Widerstand und Verrat: Gestapospitzel im antifaschistischen Untergrund
Die Geheime Staatspolizei (Gestapo), das gefürchtetste Instrument des NS-Regimes, verfügte lediglich über eine sehr dünne Personaldecke. Dennoch gelang es ihr, in fast alle Gruppen und Netzwerke des organisierten Widerstandes einzudringen und sie zu zerschlagen. Wie dies möglich war, zeigt Hans Schafranek in seiner hochinteressanten Studie über die Unterwanderung österreichischer Widerstandsgruppen durch die Wiener Gestapo. Dabei geht es nicht nur um regionale Besonderheiten, sondern auch um allgemeine Aspekte der verdeckten Ermittlungsarbeit der Gestapo sowie deren struktureller Aufbau und Tätigkeitsfelder.
Im Vordergrund stehen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Spitzel für das NS-Regime wurden. Manche drängten sich beinahe als Verräter auf, andere wiederum wurden unfreiwillig und unter Druck zu Kollaborateuren. Sie alle arbeiteten als Zuträger, die regelmäßig und gegen Geld Informationen über Einzelpersonen, aber auch Gruppen weitergaben. In dieser Funktion traten sie zum Teil als aktive Werber, Gestalter und augenscheinliche Initiatoren des Widerstandes auf und lieferten die Beteiligten später an die Gestapo aus. Nur ein geringer Teil der Spitzel wurde nach Kriegsende wegen ihrer Taten angeklagt.
Schafraneks Buch wirft einen Blick auf dieses tödliche Netzwerk und zeigt, wie in der Zeit des Nationalsozialismus Widerstand und Verrat unauflöslich miteinander verknüpft waren.
Dr. Hans Schafranek ist Historiker und freier Mitarbeiter am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Außerdem ist er Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zu den Themenschwerpunkten vergleichende Diktaturforschung, österreichische Zeitgeschichte bis 1945, Emigration in die UdSSR und Nachrichtendienste im Zweiten Weltkrieg.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung statt.