Gebäude wieder zu errichten.
Das Collegium maius befindet sich heute im Besitz der Evangelischen Kirche und wird im Ergebnis der Fusion der beiden Landeskirchen Sachsens und Thüringens zum Sitz der Föderation Evangelischer Kirchen Mitteldeutschland. Der neue Bauherr lobte 2008 für das zu entwickelnde Büro- und Verwaltungszentrum einen Architektenwettbewerb aus.
Die Jury, der auch Beigeordnete Ingo Mlejnek angehörte, entschied sich für den Entwurf der Steinblock Architekten aus Magdeburg, der die Anordnung bestehender Gebäude und die neu geplanten Gebäudeteile in eine repräsentative wie funktionelle Hoflandschaft harmonieren lässt.
Der historische Festsaal wird künftig durch die flexible und transparente Form der Einbauten weitgehend erlebbar bleiben und kann je nach Nutzungsziel in der Größe verändert werden.