Steve McCurry. Retrospektive
McCurry berichtete seit 1979 als einer der ersten Fotografen vom Afghanistan-Konflikt. Seine Bildreportagen wurden im Time Magazine, der New York Times und Geo veröffentlicht. Auch beim ersten Golfkrieg war McCurry dabei. Dennoch sind seine besten Aufnahmen nie nur Reportagebilder, sondern repräsentieren Archetypen, Ikonen der Menschheit. Das „Afghanische Mädchen“ ist eines der Hauptwerke der Retrospektive des Fotografen – neben den zahlreichen eindrucksvollen Menschenbildern, die der Amerikaner in den letzten dreißig Jahren aufgenommen hat. Für ihn, den die Farben Asiens, wie er sagt, „gelehrt haben, in Licht zu sehen und zu schreiben“, geht es darum, zeitlose Dokumente zu schaffen, den „Fluss der Zeit“ darzustellen.
Geboren 1950, ist Steve McCurry seit 1986 Mitglied in der renommierten Agentur Magnum Photos, die 1947 von Fotografenlegenden wie Robert Capa uns Henri Cartier-Bresson ins Leben gerufen wurde. Seine Arbeiten wurden weltweit vielfach ausgezeichnet.
McCurry fotografiert in Krisengebieten und richtet seine Kamera vornehmlich auf Szenen am Rande des Kriegsgeschehens. Er bezeichnet sich selbst nicht als Kriegs-, sondern als „Kriegsrandfotograf“. Seine Fotos dokumentieren die Wunden des Krieges, verschwindende Kulturen und Traditionen, die Folgen der Globalisierung und die Veränderungen der Lebenszusammenhänge. Dabei gilt McCurry´s Interesse den Facetten der menschlichen Existenz, der Würde jedes Menschen. Es gelingt ihm, mit einzelnen Bildern ganze Geschichten zu erzählen. So, wenn er fünf Frauen auf einem Basar fotografiert, vollständig verhüllt in die traditionelle Burka, und über ihren Köpfen baumeln moderne Turnschuhe.
Die Bilder des Fotografen faszinieren durch ihre intensive Farbigkeit. Diese ist jedoch kein Selbstzweck. McCurry spielt mit den Farbwelten der verschiedenen Kulturen, durchbricht die vertrauten Sehgewohnheiten und lädt seine Fotos dadurch emotional auf. In seinen Fotografien aus China und Bangkok sind es die leuchtenden Gewänder der Mönche und in Afghanistan strahlen Orangen aus dem trostlosen kriegszerstörten Alltag.
„McCurry hat immer das endgültige Foto gesucht, nie das aktuelle. Seine Kompositionen sind das Gegenteil von Schnappschüssen, auch wenn sie sich den Anschein des Spontanen geben“, schrieb Andeas Kilb in der FAZ.
Die Ausstellung vereint rund 120 Fotografien, die zwischen 1980 und 2012 in Ländern wie Afghanistan, den USA, Pakistan, Indien, Tibet, Kaschmir, Kambodscha, Indonesien, Burma oder Kuwait entstanden sind. Nach zwei erfolgreichen Ausstellungsstationen im Kunstmuseum Wolfsburg und im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg präsentiert nun auch die Kunsthalle Erfurt einen umfassenden Überblick über das farbgewaltige Werk des Bildmagiers Steve McCurry.