"Zeitreise in die Kindheit – Thüringer Erinnerungen an die 50-er und 60-er Jahre"
Präsentiert wird erlebte und erinnerte Zeitgeschichte vor allem durch zeitgenössische Fotografien in Verbindung mit Erinnerungserzählungen von Zeitzeugen. Darüber hinaus werden Fotos von Heinz Lutz, der von 1945 bis 1980 als Fotograf in Erfurt tätig war, erstmalig zu sehen sein. Ziel der Ausstellung ist ein Dialog der Generationen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm für verschiedene Altersgruppen zu unterschiedlichen Themen soll weitere interessante Zugänge zur Kindheit in den 50er und 60er Jahren eröffnen.
Der Startschuss für das Ausstellungsprojekt fiel im vergangen Sommer an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Basierend auf dem Verfahren der Fotobefragung führten 30 Studenten der Volkskunde 130 Interviews mit Zeitzeugen durch. Dabei ging es nicht darum, die "Wahrheit" herauszufinden, sondern vorrangig um die subjektive Erinnerung. Somit konnte herausgestellt werden, wie Erinnerung wahrgenommen und gedeutet wird, aber auch wie sich erinnerte Wirklichkeit darstellt und welche Erzählmuster sich daraus ergeben. Bewusst wurde nach Kontrasten und Reibungspunkten gesucht, um den Dialog anzuregen. Den Besuchern werden durch lebensgeschichtliche Tafeln Anreize gegeben, sich selbst eine eigene Meinung zu bilden und herauszufinden, welche Erfahrungen der Zeitgeschichte an sie selbst weitergegeben wurden.
Ein früher Schmalspurfilm, viele Zeitobjekte und die bislang unveröffentlichten Aufnahmen des Heinz Lutz, die das Erfurter Stadtarchiv zu Verfügung gestellt hat, sorgen für einen eindrucksvollen Erinnerungseinblick. Die selbst gewählten Themenschwerpunkte der Studenten gestalten sich vielfältig: Neben der Spielwelt, Schule und Wohnwelt werden auch Themen wie Pionierorganisationen, Landkindheit und Ferienlager hinterfragt, ohne jedoch die privaten und öffentlichen Feste sowie die Medien außer Acht zu lassen.
Das Rahmenprogramm wurde von 60 Studenten der Erfurter Universität konzipiert und umgesetzt. Es fügt sich, unter Einbeziehung mehrerer Generationen, in das Dialogkonzept der Ausstellung ein. Großes Heimkino kann man zum Beispiel mit dem Original-Diaprojektor
Pouva Magica aus damaliger Zeit erleben. Neben bekannten Dia-Märchenfilmen, wie zum Beispiel Dornröschen und dem Froschkönig, sind unter anderem auch Hygiene- und Verkehrserziehungsfilme zu sehen. Im Kinderkunstprojekt "Wie war das damals?" werden Kinderbilder aus dem Kinderkunstarchiv mit aktuellen Bildern heutiger Kinder korrespondieren. Dazu bietet ein Malwettbewerb Kindern, aber auch ganzen Hortgruppen, die Möglichkeit sich zu beteiligen. Um spielerisch die Vergangenheit zu entdecken, werden am 23. und 30. Juni die Bollerwagen zur Altstoffsammlung geölt. Gezielt sammeln Studenten mit interessierten Hortgruppen an diesen Tagen Altpapier für den Wertstoffhof zu Gunsten der Unicef. Außerdem sind Spiele mit Kindern in und um das Rathaus geplant, um ganz besonders die jüngsten Besucher, aber auch ihre Großeltern anzusprechen.
Einen ganz anderen und vielseitigen Einblick in die DDR-Kindheit geben die wissenschaftlichen Vorträge, die an fünf Tagen der Ausstellung zusätzlich zum Rahmenprogramm in den Räumlichkeiten der Universität Erfurt stattfinden.