Das Ampelmännchen wird 50 Jahre: Erfurt gratuliert mit einer Geburtstagsedition
Einige Mitarbeiter des damaligen Eigenbetriebes Stadtbeleuchtung und des heutigen Tiefbau- und Verkehrsamtes ließen ihrer Kreativität in Sachen Ampelmännchen freien Lauf und schufen in den vergangenen Jahren mittels Nagelschere verschiedene Ampelmänner und -frauen. So staffierten sie eines der Männchen mit einem Zylinder und ein anderes mit einem Schirm aus. Eine Frau bekam eine Handtasche und ein Mädchen ein Herz. Einen der grünen Gesellen schickten die Mitarbeiter in die Bäckerlehre, ein anderer wurde zum Schulanfänger mit Zuckertüte und ein dritter isst ein Eis.
Gratulant legt Hand an: OB Andreas Bausewein montiert das Ampelmännchen vor der Bibliothek am Domplatz.
Das neueste Ampelmännchen hält eine Geburtstagstorte in den Händen und hat einen Glücksklee am Hut. Oberbürgermeister Andreas Bausewein ließ es sich nicht nehmen, das neue Ampelmännchen persönlich vor der Bibliothek am Domplatz anzubringen. "Fast hätten wir den Geburtstag vergessen", gesteht der bekennende Ost-Ampelmännchen-Fan. "Mit dieser Variation gratulieren wir dem Ampelmännchen zum 50. Geburtstag. Es wird ganz sicher nicht die letzte Sonderauflage sein."
Der Verkehrspsychologe Karl Peglau nahm sich seinerzeit der Aufgabe an, die Unfall-Gefahren des wachsenden Straßenverkehrs einzudämmen. Seine Idee war es, die bisher nur aus Farbsignalen bestehende, allein bestimmende Autoampel durch jeweils eigene Ampeln für die anderen Verkehrsgruppen zu ergänzen. Am 13. Oktober 1961 stellte er im Ostteil Berlins seine Idee zur Fußgängerampel (das Ampelmännchen) vor, bis zur Errichtung der ersten Ampel dauerte es allerdings noch ein paar Jahre.
Die Neuzeit der Ampelregelung in Erfurt begann mit dem erwarteten Verkehrsansturm anlässlich der 1. Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) im Mai 1961 auf dem Anger. Sie wurde vom Verkehrsturm auf der Mittelinsel durch die Polizei von Hand geschaltet. Der Verkehrsturm konnte gerettet werden und steht heute auf dem Gelände der EVAG in der Magdeburger Allee. Mit Beginn der 70er Jahre und insbesondere mit dem Umbau des Ringes wurden zunehmend auch Ampelanlagen gebaut, so dass bis zur Wende in Erfurt 79 Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen (LSA), so der Fachbegriff, ausgestattet waren. Damit hielt auch das Ampelmännchen Einzug in unsere Stadt.
Heute gibt es rund 250 Ampelanlagen mit circa 1400 Signalgebern für Fußgänger. Nach der Wende mussten auf Grund der geltenden Richtlinien die sogenannten "Euromännchen" eingesetzt werden, bis das Land Thüringen in einem Erlass gestattete auch die "DDR-Ampelmännchen" wieder einzusetzen. Dies wurde von der Stadt konsequent umgesetzt – nicht nur weil das alte Ampelmännchen sympathischer ist, sondern auch weil die Symbolik eindeutiger und die Leuchtfläche größer ist.