"Bild der Woche" präsentiert Ernst Ludwig Kirchners "Familie"
Treffpunkt ist im Foyer der Kunsthalle. Erläutert werden im Rahmen der wöchentlichen Veranstaltungsreihe, bei der die Teilnehmerzahl auf 30 Personen begrenzt ist, Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Druckgrafiken, die bis zum 2. Mai 2010 in der Kunsthalle der Landeshauptstadt präsentiert werden.
Diese Woche geht es um Ernst Ludwig Kirchners Bild "Die Familie", 1927/28.
Im Jahr 1905 schlossen sich vier Architekturstudenten in Dresden zu einer Künstlergruppe mit dem beziehungsreichen Titel "Die Brücke" zusammen. Gemeinsam war ihnen und allen Künstlern, die später zu ihnen stießen, ein ausgeprägt antiakademischer Impuls. Im Programm der Gruppe formulierte Kirchner diesen Anspruch: "Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt."
Ernst Ludwig Kirchner (18880-1938) war der vielleicht stärkste künstlerische Charakter dieser Gruppe, zugleich jedoch häufig psychisch angespannt und labil. Nach desaströsen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg und einem psychischen Zusammenbruch reiste er ins Schweizerische Davos, um sich zu erholen, aber auch, um sich künstlerisch wieder zu festigen. In Davos wandelt sich sein malerischer Stil noch einmal stark. Kirchner verarbeitet Einflüsse aus Paris, insbesondere des synthetischen Kubismus und von Picasso. Das in den Jahren 1927-28 entstandene Gemälde "Die Familie" zeigt dies sehr deutlich. Es ist im Auftrag des Folkwang Museums in Essen entstanden, als Vorbereitung auf einen umfangreich geplanten Freskenzyklus, der jedoch nie ausgeführt wurde. Das Bild zeigt eine kleine Familie in freier Natur: Vater, Mutter und ein kleines Kind. Der links stehende Vater wendet sich der sitzenden Mutter liebevoll zu, während diese den Säugling an ihrer Brust hält. Sind an den Bildrändern verschiedene Naturdetails gut zu erkennen, so verselbständigen sich die Farbformen innerhalb der Figurengruppe zu organisch wirkenden Verschlingungen, welche die Figuren unlösbar miteinander verbinden und auf diese Weise symbolisch jenen intensiven menschlichen Zusammenhalt herstellen, den sich Kirchner vorstellte. Die Gesichter von Mann und Frau als geistige und emotionale Zentren der Gruppe werden durch verzweigte grüne Formen miteinander verbunden. Die abnehmende Farbsättigung der Rosa- und Grüntöne hin zum Säugling verweist auf ein Leben, dass noch ganz am Anfang seiner Entwicklung steht. Gelbe Farbbänder wiederum verbinden den Kopf des Babys mit der Schulter des Vaters und den Nabel mit dem Kopf der Mutter. So wird nicht nur die äußere Zusammengehörigkeit dieser Personen visualisiert, sondern auch ein innerer Lebensstrom, der die drei miteinander verbindet.
Die Teilnehmerzahl ist auf 30 Personen begrenzt.
Die Ausstellung wurde möglich, weil das Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld wegen Renovierung seine Sammlung auslagern muss. Im Anschluss an Erfurt wandert die Ausstellung weiter nach Würzburg, Cottbus, Freiburg (Br.) und Rotterdam.
Für die Ausstellung "Farbwelten" (und die jeweils parallel laufenden Kabinettausstellungen im Renaissance-Saal) gelten folgende Eintrittspreise:
Normal: 7,00 EUR (Audioguide bei Bedarf inklusive)
Ermäßigt: 4,00 EUR
angemeldete Führungen: 40,00 EUR
Kinder-, Schüler- und Studentengruppen im Rahmen des Unterrichts Eintritt frei. Täglich eine Stunde vor Schließung und jeden ersten Samstag im Monat Eintritt frei. (Die eintrittsfreie Zeit donnerstags ab 18 Uhr entfällt.)