An der (Rathaus-)Uhr wird gedreht: Umstellung auf die Sommerzeit
Für die Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit ist die Uhr mit der Werknummer 1074 und dem Herstellungsjahr 1874 nicht gebaut. In Deutschland wurde die jetzt gültige Zeitumstellung von der Normalzeit – von vielen auch als Winterzeit bezeichnet – auf die Sommerzeit im Jahr 1980 eingeführt. Als ein wichtiger Grund galt die Überzeugung, mit der Regelung durch eine bessere Nutzung des Tageslichts Energie sparen zu können. Ein weiterer Grund war zudem die Anpassung an Nachbarländer, die diese Regelung schon früher eingeführt hatten.
Das konnten die früheren Uhrmacher natürlich nicht ahnen und so wird der alten Turmuhr eine besondere Behandlung zuteil: Denn was auf der Vorderseite des Rathauses wie eine ganz normale Uhr aussieht, entpuppt sich bei einem Blick hinter das Ziffernblatt auf den Dachboden des Rathauses als komplizierter Mechanismus aus Zahnrädern, Gewichten, Hebeln und Pendeln. Damit die Uhr nachher genau geht und die Glocke richtig anschlägt, muss der Mechanismus überbrückt und das Glockenspiel vier Mal ausgelöst werden.
Die Erfurter Rathausuhr wurde von Johann Mannhardts entwickelt - dem ersten Turmuhrmacher der Welt. Sogar die Glockenuhr im Vatikan schlägt nach dem System Mannhardts. Der erfinderische Bayer gewann zahlreiche Preise, wurde vielfach ausgezeichnet und wurde 1867 zum Vizepräsidenten der Londoner Gesellschaft zur Hebung von Kunst und Wissenschaft ernannt. Das Besondere an der Uhr, die im Erfurter Rathaus eingebaut wurde ist die von Mannhardt zum Patent angemeldete und nach ihm benannte Schwerkrafthemmung.
Wahrscheinlich weil sie täglich mit Hand aufgezogen werden musste, stand die Uhr viele Jahre still. Mit dem Anbruch neuer Zeiten 1990 wurde sich auch der Rathausuhr angenommen. Sie wurde umfangreich restauriert und schlägt - kleine Abweichungen können bei dem betagten Gerät schon mal auftreten - stets zuverlässig. Außer wenn mal wieder an der Uhr gedreht wird.