Konzertante Lesung in der Kleinen Synagoge
Die Geschichte der russischen Juden im 20. Jahrhundert stellt ein besonderes Kapitel in der Weltgeschichte des Judentums dar. Die gewaltigen gesellschaftlichen Spannungen im zuerst monarchistischen und dann sowjetisch-sozialistischen Riesenreich trieben die Juden, die mittendrin in den sozialpolitischen Turbulenzen zu überleben suchten, ins Dilemma zwischen Tradition und Assimilation. Nach dem Überfall von Nazi-Deutschland auf die Sowjetunion gerieten sie auf den durch Hitlers Truppen besetzten Territorien in tödliche Gefahr, die dann in der Vernichtung der größten Teile der jüdischen Bevölkerung dieser Gebiete gipfelte. Trotz der enormen menschlichen Verluste im Krieg sowie des proklamierten Internationalismus etablierte sich der sowjetische Antisemitismus nach dem 1945 in ganz besonderem Maße, was dann die Juden in der UdSSR erneut an den Rand des Überlebens brachte.
Referent Dr. Roman Salyutov, 1984 in Leningrad geboren und 2004 nach Deutschland ausgewandert, wird über dieses Kapitel der jüdischen Geschichte erzählen und dabei Auszüge aus der zeitgenössischen Literatur von Isaak Babel und Wassily Grossman vorlesen. Die Lesung wird durch ausgewählte Musikwerke von Felix Mendelssohn, Gustav Mahler, Maurice Ravel und Viktor Ullmann, der im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet wurde, bereichert. Der Abend wird von Agnes Grube an der Oboe und Roman Salyutov (Klavier und Vortrag) begleitet.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der VHS Erfurt mit dem Netzwerk Jüdisches Leben Erfurt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.